Die Feiernden blieben in der Halle

Bergsträßer Winzerfestumzug gestern erstmalig abgesagt

06.10.2019 UPDATE: 06.10.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 38 Sekunden

Bergsträßer Winzerfestumzug gestern erstmalig abgesagt

Viele "Litzelsaasemer" hatten es beim morgendlichen Blick aus dem Fenster geahnt: Erstmals in seiner mehr als 70-jährigen Geschichte ist gestern der "Bergsträßer Winzerfestzug" dem seit dem Vormittag anhaltenden Dauerregen zum Opfer gefallen. Hieß es in den Reihen des Verkehrs- und Heimatvereins bis zur letzten Minute noch "abwarten", fiel gegen 13 Uhr nach einem ultimativen Blick auf die Wetter-App die von allen Vorstandsmitgliedern mitgetragene Entscheidung: "Wir sagen den Umzug schweren Herzens ab."

Worauf sich Vorstandschef Stefan Kilian umgehend in das Führungsfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr setzte und straßauf-straßab über Lautsprecher die sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt an den Straßenrändern einfindenden und die "besten Plätze" sichernden Bürger informierte. Die Absage sei auf Verständnis gestoßen, so Kilian gegenüber der RNZ.

"Am meisten traurig und enttäuscht" zeigten sich die am Abend zuvor gekrönten Winzerhoheiten Miriam II. und ihre Prinzessinnen Sarah und Sophie. Ausgerechnet dem "Defilee vor und der Huldigung durch ihre weinseligen Untertanen" hatte Petrus einen Riegel vorgeschoben. "Zeitreisende in Lützelsachsen" wäre das Motto für den Umzug gewesen, für den 45 Fuß- und Musikgruppen, originell gestaltete Festwagen und blumengeschmückte Kutschen ihre Teilnahme angemeldet hatten. Vor allem die Erst- bis Viertklässler der Hans-Gelberg-Grundschule hatten gewerkelt und gebastelt.

Kuchen von hoheitlicher Hand

Unter vielen anderen "mittendrin und nicht nur dabei gewesen" wären gleichfalls die Katholische und Evangelische Frauengemeinschaft, die TSG-Fußballabteilung, das Theaterensemble des "Fröhlichen Weinbergs", der Sportschützenverein, der Ortschaftsrat, der Partnerschaftsverein, das Pilgerhaus sowie ein Dutzend Kerwevereine. Doch die "Litzelsaasemer" ließen ihre Hoheiten nicht im Stich und huldigten ihnen stattdessen in der sich schnell füllenden Gemeindehalle. Dort hatten sich bereits ab 11 Uhr die "Frühschoppler" eingefunden. Nach und nach waren auch die Königinnen und Prinzessinnen aus den benachbarten Weinregionen eingetroffen. Die waren froh, dass sie ihre Dirndlkleider nicht in offenen Cabrios dem feuchten Nass aussetzen mussten. "Und außerdem verwässert es in der Halle nicht den Wein", so eine Prinzessin.

Nicht ohne Grund dicht umlagert zeigte sich das "Königliche Kuchen-Büffet". Zur Tradition des Bergsträßer Winzerfests gehört es, dass alle "Ehemaligen" mindestens einen selbst gebackenen Kuchen oder eine Torte zum Büffet beisteuern. Und wer aus der Bürgerschaft hat schon andernorts die Gelegenheit, eines oder mehrere solcher "geadelten Kuchenstücke" genießen zu dürfen?

Weinspruch auf Weinspruch und musikalische Live-Auftritte mit den "Schalmeien Vogt" und Martin Böhm umrahmten das Beisammensein und ließen im Trockenen die Stimmungswogen hochschlagen, so wie es eine der Hoheiten gefordert hatte: "Der Nebel steigt, es fällt das Laub. Schenk ein den Wein, den holden. Er soll uns den grauen Tag vergolden!" (keke)