Hintergrund Juden Neidenstein

Die Neidensteiner Juden entwickelten sich zu einer der größten jüdischen Gemeinden Badens, 281 Personen waren es im Jahr 1842. Auch nach 1933 gab es noch viele Betriebe in jüdischem Besitz, darunter ein Kolonialwarengeschäft, eine Mehl- und Getreidehandlung, die Gastwirtschaft "Hirsch", zwei Manufakturwarengeschäfte, eine Metzgerei und eine Eisenhandlung. Feindseligkeiten aufgrund der Konfession sind vor der nationalsozialistischen Herrschaft nicht überliefert. Im Gegenteil, Juden galten im Burgdorf als gänzlich im Vereins- und Gemeindeleben integriert.

21.01.2019 UPDATE: 21.01.2019 19:00 Uhr 1 Minute, 5 Sekunden

Die Neidensteiner Juden entwickelten sich zu einer der größten jüdischen Gemeinden Badens, 281 Personen waren es im Jahr 1842. Auch nach 1933 gab es noch viele Betriebe in jüdischem Besitz, darunter ein Kolonialwarengeschäft, eine Mehl- und Getreidehandlung, die Gastwirtschaft "Hirsch", zwei Manufakturwarengeschäfte, eine Metzgerei und eine Eisenhandlung. Feindseligkeiten aufgrund der Konfession sind vor der nationalsozialistischen Herrschaft nicht überliefert. Im Gegenteil, Juden galten im Burgdorf als gänzlich im Vereins- und Gemeindeleben integriert.

1796 gab es eine "Judenschule" bzw. Synagoge, die durch die steigende Zahl der Mitglieder zu klein wurde. Die jüdischen Gemeindemitglieder beantragten 1822 den Bau eines größeren Gotteshauses. Über Kollekten und Versteigerung der Plätze in der Synagoge konnten sie unter anderem die Finanzierung des Baus sichern. Ende 1831 oder Anfang 1832 wurde die Synagoge eingeweiht. Das Gebäude, das im heutigen Kirchgraben 6 steht, zählte zu den größten Landsynagogen in Baden.

In der Reichspogromnacht wurde die Inneneinrichtung zerstört. Der vollständigen Zerstörung entging die Synagoge, da Nachbarn sich gegen die beabsichtigte Inbrandsetzung wehrten aus Angst, das Feuer könnte übergreifen. Im Januar 1939 wurde das Gebäude von der israelitischen Gemeinde mit Kaufvertrag für 1000 Reichsmark an einen örtlichen Landwirt verkauft. Der vordere Teil des Bauwerks wurde abgerissen, um dort eine Misthaufenanlage einzurichten. Fortan diente das Anwesen zur landwirtschaftlichen Nutzung. Nach der Beschlagnahmung der Alliierten im Jahr 1945 und der Übergabe an die "Jewish Restitution Successor Organization" verkaufte diese ihren Anteil von einem Drittel im Jahr 1951 an den Landwirt, der bereits 1939 das Gebäude erworben hatte.

Im Jahr 1998 wurde im Rahmen einer Diplomarbeit ein Konzept zur Bewahrung und Nutzung des Gebäudes als Gedenk- und Dokumentationsstätte ausgearbeitet. Maßnahmen zum Erhalt unterbleiben aber seit Jahren. Das rituelle Frauenbad könnte bei einer Ausgrabung die Synagoge kulturgeschichtlich zusätzlich aufwerten, im Kraichgau sind nur sehr wenige Mikwen erhalten. (bju)