Hopp: "Es tut weh, so beleidigt zu werden"
Dietmar Hopp über die Entwicklung der letzten Tage

Dietmar Hopp über die Entwicklung der letzten Tage
In Fanforen von Borussia Dortmund werden Besucher des Bundesligaspiels in Hoffenheim dazu aufgefordert, zum Arzt zu gehen und sich wegen Hörbeschwerden krank schreiben zu lassen. In der RNZ spricht Dietmar Hopp (71) erstmals über die seelischen Schmerzen, die er seit Jahren erleiden muss. Die "schrillen, pfeifenden Tönen", die ein übereifriger Mitarbeiter der TSG Hoffenheim aus einer selbst gebastelten "Beschallungs-Anlage" Richtung Dortmunder Fanblock sandte, waren nur in einzelnen Bereichen der Rhein-Neckar-Arena zu hören, im ganzen Stadion vernahm man dagegen die Schmähgesänge der BVB-Fans: "Dietmar Hopp – Sohn einer Hure".
Herr Hopp, Dortmunder Fans klagen über angebliche Ohrenschmerzen.
Diese Leute sollten mal darüber nachdenken, wie es ist, vor 30.000 im Stadion und Millionen Fernsehzuschauern als "Sohn einer Hure" beschimpft zu werden. Das Schlimme ist, man fühlt sich total hilflos. Ohnmächtig. Wahrscheinlich wäre es das Klügste, diese schlimmen Beleidigungen zu ignorieren. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Wer meine Mutter kannte, weiß: Sie war eine herzensgute Frau. Es tut weh, so beleidigt zu werden.
Sie empfinden es als ungerecht, zur Hassfigur stilisiert zu werden?
Natürlich. Ich bin für einige zum Sinnbild der Kommerzialisierung des Fußballs geworden. Doch ich bin nicht der Erfinder dieser Entwicklung. Aber offenbar brauchen die, die unzufrieden sind, einen Blitzableiter.
Dem Mitarbeiter, der Ihnen was Gutes tun wollte, drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen...
Keine Frage, er hat der TSG 1899 Hoffenheim einen Bärendienst erwiesen. Aber wenn er seinen Arbeitsplatz verliert, wäre ich todunglücklich.
Kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo Sie sagen: Ich bin es leid, mich beschimpfen zu lassen, ich schmeiß’ hin?
Nein. Diesen Gefallen werde ich meinen Gegnern nicht machen. Für mich ist Hoffenheim kein Spielzeug, an dem man irgendwann die Lust verliert, sondern eine Herzensangelegenheit. 1899 Hoffenheim ist ja nicht nur die Bundesliga-Mannschaft, sondern dazu gehört auch "Anpfiff ins Leben" mit über 3.000 Jugendlichen. Wenn es zu schlimm wird, gehe ich halt nicht mehr ins Stadion.
Hoffenheim hat den Deutschen Meister Borussia Dortmund 1:0 geschlagen. Können Sie sich darüber noch freuen?
Ich versuche, das eine vom anderen zu trennen. Ja, ich freue mich über den Sieg über Dortmund. Denn in erster Linie bin ich ein Anhänger des Fußballs.