Hintergrund Schulstart Sinsheim

09.09.2021 UPDATE: 09.09.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Braucht es wieder Decken und Winterjacken?

Wie geht’s den Schülern zum Start des neuen Schuljahres? Was sind ihre Hoffnungen und Befürchtungen? Schülerin und RNZ-Mitarbeiterin Kinga Sadovskaia hörte sich um.

Viele Schüler verbinden das zurückliegende Schuljahr mit abwechselnd zu wenigen und zu vielen Aufgaben im Fernunterricht sowie dem unangenehmen Stäbchen-in-die-Nase-Stecken. Und während viele Schüler gelangweilt sind und sich darauf freuen, ihre Klassenkameraden wiederzusehen, sind einige immer noch zu sehr vertieft in das Feriengefühl, um richtig zu fassen, dass es nächste Woche schon wieder losgeht. "Und erneut fängt ein Jahr voller Erwartungen und Druck an", meint Kerem Tüzün, im vergangenen Schuljahr Schülersprecher des Wilhelmi-Gymnasiums. Und Corona ist präsent: "Ich warte auf die 10.000. Welle", sagt ein Schüler.

Egal ob Grundschule oder Abschlussklasse: Alle Schüler haben während der Pandemie Disziplin und Selbstbeschäftigung mühsam gelernt. Und einige räumen ein, dass sie Aufgaben oft nur erledigt haben, um sie aus der To-do-Liste zu streichen, und nicht um etwas daraus zu lernen. Während sich viele über Videokonferenzen ärgerten, die immer mal wieder abstürzten, weil die Programme oder Verbindungen überlastet waren, habe es aber auch schöne Momente gegeben. Beispielsweise, wenn so manche Schüler schneller als gewohnt mit den Aufgaben fertig waren. Im Fernunterricht mussten sie nicht wie sonst üblich auf den Rest der Klasse warten, sondern konnten ihre Zeit anders nutzen.

"Das Schulsystem war in vielen Bereichen überlastet" – diese Erfahrung haben einige Schüler gemacht. Sie fühlten sich zurückgelassen, weil sie es nicht gewohnt waren, die Hilfestellung der Lehrer virtuell zu bekommen. Deshalb haben manche die Befürchtung, dieses Jahr nicht ganz mitzukommen, auch wenn die Schulen Dutzende Upgrades bekommen haben und die Hilfestellungen um einiges besser geworden sind. Während die Einen in Homeschooling die Chance sahen und immer noch sehen, mehr Freizeit zu haben, befürchten nicht wenige Abschlussklassen, dass ihre Vorbereitung für die kommenden Prüfungen zu kurz kommt, oder, dass sie ohne den Druck in der Schule nicht ausreichend lernen.

Ein weiteres Thema, was eine beachtliche Zahl an Schülern im Wilhelmi-Gymnasium beschäftigt, sind die schönen Momente der Schulzeit: Da im vergangenen Jahr keine stufenübergreifenden Veranstaltungen und größtenteils auch keine Ausflüge möglich waren, fehlte es vielen an einem gewohnten Klassen- und Schulmiteinander. Dieses Schuljahr erwarten viele, dass SMV-Aktionen und Ausflüge mit den Klassen wieder möglich sind, sodass neben Tests und Einschränkungen auch gute Erinnerungen bleiben.

Was Corona-Einschränkungen anbelangt: Viele Jugendliche rechnen damit, in der kälteren Jahreszeit wieder mit Decken und Winterjacken in den Klassenzimmern zu sitzen, weil manche Lehrer die Fenster dauerhaft offen lassen. Und schon jetzt debattieren manche Kraichgau-Realschüler, ob sie zusammen einen Wasserkocher kaufen, um im Winter heiße Instantnudeln in den Mittagspausen schlürfen zu können.

Und während jeder Schüler nach den Sommerferien doch irgendwie gespannt ist zu sehen, wie so manche Mitschüler aussehen oder sich freuen, den geheimen Schwarm endlich wiederzusehen, sind sehr viele einfach froh, mal wieder ein normales Zeitgefühl in der Routine des Schultags zu entwickeln.