Hoffenheim gegen Molde

Führung verschenkt, im Vorteil fürs Rückspiel?

Die Kraichgauer verspielen beim 3:3 bei Molde FK einen sicher geglaubten Sieg, haben aber gute Chancen aufs Achtelfinale.

18.02.2021 UPDATE: 19.02.2021 08:30 Uhr 3 Minuten, 45 Sekunden
Sieg vergeben
Zwei Treffer von Munas Dabbur (M) reichten Hoffenheim nicht zum Sieg gegen Molde. Foto: Alberto Saiz/AP/dpa

Von Nikolas Beck

Heidelberg/Villarreal. Die Auslosung des Sechzehntelfinals der Europa League hatte es eigentlich gut gemeint mit der TSG Hoffenheim. Nicht nur musste Gegner Molde FK aufgrund des Einreiseverbots nach Norwegen auf das Heimrecht verzichten. Am Donnerstagabend wurde das Hinspiel im spanischen Villarreal auch auf Naturrasen statt dem für die Kraichgauer ungewohnten Kunstrasen in Molde gespielt. Dazu war der norwegische Vizemeister nicht im Rhythmus, da die Liga der Skandinavier im Kalenderjahr 2020 beendet wurde.

Sebastian Hoeneß hatte davon im Vorfeld nichts wissen wollen. "Wer sagt, dass wir Favorit sind?", beantwortete der TSG-Trainer eine entsprechende Frage mit einer Gegenfrage. "Das ist ein gutes Team, das wir auf keinen Fall unterschätzen dürfen."

Und das taten seine Schützlinge auch nicht, waren klar tonangebend – und kamen im ersten K.o.-Spiel der Hoffenheimer Europapokal-Geschichte dennoch nicht über ein 3:3 (3:1) hinaus.

Statt wie so oft in der erfolgreichen Gruppenphase kräftig zu rotieren, wechselte Hoeneß nur auf drei Positionen. Mijat Gacinovic für Pavel Kaderabek und Chris Richards für Florian Grillitsch rückten in die Startformation. Kasim Adams ersetzte Stefan Posch, der positiv auf das Corona-Virus getestet worden war und sich symptomfrei in Quarantäne begeben hat. Ansonsten durften diejenigen ran, die am vergangenen Samstag beim 2:2 Borussia Dortmund an den Rand einer Niederlage gebracht hatten.

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Das Fehlen von Topstar Andrej Kramaric sollte im Angriff also erneut das Duo Ihlas Bebou und Munas Dabbur kompensieren. Und nach gerade einmal zwei Minuten hätte die israelisch-togolesische Koproduktion Hoffenheim beinahe jubeln lassen: Dabbur ließ durch und Bebou zwang Molde-Keeper Linde zu einem ersten guten Reflex.

Nur ein paar Minuten später war es dann so weit: Gacinovics Kopfball-Vorlage drückte Dabbur ebenfalls per Kopf knapp oberhalb der Grasnarbe zur frühen Führung ins Tor (8. Minute). Glück für die TSG: Schiedsrichterin Stephanie Frappart (Frankreich) hatte eigentlich auf Abseits entschieden und war vom Videoassistenten überstimmt worden. In der Gruppenphase hatte es die technische Hilfe noch nicht gegeben. So war es bereits Dabburs 23. Treffer in der Europa League – und seinen 24. ließ "Hoffes" Nummer zehn direkt folgen (28.).

Ihlas Bebou lief alleine aufs gegnerische Tor zu, scheiterte aber (35.). Kasim Adams zwang zunächst Linde mit einem Knaller aus der Distanz zu einer Parade (38.), dann Innenverteidiger Björnbak zur Rettungstat auf der Torlinie (39.). Zahlreiche beste Gelegenheiten ließ die Hoeneß-Elf liegen – und im Gegenzug jubelten die "Gastgeber": Nach einer Ecke traf Ellingsen zum Anschluss (41.).

Hoffenheim schüttelte sich kurz. Noch vor der Pause stellte Christoph Baumgartner, nach Vorarbeit von Dabbur, den alten Abstand aber wieder her (45.+3).

Dabburs dritter Streich wurde vom Videobeweis annulliert (55.). Auch per Strafstoß wollte "Mister Europa League" sein dritter Treffer an diesem Abend nicht gelingen: Linde parierte stark (63.).

Was folgte, ist kaum zu erklären. So souverän die TSG bis dahin aufgetreten war, so fahrlässig agierten sie danach. Andersen (70.) und Fofana (74.) glichen aus – und sorgten dafür, dass sich der über weite Strecken dominante Auftritt der Kraichgauer am Ende wie eine Niederlage anfühlt.

Immerhin mit drei Auswärtstoren in der Hinterhand empfängt die TSG am kommenden Donnerstag (18.55 Uhr) Molde zum Rückspiel in Sinsheim. Trotz all der Enttäuschung keine schlechte Ausgangslage.

Vorteil "Hoffe"? Sebastian Hoeneß wird wohl erneut widersprechen.

Molde: Linde - Pedersen, Björnbak, Gregersen, Haugen - Bolly (64. Knudtzon), Aursnes, Ellingsen - Eikrem, Sigurdarson (65. Fofana), Ulland Andersen (86. Christensen)

Hoffenheim: Baumann - Adams (83. Bogarde), Vogt, Richards - Gacinovic (26. Kaderabek), Rudy, Samassékou (62. Grillitsch), John - Baumgartner - Bebou (62. Adamyan), Dabbur (83. Rutter)

Schiedsrichterin: Frappart (Frankreich)

Zuschauer: keine

Tore: 0:1, 0:2 Dabbur (8.,28.), 1:2 Ellingsen (41.), 1:3 Baumgartner (45.+3), 2:3 Andersen (70.), Fofana (74.)

Besonderes Vorkommnis: Linde hält Foulelfmeter von Dabbur (63.)

Update: Freitag, 19. Februar 2021, 8.30 Uhr


Chancenwucher rächt sich - Hoffenheim spielt nur 3:3

Villarreal. (dpa) Die TSG Hoffenheim hat bei ihrem K.o.-Debüt im Europapokal eine exzellente Ausgangsposition verspielt.

Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß kam am Donnerstagabend trotz zweier Tore von Munas Dabbur (8. und 28. Minute), einer scheinbar beruhigenden Führung und klarer Überlegenheit nicht über ein 3:3 (3:1) gegen Außenseiter Molde FK hinaus. In dem Zwischenrunden-Hinspiel der Europa League, das aufgrund von Corona-Reisebeschränkungen im spanischen Villarreal ausgetragen wurde, traf auch Christoph Baumgartner (45.+3) für die Kraichgauer, doch das genügte nicht.

"Dass wir drei Gegentore bekommen, ist enttäuschend. Dass wir nur drei Tore schießen, ist auch enttäuschend", sagte ein sichtlich geknickter Hoeneß beim TV-Sender Nitro. "Ich bin sehr, sehr verärgert über den Verlauf. Wir machen über weite Strecken ein gutes Spiel und belohnen uns am Ende des Tages nicht."

Für die furios kämpfenden Norweger erzielten Martin Ellingsen (41.), Eirik Ulland-Andersen (70.) und David Datro Fofana (74.) die Treffer. Für Dabbur, der als Ersatz für den fehlenden Andrej Kramaric in der Starelf stand, waren es seine Europa-League-Tore 23 und 24. In der laufenden Spielzeit verzeichnet der Knipser, der dazu noch einen Elfmeter (63.) verschoss, international (sechs Treffer) eine bessere Ausbeute als in der Liga (drei). Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag (18.55 Uhr/DAZN) in Sinsheim statt.

Von der ersten Minute an bestätigte die Hoeneß-Elf, die kurzfristig auf den positiv auf das Coronavirus getesteten Verteidiger Stefan Posch verzichten musste, den starken Eindruck der Vorrunde mit fünf Siegen und einem Remis. Der zweite Stürmer Ihlas Bebou hatte mehrere Chancen, scheiterte aber immer wieder. Dabburs erstes Tor wurde zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung aberkannt. Doch weil in der K.o.-Runde auch der Videobeweis im Einsatz ist, konnte Frankreichs Schiedsrichterin Stéphanie Frappart die Entscheidung nach gut zwei Minuten Prüfung doch noch korrigieren.

Die Kraichgauer spielten weiter druckvoll und belohnten sich. Moldes Keeper Andreas Linde vereitelte zunächst mehrere Hochkaräter, war dann aber gegen einen Kopfball von Dabbur nach Vorlage des eingewechselten Pavel Kaderabek chancenlos. Bis zur Pause ließ die TSG etwas nach und wurde nach einem Standard mit dem Anschlusstor bestraft.

Nach Baumgartners 3:1 drückte die TSG auf ein viertes Tor - tatsächlich vollendete Dabbur zum dritten Mal, doch diesmal pfiff Frappart den Treffer nach Hinweis des Videoschiedsrichters zurück. Kurz danach vergab der Israeli auch noch einen Elfmeter, den wieder der überragende Linde parierte. Dann kippte das Spiel und die lange Zeit komplett unterlegenen Norweger glichen innerhalb weniger Minuten aus.

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