TSG 1899 Hoffenheim

"Flache Vierer" und die "Boxbesetzung"

Fußball im Jahr 2018 versteht nicht mehr jeder, dabei war es doch einmal so ein einfaches Spiel

25.02.2018 UPDATE: 26.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Freundschaftlicher Handschlag: Mützenmann Christian Streich (l.) und Julian Nagelsmann verbindet eine große Wertschätzung füreinander. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Etwas mehr als zwei Jahre ist Julian Nagelsmann mittlerweile als Trainer im Haifischbecken Fußball-Bundesliga unterwegs. Der 30-jährige gebürtige Bayer ist sich treu geblieben, beantwortet auch die unangenehmen Fragen der Presse mit Stil und Anstand - und spricht dabei sogar Einladungen aus. "Wir können uns gerne mal zwei, drei Spiele anschauen", gab’s am frühen Samstagabend das Angebot für den RNZ-Berichterstatter, der doch glatt kritisch die Entwicklung der Hoffenheimer Spielweise hinterfragte. Nagelsmann war mit unserer Einschätzung einer diesbezüglichen negativen Entwicklung nämlich ganz und gar nicht einverstanden. "Ich finde unsere Spielanlage immer noch gut", sagte der TSG-Coach im Brustton der Überzeugung und verwies darauf, dass es schließlich "immer noch gegnerische Mannschaft gibt, die nicht umsonst in der Bundesliga spielen". Womit er zweifelsohne völlig richtig liegt.

Wieder einmal entwickelte sich die Pressekonferenz nach dem faden Remis - wie fast schon obligatorisch - zu einer Theoriestunde für die Medienleute. Die fehlende Boxbesetzung monierte Nagelsmann beispielsweise bei seinen Profis. Für alle, die es immer noch nicht kapiert haben: Im Freiburger Strafraum machte "Hoffe" also nicht viel her, fanden sich zu wenige TSG-Beine ein. Weiter gings mit Begrifflichkeiten wie der "flachen Vier" und den obligatorischen "Sechsern", wobei diese Zeitung auf Details der Unterrichtsstunde verzichtet.

Die Kickerei war doch einmal so simpel, denken wir und erinnern uns an Gary Lineker zurück. "Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen", hatte Englands Torjäger-Legende nach dem Elfmeter-Halbfinal-Aus gegen Deutschland bei der WM 1990 den Spruch für die Ewigkeit über die Lippen gebracht. Tja, knapp drei Jahrzehnte später hat sich "König Fußball" zu einer wahren Wissenschaft entwickelt. Schade, denn der Unterhaltungswert ist dadurch gewiss nicht größer geworden.

Also wurden wir von Nagelsmann über den "vorfinalen Pass" aufgeklärt, bei dem der TSG-Coach diesmal die Genauigkeit vermisste und darüber informiert, dass seiner Mannschaft schließlich mehrere gute Durchbrüche über die Außenpositionen gelungen seien. Allein, die zahlende Kundschaft konnte dem nur bedingt folgen und äußerte ihre Unzufriedenheit über das Dargebotene deswegen lautstark (siehe oben).

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"Beide Mannschaften haben sich ein bisschen neutralisiert", formulierte es SC’ler Christian Günter vorsichtig und sein Trainer und Namensvetter Christian Streich erklärte die Freiburger Verhältnisse: "Wir haben alles abgearbeitet, was geht. Wenn wir die Organisation verlieren, kriegen wir jedes Mal vier oder fünf Stück, so wie in der Vorrunde." Streich war zufrieden mit dem Pünktchen, weil er das individuelle Können der 1899-Profis trotz der Abgänge von Sebastian Rudy, Niklas Süle und Sandro Wagner ("Das steckt Hoffenheim auch nicht einfach weg") augenscheinlich immer noch höher einschätzt, als das seiner Schützlinge. "Die haben ja Spieler, da macht es peng, peng, peng ..."

Einen kleinen Vorwurf gab’s vom Temperamentsbündel für die Konkurrenz beim Abgang im Stadionbauch dann doch noch: "Man denkt schon, dass manche Vereine ein bisschen höheres Risiko gehen könnten", meinte Streich. Ob er den Kraichgau-Klub mit einschließt, blieb allerdings sein Geheimnis.

Wir freuen uns jedenfalls darauf, von Julian Nagelsmann demnächst in die taktischen Geheimnisse des Fußballs 2018 eingeweiht zu werden und nehmen seine ausgesprochene Einladung zum Videostudium sehr gerne an.

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