Halle02 beteiligt sich an eindringlichem Appell von Liveclubs
Deutschlands Liveclubs in der Klemme - Die 30 größten Veranstalter formulieren gemeinsamen Appell - Heidelberger halle02 ist dabei

Die Halle02 in der Heidelberger Bahnstadt. Foto: vaf
Heidelberg. (voe) Die 30 größten privatwirtschaftlich organisierten Liveclubs Deutschlands haben einen dringenden Appell an die Öffentlichkeit gerichtet, um ihr Überleben auch für die Zeit nach der Corona-Krise zu sichern. Zu den Unterzeichnern gehört auch Felix Grädler von der Heidelberger halle02.
"Als Erste geschlossen, als Letzte wieder geöffnet", mahnen die Clubbetreiber. Zwar werde schon vielerorts über Lockerungen gesprochen, aber eine Öffnung für Clubs und Livekonzerte sei aufgrund der Pandemie noch lange nicht absehbar. Selbst eine Durchführung von Konzerten oder Clubnächten in Spielstätten unter 1000 Quadratmetern wäre bei Einhaltung der aktuellen Sicherheitsvorgaben wirtschaftlich nicht tragfähig.
Wenn in Zukunft wesentlich weniger Besucher kommen können, läge die maximale Auslastung bei 20 Prozent. Damit können die Kosten nicht aus den Einnahmen gedeckt werden. Außerdem leide die Atmosphäre darunter: Tanzen, Schwitzen, tropfender Schweiß von der Decke, das gehöre einfach zu einer gelungenen Clubnacht, passe aber nicht zu den Schutzmaßnahmen vor einer Tröpfcheninfektion.
Auch Konzerte lebten von der Nähe und dem gemeinsamen Erleben des Bühnengeschehens. Mit Abstandsregeln auf der Bühne sind sie kaum durchführbar. "Gerade wir Livemusik-Locations werden noch lange unter den Auswirkungen der Corona-Krise zu leiden haben." Um die aktuelle Situation zu überstehen, müsse eine Diskussion über mögliche Änderungen der Rahmenbedingungen für die nähere Zukunft geführt werden. Dabei gehe darum, die Chancen auf einen sinnvollen Weiterbetrieb auszuloten.
Bei den Clubs handelt es sich um Kulturbetriebe, die aufgrund der minimalen Umsatzrendite keine Rücklagen erwirtschaften konnten. Trotzdem wollen die Veranstalter weiterhin ihrer gesellschaftlichen Aufgabe, Livekultur anzubieten, gerecht werden: "Deshalb wollen wir neben dem Empfang von Soforthilfen auch selbst Verantwortung übernehmen und durch Kredite und andere Maßnahmen unsere Existenz sichern." Dafür bräuchte man jedoch geänderte Konditionen, um das Risiko der Kredit-Rückzahlung schultern zu können.
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Felix Grädler von der Heidelberger halle02 bringt die derzeitige Situation auf den Punkt: "Für einen großen Teil unserer Gesellschaft wäre es fatal, wenn die Bedeutung von Club-, Nacht- und Konzertkultur weiter unterschätzt wird und die entsprechenden Betriebe schließen müssen, weil sie nicht ausreichend unterstützt werden." Clubs seien Orte, an denen die (Sub-)Kultur gelebt werde.
In ihnen kommen Menschen zusammen, sind kreativ und ausgelassen. Mehr noch: Sie sind identitätsprägend für ihre jeweilige Stadt oder Region. "Sie zu verlieren, würde bedeuten, jahrzehntelange Aufbauarbeit gering zu schätzen und zahlreichen Menschen die Möglichkeit zu nehmen, ihre Form von Kultur zu leben", sagt Grädler.