Hoffenheimer Montagsblues

Die TSG verliert in Unterzahl 1:3 gegen Union Berlin (Update/Fotogalerie)

Die Hoffenheimer warten nun seit dem Bayern-Erfolg Ende September auf einen Liga-Sieg.

02.11.2020 UPDATE: 02.11.2020 22:24 Uhr 4 Minuten, 8 Sekunden
Für dieses Foul im Strafraum sah Robert Skov die rote Karte; Foto: APF​

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Es soll ja Menschen geben, die das Wochenende dem Wochenanfang vorziehen. Fußballfans sowieso. Aber auch die TSG Hoffenheim kann den Montagsblues einfach nicht ablegen: Auch im dritten Montagabendspiel der Vereinsgeschichte war dem Team von Trainer Sebastian Hoeneß beim 1:3 (0:0) gegen Union Berlin kein Sieg vergönnt. Im vergangenen Jahr hatte es jeweils ein 1:1 in Leipzig und Wolfsburg gegeben.

"Wir müssen wieder an unser Limit gehen, wenn wir das Spiel gewinnen wollen", hatte Hoeneß am Sonntag noch prophezeit: "Union wird uns alles abverlangen." Wie gerne hätte er sich geirrt. In einer umkämpften Partie erwies Robert Skov seinem Team einen Bärendienst, als er wegen einer Notbremse die Rote Karte sah und Unions Max Kruse per Strafstoß die Führung ermöglichte (60. Minute). Munas Dabbur glich zwar aus (80.), aber Joel Pohjanpalo (85.) und Cedric Teuchert in der Nachspielzeit schossen die Gäste zum Sieg.

Das Duell mit den Köpenickern war Hoeneß mit nur zwei Wechseln angegangen: Dennis Geiger und Munas Dabbur wurden in die Startelf beordert. Robert Skov und Ihlas Bebou nahmen dafür zunächst auf der Auswechselbank Platz. Rückkehrer Sebastian Rudy zählt auch unter Hoeneß zum Stammpersonal. Und der TSG-Rekordspieler war es dann auch, der das erste Mal im Berliner Strafraum gefährlich in Schussposition kam. (11.). Ein Torjäger wird Rudy in diesem Fußballer-Leben aber nicht mehr.

Munas Dabbur hingegen wird eigentlich sehr wohl fürs Tore schießen bezahlt. Fassungslos war der Israeli nach seiner Doppelchance keine fünf Minuten später: Dabbur überlistete zwar Union-Keeper Andreas Luthe, doch Robin Knoche klärte vor der Linie. Den Nachschuss setzte "Hoffes" Nummer zehn rechts am Kasten vorbei. Verrückt! Zumal Dabburs Nachlässigkeit beinahe bestraft worden wäre. Nach einer Ecke der "Eisernen" tauchte Taiwo Awoniyi völlig frei am langen Pfosten auf, schob den Ball aber aus kurzer Distanz ebenfalls am Gehäuse vorbei.

Auch interessant
Nach dem Sieg in Gent: Hoeneß ist stolz auf seine Mannschaft (plus Fotogalerie)
1899 Hoffenheim: Gegen Gent hatte Hoeneß den richtigen Riecher
TSG Hoffenheim: Trotz Ende der Corona-Quarantäne fehlt Trio gegen Union (Update)

Zwar ging 1899 der Anfangsschwung in der Folge ein wenig verloren. Die erste personelle Anpassung, die Hoeneß nach einer halben Stunde vornehmen musste, hatte aber keine taktischen Gründe: Stefan Posch war ohne Gegnereinwirkung umgeknickt und wurde vom Unglücksraben Skov ersetzt.

In der einmal mehr menschenleeren Sinsheimer Arena dauerte es bis kurz vor der Pause, ehe die Hoffenheimer "Hooligans", wie Hoeneß die Delegation um Geschäftsführer Peter Görlich liebevoll nennt, ihren ersten Auftritt hatten: "Überragend, Oli", brüllte Görlich für jedermann gut hörbar aufs Feld, als Torwart Baumann gegen den Kopfball aus kurzer Distanz von Sebastian Griesbeck mit dem Fuß die Glanzparade auspackte.

Ein Wachrüttler vom Logenbalkon? Mitnichten. Nach dem Wechsel übernahmen die Berliner die Kontrolle. Gegen den enteilten Griesbeck wusste sich Skov nur mit einem Rempler im Strafraum zu helfen – Rot wegen Notbremse und Elfmeter für Union (58.). Nicht einmal eine halbe Stunde nach seiner Einwechslung ging es für den Untröstlichen schon wieder unter die Dusche; Max Kruse verwandelte sicher zum 1:0 für Union. Im fünften Spiel binnen 16 Tagen kämpfte "Hoffe" auch in Unterzahl wacker. Pohjanpalo und Teuchert hatten aber nach Dabburs Ausgleich die passende Antwort.

Das einzig Positive: In der Europa League gibt es gegen Liberec schon bald die Chance zur Wiedergutmachung – an einem Donnerstag.


Hoffenheim: Baumann - Posch (34. Skov), Vogt, Akpoguma - Rudy, Geiger (62. Baumgartner), Samassekou, Grillitsch (81. Klauss), Sessegnon - Dabbur (81. Gacinovic), Belfodil (62. Adamyan).

Berlin: Luthe - Friedrich, Florian Hübner, Knoche - Ryerson (86. Bülter), Andrich, Griesbeck (86. Gießelmann), Lenz - Gentner (83. Teuchert) - Awoniyi (77. Pohjanpalo), Kruse.

Schiedsrichter: Hartmann (Wangen)

Zuschauer: keine

Tore: 0:1 Kruse (60./Foulelfmeter); 1:1 Dabbur (80.), 1:2 Pohjanpalo (85.), 1:3 Teuchert (90.+4)

Rote Karte: Skov (58./Notbremse).

Update: Montag, 2. November 2020, 23 Uhr


Sinsheim. (pami/dpa) Ein furioser Max Kruse war zu viel für die TSG Hoffenheim im Heimspiel gegen Union Berlin. Der ehemalige Nationalspieler führte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer im Montagabendspiel der Fußball-Bundesliga zu einem 3:1 (0:0) bei der TSG. Kruse traf in der 60. Minute per Foulelfmeter und bereitete in der 85. Minute den Treffer von Joel Pohjanpalo und in der vierten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt durch Cedric Teuchert vor.

Zwischenzeitig hatte Munas Dabbur (80.) für den Ausgleich der Gastgeber gesorgt, bei denen Robert Skov auch noch die Rote Karte vor dem Kruse-Elfmeter gesehen hatte (60.). Union kletterte mit dem fünften Spiel ohne Niederlage zum Abschluss des 6. Spieltags auf den achten Rang. Hoffenheim wartet nun seit dem 4:1 gegen den FC Bayern und vier Spielen auf einen Sieg in der Liga - Ausbeute: nur ein Punkt.

Die "Eisernen" behaupteten sich auch beim Europa-League-Teilnehmer, und nicht nur das. Die Gastgeber präsentierten sich drei Tage vor dem internationalen Heimmatch gegen Slovan Liberec zwar zunächst lauffreudig und auch engagiert. Im Griff hatten die Hoffenheimer die Fischer-Elf aber nie. Hinzu kam die Chancenverwertung ohne ihren Torjäger Andrej Kramaric, der nach dem Ende der Corona-Quarantäne wie Kasim Adams und Pavel Kaderabek erst noch im Training wieder aufgebaut werden soll.

Allen voran ließ Dabbur einige Möglichkeiten ungenutzt. In der 15. Minute rettete Robin Knoche kurz vor der Linie den Schuss des 28 Jahre alten Angreifers aus Israel, den Nachschuss verzog Dabbur aus kurzer Distanz. Sekunden später traf er nur den Innenpfosten - allerdings war er bei der Aktion im Abseits. In der 36. Minute verpasste er wie Sturmpartner Ishak Belfodil eine Hereingabe. Ein bisschen symptomatisch: Ganz vorn fehlten manchmal nur Zentimeter, es mangelte an Präzision. Ein Schuss des zunächst sehr auffälligen Florian Grillitsch (42.) ging drüber, einen weiteren Dabbur-Versuch, diesmal per Kopf, klärte Andreas Luthe im Berliner Tor in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.

Doch so wie auch die Berliner hinten Chancen zuließen, verpassten es die sehr zielstrebig und mit wenigen Kontakten nach vorn spielenden Gäste, die Defizite der Hoffenheimer in der Rückwärtsbewegung auszunutzen. Vor allem Kruse und Taiwo Awoniyi, der einer von vier neu in die Startelf gekommenen Spieler nach dem 1:1 gegen den SC Freiburg war, beschäftigen die TSG-Abwehr um Kevin Vogt ordentlich. Aber auch sie trafen zunächst nicht. Nach zwei Chancen von Awoniyi (9. und 21.) vereitelte Hoffenheims Keeper und Kapitän Oliver Baumann kurz vor der Pause bei einem Kopfball von Sebastian Griesbeck (40.) die beste Gelegenheit der Gäste.

Die Defizite in der Defensive breiteten sich in der zweiten Halbzeit zunächst weiter aus. Hoffenheim hatte völlig den Faden verloren, aber auch die Köpenicker kickten nun kurzzeitig eher schlecht als recht, bis der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter alle aus der fußballerischen Tristesse riss.

Über Kruse und Awoniyi war der Ball zu Griesbeck gekommen, Hoffenheims Skov, der nach seiner Einwechslung nach einer guten halben Stunde das Spiel der TSG belebt hatte, ließ sich zu einem Schubser hinreißen. Kruse verwandelte und Union spielte fortan auch noch in Überzahl. Ausgerechnet der, der in der ersten Hälfte reichlich Chancen ausgelassen hatte, traf dann für 1899. Nach dem Ausgleich von Dabbur leitete in der nun immerhin turbulenten Schlussphase Kruse aber den Union-Sieg ein.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.