Zuculini: "Ich war damals noch zu jung"

Der Argentinier ist glücklich über seine Rückkehr und möchte im zweiten Anlauf vieles anders machen       

11.07.2011 UPDATE: 11.07.2011 05:37 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden
Zuculini: "Ich war damals noch zu jung"

Der Argentinier ist glücklich über seine Rückkehr und möchte im zweiten Anlauf vieles anders machen

 

Franco Zuculini ist älter geworden. Man merkt es nicht nur am Dreitagebart, der jetzt das Gesicht des 20-jährigen Argentiniers von 1899 Hoffenheim ziert. Auch im Training zeigt er Feuereifer anstatt jugendlicher Verspieltheit. "In jedem Training gibt er Vollgas", berichtet Torwarttrainer César Thier den Eindruck der beiden Fitnesscoaches Yannick Obenauer und Christof Elser. Auch Thier selbst findet: "Er ist viel klarer im Kopf geworden."

 

Das merkt man auch als aufmerksamer Gesprächspartner mit Zuculini. Zusammen mit Torwarttrainer Thier traf er sich am Wochenende zum Pressegespräch im Trainingslager und reflektierte über seine Zeit in Hoffenheim, Italien und Argentinien und berichtete von seinen Vorsätzen beim zweiten Anlauf. "Ich freue mich, wieder hier in Hoffenheim zu sein und, dass der Verein mir diese Möglichkeit gegeben hat, einen Neuanfang zu starten. Ich will das dem Verein zurückgeben mit viel Arbeit. Ich werde mein Bestes geben", sagt Zuculini. 

Der Wechsel zur TSG vor zwei Jahren für rund 4,6 Millionen Euro sei kein Fehler gewesen, betont er vehement. "Als ich gekommen bin, war ich noch zu jung im Kopf", sagt Zuculini und gesteht: "Ich habe manches hier anders wahrgenommen, als ich es gedurft hätte." Damit spielt der Argentinier auf seinen damaligen Ruf an, gerne auch mal länger auf Parties unterwegs gewesen zu sein. "Ich weiß, dass es meine Schuld war, weil ich mich nicht so gut gezeigt habe. Ich war sehr jung."

Sportlich gab es für Zuculini in den zurückliegenden zwei Jahren dagegen wenig zu feiern. Seit seinem Länderspieldebüt für Argentinien 2009 (damals gewann Argentinien unter Diego Maradonna 3:1) als Achtzehnjähriger, ging es rapide bergab. Sieben Bundesligaspiele schaffte Zuculini unter Ralf Rangnick, fünf weitere kamen in Italiens Serie A für den CFC Genua dazu. Dass er sich in beiden Klubs nicht durchsetzen konnte, brachte Zuculini offenbar zur Vernunft: "Hier und in Italien hat es nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Darüber macht man sich natürlich Gedanken."

Nun will der junge Athlet sein Kapital besser nutzen. "Das waren Fehler, die ich jetzt mit 20 Jahren nicht mehr machen würde. Ich möchte die Chance hier jetzt mit beiden Händen ergreifen." Zuculini verspricht: "Mit der Erfahrung aus dem letzten Jahr, die ich gesammelt habe, möchte ich es besser machen: alles! Deshalb bin ich glücklich, dass ich wieder hier sein darf." Es wirkt reflektiert, wenn Zuculini über seine Situation damals und heute berichtet und vom "Kulturunterschied" zwischen Argentinien und Deutschland spricht. "Die Mentalität - das sind zwei Welten. Damit kam ich am Anfang nicht so klar. Es sind viele Faktoren. Das Klima, der neue Führerschein, das Training. Alles Kleinigkeiten, die Tag für Tag auf mich zukamen. Ich habe nicht immer die richtige Reaktion gezeigt. Jetzt weiß ich, was auf mich zukommt."

Nach einem halbjährigen Intermezzo bei seinem argentinischen Heimatverein Racing Club Avellaneda kehrte Zuculini am 1.7. zurück zu 1899 Hoffenheim. Holger Stanislawski nahm die Wandlung vom Saulus zum Paulus wahr: "Der Trainer hat mit mir gesprochen und gesagt, dass ich meine Chance bekomme, so wie die anderen", sagt Zuculini freudestrahlend. "Ich bin glücklich, dass der Trainer und der Manager mich so aufgenommen haben. Jetzt muss ich mich wieder integrieren. Es liegt allein bei mir, diese Chance zu nutzen."

Mit Ansprüchen auf einen Stammplatz oder für eine Position ist Zuculini, dessen Vertrag noch bis 2014 gilt, deshalb vorsichtig. "Natürlich wünsche ich mir, irgendwann Stammspieler zu werden. Aber ich weiß, dass ich davon im Moment noch sehr weit weg bin. Ich will einfach jede Gelegenheit nutzen, die der Trainer mir gibt. Ich will hier keine Ansprüche stellen. Ich spiele natürlich gerne als 6er mit Drang nach vorne, aber ich spiele überall, wo der Trainer mich hinstellt. Ich stelle mich hinten an und hoffe, dass ich dann in den Kader rutsche. Ich will mich Schritt für Schritt durch meine Leistung nach vorne entwickeln."

Aktuell muss sich Zuculini im Trainingslager allerdings noch zurückhalten. Eine Innenbanddehnung im Knie hält ihn vom Mannschaftstraining ab. Vielleicht ein Zeichen der Überbelastung. Denn in Argentinien, wo er 17 Spiele für Avellaneda bestritt, endete die Saison nur eine Woche vor Dienstantritt in Zuzenhausen. Doch Zuculini versichert: "Ich bin nicht müde. Ich hatte ja eine Woche Urlaub. Bei mir überwiegt die Freude."

Deshalb geht Zuculini auch mit mehr Elan an den bevorstehenden Deutschunterricht. Fehlt nur noch eines: eine passende Wohnung. Sogar da hat Zuculini gelernt: Anstatt wieder nach Heidelberg zu ziehen, sucht sich der Argentinier nun eine Wohnung auf dem Land. "Ich suche jetzt eine Wohnung bei Düren oder Sinsheim. Als ich in Heidelberg gewohnt habe, habe ich fast 40 Minuten zum Training gebraucht. Das will ich mir nicht mehr antun." Und so manch anderes aus alten Heidelberger Tagen offenbar auch nicht...

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.