Premiere im Pokal

Noch nie trafen "Hoffe" und der FC Bayern in diesem Wettbewerb aufeinander

Schreuder: "Der größte Verein und größte Gegner"

04.02.2020 UPDATE: 05.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Empathische Trainerkollegen: Alfred Schreuder (l.) mit Sargis Adamyan. Fotos: Imago

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Alfred Schreuder wirkte am Dienstag tief entspannt. Er lächelte viel, weil es bei seiner Hoffenheimer Profimannschaft in einem Umbruchjahr gut läuft, und vor allem auch – bis auf relativ wenige Ausnahmen – die Ergebnisse hinhauen. 1899-prozentig stimmte das Resultat am 5. Oktober im Sporttempel der deutschen Übermannschaft. "Hoffe" nahm sensationell und erstmals in der Vereinshistorie drei Zähler aus der Allianz Arena mit. Das 2:1 (0:0) bei den Bayern glich einem Husarenstreich, die beiden Treffer markierte der Armenier Sargis Adamyan (54./79.), für den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Robert Lewandowski (73.) gesorgt. Adamyan avancierte zum Matchwinner und gefeierten Helden. Ist eine derartig außergewöhnliche Fußball-Geschichte wiederholbar? Kann "Hoffe" einen neuerlichen Coup beim Rekordmeister und Pokalverteidiger landen?

Im Wettbewerb um den 52 Zentimeter hohen, 5,7 Kilogramm schweren "Pott" (geschätzter Wert 100.000 Euro), den der Kölner Künstler Wilhelm Nagel aus Sterlingsilber, Feingold, Turmalinen, Bergkristallen und Nephriten 1964 schuf, trafen die Kontrahenten aus München und Hoffenheim noch nie aufeinander. Diesmal ist es soweit, im Achtelfinale des DFB-Pokals, das am späten Mittwochabend (20.45 Uhr/ARD und Sky) von Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) angepfiffen wird.

Die Voraussetzungen sind zweifellos andere als im Oktober. Die Bayern kriselten und trennten sich von Trainer Niko Kovac, so dass der Bammentaler Hansi Flick (54) Anfang November das Ruder übernahm. Seit Flicks Installierung geht es deutlich bergauf, er gilt als besonnener Coach und Spielerversteher. Amtskollege Alfred Schreuder (47) ist voll des Lobes über Amtskollege Flick. "Hansi macht das überragend", sagte der hemdsärmlige, sympathische Niederländer im Vorfeld, "Bayern agiert jetzt viel dynamischer. Seine Mannschaft ist extrem gierig. Er weiß genau, wie ein Topverein tickt." Acht Monate lang war Flick als Geschäftsführer Sport der TSG auch Vorgesetzter des damaligen Co-Trainers Schreuder und des eloquenten Julian Nagelsmann. Der Mann aus Barneveld berichtete, dass er sich 2018/19 bei Ajax Amsterdam einigermaßen regelmäßig mit Flick fachlich ausgetauscht hätte. "Ich freue mich riesig, ihn zu sehen. Hansi ist ein sehr guter Trainer und Supermensch", so Schreuder.

Hansi Flick (l.) mit Ex-TSG-Stürmer Serge Gnabry.

Die Rollen sind klar verteilt. "Hoffe" ist der krasse Außenseiter, der FC Bayern der haushohe Favorit – eine David-gegen-Goliath-Konstellation. Das Starensemble aus der Isarmetropole ist 19-maliger Cup-Sieger, der Dorfverein aus dem Kraichgau stand sieben Mal im Viertelfinale (2003/04, 2007/08, 2009/2010, 2010/11, 2011/12, 2013/14, 2014/15), schaffte es aber niemals bis ins Halbfinale. Ein Fluch? Für Schreuder ist dies einerseits Statistik, andererseits ein Riesenansporn. "Die Bayern sind der größte Verein und größte Gegner in Deutschland, aber wir sind auch wer und wollen das zeigen", möchte der TSG-Cheftrainer die Herausforderung positiv annehmen, "wir wissen, dass Bayern viel, viel mehr Qualität als wir hat. Doch in einem solchen Spiel geht es auch um Herz und Glaube." Gerade gegen einige Hochkaräter in der Liga (München, Dortmund, Schalke und Leverkusen) demonstrierte Hoffenheim Effizienz, Widerstandskraft und Mentalität.

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"Das Teamgefühl, das bei uns in der Gruppe herrscht, ist extrem groß. Wir haben beweisen, dass wir große Gegner schlagen können", appelliert Schreuder, im K.o.-Spiel geschlossen, mutig, unverzagt und furchtlos ans Werk zu gehen. FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic warnte die Bayern-Stars vor den Schreuder-Schützlingen: "Sie präsentieren sich in sehr guter Form, deshalb: Obacht!" Belfodil, Baumann und Geiger werden der TSG im "Schlauchboot" von Fröttmaning nicht zur Verfügung stehen, der Einsatz von "Edeljoker" Adamyan (Sprunggelenksverletzung) ist fraglich und wird am Mittwochvormittag entschieden. Für das theoretisch mögliche Szenario Elfmeterschießen lässt Schreuder nicht gesondert üben. Es bringe nichts, Fokus und Druck seien in der konkreten Wettkampfsituation was gänzlich anderes. "Wir machen das nicht, nein", sagte Schreuder lächelnd. Wie entspannt "Hoffe" kurz vor Mitternacht am Mittwoch sein wird, lässt sich kaum einschätzen. Gewiss ist nur: Es hängt vom Erlebnis und Ergebnis im Pokal ab.

München: Neuer - Pavard, Boateng, Alaba, Davies - Kimmich - Thiago - Goretzka - Müller, Gnabry - Lewandowski.

Hoffenheim: Pentke - Posch, Akpoguma, Hübner, Skov - Grillitsch - Rudy, Baumgartner - Kaderabek, Dabbur - Kramaric.

Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel).

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