Mit Luzifa im Mannheimer Hauptbahnhof (plus Podcast)
Die Sängerin Lucie Fischer spricht über die Musik-Szene in Mannheim, ihre Erfahrungen mit TV-Castingshows und Angstgefühle auf dem Heimweg in der Neckarstadt-West.

Von Matthias Kehl
Mannheim. Wo es hektisch zugeht, fühlt sie sich wohl. Wo lautes Gewusel herrscht und Menschen genervt die Zeit totschlagen, lässt sich Luzifa nicht aus der Ruhe bringen. Die Sängerin wählt den Mannheimer Hauptbahnhof als Treffpunkt für das Interview zum RNZ-Porträt-Podcast "Mein Platz". Dort spricht die 27-Jährige über ihren Weg ins Musikgeschäft, ihre teuflische Künstlerpersönlichkeit und das Leben im Jungbusch.
Von "The Voice" über die Popakademie nach Berlin: Luzifas Popkarriere nimmt rasant Fahrt auf
Lucie Fischer, so heißt Luzifa, erscheint energiegeladen in der Lounge der Deutschen Bahn. Zugewandt wirkt sie – und dennoch in der Lage, parallel die letzten Nachrichten auf dem Smartphone zu beantworten. Später soll es zum Heimatbesuch Richtung Mainz gehen. Den Tag hat sie in Mannheim verbracht, wo sie bis vor kurzem an der Popakademie studierte. Ihr aktueller Wohnsitz: Berlin. Ein Leben auf der ICE-Spur.
Den Doppelsitz in der Bahn bezeichnet Luzifa scherzhaft als ihr "zweites Wohnzimmer". Gemütlich war der Weg, mit Musik ihr Geld zu verdienen, bislang keineswegs. Begonnen hat er in der Nähe von Bingen bei Mainz. Schon mit 13 Jahren fühlt sich Lucie wohl auf den ersten kleineren Bühnen. Sie singt in Bands, probiert sich aus. 2016 meldet ihre Freundin sie bei der Castingshow "The Voice" an. Lucie, damals 19, überzeugt Popsänger und Juror Andreas Bourani. Sie schafft es bis ins Halbfinale der Show.
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Ihre Performance von damals lässt sie sich heute nur ungern per Video vorspielen. "Ich kann mir das nur schwer angucken", sagt sie und lacht. Seither ist viel passiert. Lucie studiert zunächst Psychologie, macht einen Abschluss. Die Liebe zur Musik bleibt bestehen. Und sie merkt, das soll mehr werden als "nur" ein Hobby (– mit dem sie längst ihren Lebensunterhalt finanziert). Als Cover-Interpretin verleiht sie ihre Stimme und lässt sich für Hochzeiten oder andere Events buchen. "Dienstleistungsmusik", nennt die Sängerin das – in klarer Abgrenzung zum Herzensprojekt: der eigenen Musik.
An der Popakademie Mannheim lässt sich Lucie für ihren Karrierewunsch ausbilden. Mit viel Bühnenerfahrung im Gepäck schreibt sie neue Songs, veröffentlicht dazu Musikvideos. Genremäßig habe sie gemerkt, dass sie doch aus dem Rock kommt. Was sich etwa beim Lied "Harem ohne Scheich" offenbart. Produzent Tillmann Loch (25), den sie an der Popakademie kennenlernt, wirkt dabei mit – und kommt auch im Podcast zu Wort.

Aus Lucie Fischer wird schließlich Luzifa. Ihr Logo: ein lila Herz mit Teufelsohren, angelehnt an den Oberteufel. Über den Rock hinaus setzt Luzifa frische Akzente. Etwa mit Hip-Hop-Elementen bei ihrem Track "Bad Boy" oder wenn sie im Duett mit dem Sänger Symon die zarte Klavierballade "Sonntags" intoniert. Müsste sie sich auf eine Genre-Beschreibung festlegen, wäre das aber Pop, meint sie.
Powerballaden, Rap-Parts, Rock ’n’ Roll: Damit heizt Luzifa beim Heidelberger Herbst 2023 auch dem Marstallhof ein. Quirlig reißt sie das Publikum mit, erzählt zwischendurch, wie ihre Songs entstehen, und verteilt in den ersten Reihen bunte Luzifa-Kondome und -Seifenblasen. Aber auch vor schweren Themen scheut sie an diesem Abend nicht zurück. Im Lied "Die letzten Meter" singt sie darüber, wie es ist, sich nachts vor männlicher Gewalt zu fürchten. Basierend auf einem "echten Erlebnis" in der Neckarstadt-West, von dem die 27-Jährige im Podcast erzählt.
Die nächsten Meter im Musik-Business will Luzifa mit ihren nun folgenden Veröffentlichungen gehen. Nach einer mehrmonatigen Pause hat sie sich im Juli mit dem Ohrwurm "17 again" zurückgemeldet. Jetzt sollen Monat für Monat neue Singles folgen. Für das Frühjahr 2025 plant Luzifa gleich zwei EPs. "Luzifa macht Träume wahr", lautet ihr Motto. Dafür nimmt sie auch weiter so manche Strecke in Kauf.