1899 Hoffenheim

Wovon die Mannschaft hinter verschlossenen Türen träumt

Die TSG führt Paderborn vor und muss sich trotzdem nach der Pause Pfiffe gefallen lassen - Ins Theater anstatt ins Stadion

03.11.2019 UPDATE: 04.11.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Hand in Hand die Arme nach oben: Hoffenheims Spieler bedanken sich bei den Fans in der Bierkurve, die ihre Mannschaft nicht auspfeifen. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Fünfter Pflichtspielsieg in Folge, eine Demonstration der eigenen Stärke in der ersten Halbzeit, und doch war nach dem mühelosen 3:0 (3:0)-Sieg der TSG Hoffenheim über völlig überforderte Paderborner am späten Freitagabend nicht gänzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen in Sinsheim. Grund dafür waren Teile der Fans der beiden Bundesligisten.

Völlig unverständlich war da zum einen für Kevin Vogt, dass von den eigenen Anhängern die torlosen zweiten 45 Spielminuten teils mit Unmutsäußerungen quittiert wurden. "Die Zuschauer, die in der zweiten Hälfte gepfiffen haben, sollen demnächst zu Hause bleiben oder ins Theater gehen", nahm "Hoffes" Kapitän kein Blatt vor den Mund. "Das ist traurig der Mannschaft gegenüber", war Vogt über das Verhalten der Pfeifer-Fraktion richtig sauer. Sein Kollege Pavel Kaderabek, Torschütze zum 2:0 (15. Minute), fand etwas moderatere Töne: "Es ist immer schwer, wenn du 3:0 führst. Ich habe die Pfiffe auch gehört und verstehe das nicht ganz", sagte er im Stadionbauch.

Kein Wunder, denn was die Kraichgauer in der ersten halben Stunde auf den Rasen gezaubert hatten, war schon vom Allerfeinsten. Vor Kaderabek hatte der Däne Robert Skov mit einem sehenswerten, wenn auch nicht unhaltbaren Freistoß für die Blitzführung gesorgt (2.) und der Niederländer Jürgen Locadia (25.) machte das internationale Torfestival komplett. "In der ersten Halbzeit haben wir ein perfektes Hoffenheim gesehen", freute sich TSG-Trainer Alfred Schreuder auf der Pressekonferenz und hatte allen Grund mit Lob nicht zu sparen: "Die Jungs haben gezeigt, wie talentiert sie sind."

Nicht nur talentiert, sondern nach der Erfolgsserie auch vor Selbstvertrauen strotzend, machten Vogt und Co. vom Anpfiff weg klar, dass für den Aufsteiger nicht zu holen sein würde. Paderborns Coach Steffen Baumgart nahm das Wort "Spitzenmannschaft" in den Mund, gegen die sein Team chancenlos gewesen sei und fühlte sich Mitte der ersten Hälfte wie in einem "anderen Film".

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Sein Kollege Schreuder konnte es sich sogar leisten, Andrej Kramaric zu schonen. Nachdem der Kroate bei seinem Comeback nach langer Verletzungspause zuletzt "zweimal über 90 Minuten gegangen sei" (Schreuder), bekam der Vize-Weltmeister eine Pause. Doch Schreuder kann mittlerweile personell fast aus dem Vollen schöpfen und die Integration der Neuen ist nach dem Stotterstart zügig und erfolgreich vorangeschritten. Dennoch warnt Vogt: "Wir sollten die Kirche im Dorf lassen."

Das aber ist gar nicht so einfach, denn die kommenden drei Gegner Köln, Mainz und Düsseldorf lassen manchen TSG-Unterstützer vorschnell drei weitere Siege einplanen. Immerhin gab Pavel Kaderabek zu, dass hinter verschlossener Kabinentür die Wünsche eindeutig sind. "Wir träumen die ganze Zeit davon, international zu spielen", verriet er lachend. In der dicht gedrängten oberen Tabellenhälfte ist das sicherlich keine Illusion.

Die Paderborner dagegen werden kaum die Liga halten können. Ihre mitgereisten Fans fiel am Ende nichts anderes ein, als mit den allzu bekannten Schmähgesängen gegen "Hoffe" und Dietmar Hopp ihren Frust zu bekämpfen. Und am kommenden Freitag, wenn 1899 in der Domstadt gastiert, ist leider davon auszugehen, dass die Kölner Schreier sich in noch viel intensiverer Form disqualifizieren werden. In der derzeitigen Verfassung dürften die Profis des Dorfklubs darauf auf dem Rasen die passende sportliche Antwort geben.

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