Neuer Co-Trainer bei 1899 Hoffenheim

Wayne, Wehen, Wattenscheid und die alte Welt

Pellegrino Matarazzo stammt aus den USA - Dann versuchte in Europa sein Glück

17.01.2018 UPDATE: 19.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

Pellegrino Matarazzo. Foto: APf

Von Tobias Schächter

Zuzenhausen. Er sei groß, sehr groß sogar, sagen die Menschen, denen man erzählt, Pellegrino Matarazzo zu treffen. Der neue Mann im Trainerteam von Julian Nagelsmann bei den Profis der TSG Hoffenheim erweist sich dann tatsächlich als riesengroß: "Tagsüber 1,98 Meter und nachts 1,97", sagt Pellegrino und lächelt. Mit dieser Körpergröße hätte Matarazzo im Basketball etwas erreichen können, wie so viele, die in den USA aufgewachsen sind.

Pellegrino Matarazzo, vor 40 Jahren in Wayne/New Jersey geboren, Abschluss in angewandter Mathematik an der renommierten Columbia Universität, aber sagt: "Ich wollte nicht mein Leben lang nicht wissen, ob ich es im Profifußball hätte schaffen können."

Also ging der Sohn italienischer Einwanderer mit 23 Jahren nach Deutschland, weil er dort die Chance auf ein Probetraining hatte und versuchte sein Glück. Als Spieler schaffte es der defensive Mittelfeldspieler in die dritte Liga, er spielte in Bad Kreuznach, Wehen, Preußen Münster, Wattenscheid und in der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg. Im Januar nun ist er in der Bundesliga angekommen. Als Co-Trainer von Julian Nagelsmann, mit dem er während der Ausbildung zum Fußballlehrer in Köln ein Zimmer teilte.

Elf Jahre lang war Matarazzo in verschiedenen Funktionen Trainer im Nachwuchsbereich des 1. FC Nürnberg, vergangenen Sommer lockten ihn die Macher der TSG-Akademie, Dirk Mack und Dominik Drobisch, nach Hoffenheim. "Ich brauchte einen neuen Reiz", sagte Matarazzo und nahm das Angebot an.

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Und weil Alfred Schreuder jüngst zu Ajax Amsterdam in die Heimat wechselte, stieg Matarazzo zu den Profis auf. "Plötzlich war ich nach Gesprächen mit Manager Alexander Rosen und Julian ruckizucki oben dabei", sagt Matarazzo: "Das war eine schöne Überraschung."

Sein erstes Bundesligaspiel im Bremer Stadion vergangene Woche erlebte er im "Aufsaugemodus", wie er sagt. Noch sei er dabei, die Spieler und alle um die Profimannschaft herum kennenzulernen: "Ich möchte meinen natürlichen Platz finden, und nicht mit der Tür ins Haus fallen."

Mit Julian Nagelsmann verbinden ihn viele gemeinsame Duelle als Trainer, Nagelsmann als U 19-Coach der TSG, Matarazzo als Trainer der U 19 von Nürnberg. "Wir haben uns schon damals respektiert und es war kein Zufall, dass wir das Zimmer während der Fußballlehrer-Ausbildung geteilt haben."

Die beiden verbinde eine ähnliche Idee von Fußball, sagt Matarazzo: "Die wichtigsten Kriterien für einen Co-Trainer sind Loyalität und die gleiche Wellenlänge mit dem Cheftrainer zu haben." Die Bindung an die Spieler sei nur durch "Fachkompetenz und Empathie möglich", erklärt Matarazzo in perfektem Deutsch. Als er zur Jahrtausendwende aus den USA nach Deutschland kam, sprach er kein Wort der Landessprache.

Er kaufte sich ein Grammatikbuch, blätterte ein bisschen darin und traute sich auch zu sprechen, obwohl er viele Fehler machte. Als er dann seine Frau traf, mit der er mittlerweile einen acht Jahre jungen Sohn namens Leopoldo hat, sei das Erlernen der Sprache plötzlich ganz leicht gewesen, sagt er. Frau und Kind leben noch in Nürnberg.

Mut ist sicher eine Eigenschaft, die Matarazzo mit Nagelsmann verbindet. Und die Leidenschaft für das Spiel und den Beruf. Die Leidenschaft kam bei Matarazzo durch den Fanatismus, mit dem sein Vater den SSC Neapel mit Maradona in der alten Welt aus der neuen Welt verfolgte. Auch der kleine Pellegrino schaute damals die Kunststücke Maradonas in New Jersey am TV.

Die Wurzeln der Familie liegen in Avellino, nahe Neapel, Pellegrino besucht dort regelmäßig die Verwandten. Im Collegeteam spielte er Fußball, Angebote nach dem Mathe-Studium als Investmentbanker zu arbeiten, schlug er aus, weil sein inneres Feuer stärker für das Spiel mit dem Fußball brannte als für das Jonglieren mit Zahlen.

Der Übergang ins Trainergeschäft kam dann aber eher zufällig. Eigentlich wollte er schon in die USA zurückkehren, aber das Angebot aus Nürnberg als erfahrener Spieler für die zweite Mannschaft zu spielen und in den Trainerjob reinzuschnuppern, lockte ihn dann doch.

Seine Vorstellungen als Trainer entwickelte er vorwiegend aus sich selbst heraus, er sagt: "Ich muss immer überlegen: Wer bin ich? Passt diese Vorgehensweise zu mir? Es geht immer um Entwicklung."

Nun geht dieser "Riese" Pellegrino Matarazzo die nächsten Schritte seiner Entwicklung in der Bundesliga für die TSG Hoffenheim. Sein Vertrag läuft zunächst bis Saisonende, er sagt: "Ich mache alles im Leben zu 100 Prozent und ziehe die Dinge durch."

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