Verpackte Leiche im Mordfall Höri 1,80 Meter tief vergraben
Im Prozess im Mordfall Höri obduziert die Rechtsmedizin nun eine Leiche, die ganz tief im Erdboden verscharrt entdeckt wurde. Ist es der seit fünf Jahren der vermisste Mann?
Konstanz/Kleve (dpa) - Die sterblichen Überreste eines Menschen, der vor fünf Jahren möglicherweise ermordet wurde, werden derzeit in der Rechtsmedizin Freiburg untersucht. Die Obduktion laufe, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Konstanz. Dort hatte der Angeklagte in einem gegen ihn laufenden Mordprozess völlig überraschend Hinweise auf den Verbleib der Leiche gegeben. Die Staatsanwaltschaft war in der Anklage zunächst davon ausgegangen, dass der Angeklagte die Leiche zerstückelt und in einer chemischen Substanz aufgelöst hatte.
Am Mittwoch gruben Ermittler die Leiche auf einem Grundstück in der Gemeinde Gaienhofen (Landkreis Konstanz) auf der Halbinsel Höri aus. Dort lebte der Vermisste zuletzt. "Die Leiche war sehr, sehr gut verpackt und lag 1,80 tief im Erdboden", sagte ein Polizeisprecher. Die Rechtsmedizin soll nun klären, ob es sich um das mutmaßliche Opfer des 49-Jährigen handelt. Wann ein Ergebnis vorliegen werde, sei unklar, sagte die Gerichtssprecherin. Augenscheinlich handle es sich bei der Leiche von der Größe her und dem Geschlecht nach um einen Mann.
Spürhund hatte bereits angeschlagen
Wenige Wochen nach dem Verschwinden des Mannes fanden schon einmal Grabungen auf dem Grundstück statt. Laut dem Konstanzer Polizeisprecher hatte man damals unweit des jetzigen Fundortes der Leiche gegraben, außer einem toten Hasen aber nichts entdeckt. Es habe Hinweise gegeben, dass etwas im Garten vergraben sein könnte. Ein Spürhund hatte Stellen angezeigt. Auch die Bodenbeschaffenheit an manchen Stellen lieferte Vermutungen, dass etwas vergraben sein könnte. Da nichts gefunden wurde, verfolgte die Polizei andere Ansätze
Der Angeklagte, der zuletzt in Kleve in Nordrhein-Westfalen lebte, soll am 2. Juni 2019 aus Habgier den Halbbruder seiner damaligen Freundin am Bodensee getötet haben. Von der Leiche fehlte aber jede Spur. Der 49-Jährige und seine damalige Lebensgefährtin waren bereits kurz nach der Vermisstenmeldung durch Familienangehörige ins Visier der Ermittler geraten, kamen aber aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß. Bei seiner Ex-Partnerin handelt es sich um die Halbschwester des Getöteten. Es gab noch einen weiteren Verdächtigen. Alle kamen aber wieder auf freien Fuß.
Die Tat soll sich im Haus des Opfers im Ortsteil Hemmenhofen abgespielt haben. Ziel sei es gewesen, an Geld und Wertgegenstände zu gelangen, so die Anklagebehörde. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte dem 51-Jährigen in dessen Schlafzimmer mit massiven Faustschlägen mit beringten Fingern in das Gesicht und gegen den Rumpf geschlagen. Dies habe zu inneren und äußeren stark blutenden Verletzungen geführt. Daran sei das Opfer in einem Zeitraum von bis zu zwei Tagen gestorben.
Der Tatverdächtige war am 6. Juni dieses Jahres, also fast genau fünf Jahre nach der Tat, in seiner Wohnung in Kleve festgenommen worden. Er wurde mit Hilfe von verdeckten Ermittlern überführt. Ihnen soll der mutmaßliche Haupttäter den Tatablauf geschildert haben, den nur der Täter so kennen kann. Zudem soll der Tatverdächtige gegenüber den verdeckten Ermittlern angedeutet haben, wie und wo die Leiche entsorgt wurde. Er sitzt in Untersuchungshaft. Zu den Vorwürfen hatte er zunächst geschwiegen.
So geht es weiter
Der Angeklagte hatte über seinen Verteidiger angegeben, dass er die Leiche vergraben habe. Zu Prozessbeginn hatte der Mann noch geschwiegen. Das Verfahren läuft seit Mitte Oktober und soll laut Gericht am 3. Dezember fortgeführt werden.
An dem Tag sei der heute anwesende Sachbearbeiter der Kriminalpolizei als Zeuge geladen und werde über die Aktion berichten. Bei der Bergung der Leiche seien unter anderem der Angeklagte, sein Verteidiger sowie Teile der Strafkammer dabei gewesen. Am 10. Dezember steht nach bisherigem Stand die Vernehmung einer Ärztin der Rechtsmedizin Freiburg an.
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