An der OMV-Tankstelle an der Speyerer Straße wurde die Wasserstoff-Tankstelle (weiße Zapfsäule) neu errichtet. Foto: pop
Heidelberg. (tt) Es ist eine skurrile Situation: In Heidelberg sind erst sieben Brennstoffzellen-Fahrzeuge zugelassen, trotzdem hat die Firma "H2 Mobility" an der OMV-Tankstelle an der Speyerer Straße - gegenüber der neuen Großsporthalle - eine Wasserstoff-Tankstelle errichtet. Grund dafür: Das Unternehmen möchte damit diese emissionsfreie Antriebsart - mit Wasserstoff und Sauerstoff wird in der Brennstoffzelle Strom für einen Elektromotor erzeugt - weiter fördern.
Offiziell in Betrieb genommen wird die neue Tankstelle voraussichtlich im November. Zuvor muss sie Drucktests unterzogen werden, die Freigaben aller Behörden erhalten und in einen längeren Probebetrieb gehen.
>> Mehr zum Thema E-Mobilität in der Region finden Sie in unserem Dossier <<<
Hinter "H2 Mobility" steckt ein Konsortium aus dem Autohersteller Daimler und den beiden Gaslieferanten "Linde" und "Air Liquide". Dieses Konsortium verfolgt zwei Ziele: Zum einen will es in sieben Ballungszentren sowie an Autobahnen in einem ersten Schritt 100 Wasserstoff-Tankstellen errichten. In einem weiteren Schritt werden deutschlandweit 300 Zapfsäulen von "H2 Mobility" gebaut, eine davon in Heidelberg. "Für diesen zweiten Schritt konnten sich Städte bewerben und mussten ein Konzept vorlegen, wie sie die Wasserstoff-Mobilität steigern wollen", berichtet Raino Winkler vom Umweltamt der Stadt.
Mit den so geförderten 400 Tankstellen will das Konsortium das Henne-Ei-Problem lösen: Denn ohne Zapfsäulen hat die Autoindustrie wenig Interesse an der Serienfertigung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen, ohne Brennstoffzellen-Fahrzeuge die Gaslieferanten kein Interesse am Aufbau eines flächendeckenden Tanknetzes.
"Meines Wissens gibt es derzeit in ganz Deutschland nur 600 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle", sagt Winkler. Grund dafür sei vor allem, dass auf dem Markt nur zwei Fahrzeuge verfügbar seien - ein SUV von Hyundai und eine Limousine von Toyota - und die Tankstellendichte sehr gering sei: "Wir haben diese Fahrzeuge bereits als Dienstfahrzeuge für die Stadt beschafft und sie haben sich bewährt, auch wenn sie bislang in Hirschberg betankt werden müssen", berichtet Winkler. Gerade neu hinzugekommen ist ein Mercedes GLC, den die Stadt im Leasingverfahren von Daimler zur Verfügung gestellt bekommen hat. Auf dem freien Markt ist das Fahrzeug hingegen nicht erhältlich.
Um die Tankstelle von "H2 Mobility" errichtet zu bekommen, hat die Stadt zugesagt, dass in den nächsten drei Jahren 30 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle in Heidelberg unterwegs sein werden. Allerdings nicht nur als städtische Dienstwagen: "Wir haben den Antrag zusammen mit Firmen und institutionellen Partnern gestellt", berichtet Winkler. Die Stadt hofft, dass die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH die Stadtbusse langfristig auf die Technik umstellen kann. Auch bei der Abfallwirtschaft hat man sich für ein Modellprojekt beworben: Der Hersteller Faun bietet ein Müllfahrzeug an, das komplett auf die Brennstoffzelle umgebaut werden kann. Sowohl der Antrieb als auch die Aufbauten könnten dann darüber betrieben werden. "Für ein solches Fahrzeug ist der Antrieb richtig effizient", findet Winkler.