Gastfamilien der TSG-Jugend

"Er ist für mich wie ein viertes Kind"

Nach seinem Wechsel in die Jugend der TSG 1899 Hoffenheim entschied sich Elias Ludwig für das Leben in einer Gastfamilie. Die RNZ hat den Nachwuchsspieler und seine Familie getroffen, die die Entscheidung nicht bereuen.

09.05.2018 UPDATE: 09.05.2018 09:19 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Elias Ludwig (rechts) im Kreis seiner Gastfamilie. Foto: privat

Sinsheim. (pami) Die Ex-Hoffenheimer Jeremy Toljan, Steffen Haas sowie Nicolai Rapp und der aktuelle Nachwuchsspieler Elias Ludwig. Was diese vier gemeinsam haben? Wie so viele andere Bundesligisten hat auch die TSG 1899 Hoffenheim ein so genanntes Spielerwohnheim für seine Jugendspieler, um vor allem auswärtigen Spielern eine Unterkunft bieten zu können.

Doch nicht für jeden ist das Leben dort die optimale Lösung, weshalb es für Jugendspieler in Hoffenheim auch die Möglichkeit gibt, in einer Gastfamilie unterzukommen. Toljan, Haas und Rapp wohnten während ihrer Jugendzeit bei der TSG in einer solchen und haben von der Zeit in einem zweiten Zuhause natürlich profitiert.

Derzeit gibt es zehn Gastfamilien, 19 Spieler werden von diesen beherbergt. Einer von ihnen ist Elias Ludwig. Der 18-Jährige ist aktuell in der Hoffenheimer U19 aktiv und lebt noch bis Ende Juni bei Familie Stricker in Sinsheim. Für den Spieler aus Bad Kreuznach war ein Leben im Wohnheim nie eine Option: "Nach meinem Wechsel zur TSG musste ich mir hier etwas suchen. Die Plätze im Wohnheim waren damals relativ voll, aber ich war auch von Anfang an mehr von einer Gastfamilie überzeugt. Das Familiäre finde ich besser als das Leben im Wohnheim."

Seit etwas mehr als drei Jahren lebt er inzwischen bei seiner Gastfamilie, die das große Haus nach dem Auszug der eigenen Kinder wieder füllen wollte. "Wir haben drei Kinder und als die beiden Großen ausgezogen sind, war uns klar, dass wir etwas in diese Richtung machen wollen. Ursprünglich dachten wir an einen Austauschschüler, aber da müsste man sich schon mehr kümmern," erzählt uns Mutter Silke von der Entscheidungsfindung. "Unserem Jüngsten war dann auch etwas langweilig. Und da wir alle TSG-Fans sind, habe ich einfach mal dort angerufen und nachgefragt."

Für die Verantwortlichen im Kraichgau sind Gastfamilien in Sinsheim natürlich optimal – sie garantieren kurze Wege zur Schule und zum Training. Vor allem Spieler, die das familiäre Leben schätzen, kommen bei den Gastfamilien unter. Die Wohnheimplätze sind vorrangig für Spieler aus dem Ausland reserviert, da diese dort besonders bei sprachlichen Problemen anders integriert werden können. Die endgültige Entscheidung wird allerdings immer erst dann getroffen, wenn der Verein den Spieler kennenlernen und sein soziales Umfeld einschätzen konnte. Über die Auswahl der Gastfamilien wird das Jugendamt informiert, die Entscheidung liegt allerdings ganz beim Verein – nur so kann garantiert werden, dass den angehenden Profis ein vernünftiges Umfeld geboten wird.

Auch interessant
Transfergerücht: Zwei neue Offensivkräfte für Julian Nagelsmann?
TSG-Transfergerücht: Hoffenheim soll Werders Belfodil im Visier haben
Herzschlag-Finale: Hoffe fiebert "Finale furioso" gegen Dortmund entgegen

Dies hat Elias Ludwig bei Familie Stricker gefunden, nachdem es bei seiner ersten Familie weniger gepasst hatte. "Wir haben gegenseitig gesagt, dass es nicht das Richtige ist. Deswegen wurde der Gastspielervertrag aufgelöst", sagt er. So musste schnell eine neue Familie für den Mittelfeldspieler gefunden werden. "Es ging dann ganz fix," so Silke Stricker: "Die Verantwortlichen haben sich das Zimmer angeschaut und innerhalb von vier Wochen ist er dann bei uns eingezogen. Vorher haben wir uns noch mit seinen Eltern getroffen, damit wir uns alle einmal kennenlernen."

Natürlich sei es für seine Eltern damals nicht einfach gewesen, den gerade 14-Jährigen Sohn in eine fremde Familie ziehen zu lassen, so Ludwig. "Es war eine schwierige Entscheidung, aber sie haben es mir überlassen." Gerade am Anfang blieben die beiden Familien in engem Kontakt - "Vor allem was das Abends ausgehen und solche Dinge angeht." Ansonsten sei Elias schnell "wie ein viertes Kind" gewesen, wie Silke Stricker erzählt. "Ich finde, man muss die Jungs in den Familienalltag einbinden. Wir haben schnell auch gemeinsam Dinge unternommen, waren im Kino oder gemeinsam essen, soweit das die spärliche Freizeit der Jungs zulässt."

Diese ist tatsächlich eng bemessen. Zwischen Schule und Training bleibt nicht viel Zeit für Privates. "Oft gehe ich morgens in die Schule und komme nach Mittagessen und Training im Nachwuchsleistungszentrum erst spät abends nach Hause," erzählt Elias. "Ein gemeinsames Abendessen klappt nicht oft – aber wir bemühen uns um ein normales Familienleben," ergänzt seine Gastmutter.

Im Juni läuft der Gastspielervertrag aus – Elias Ludwig wird sich dann eine eigene Wohnung suchen, was auch von Vereinsseite so gewollt ist. Für die Nachwuchsspieler stehen dann eigene Wohnungen zur Verfügung, die ihnen von der TSG gestellt werden. Bis dahin kann er noch die Vorteile des Familienlebens genießen – inklusive gewaschener Wäsche. Bereut haben beide Seiten die Entscheidung zum Zusammenleben nicht "Natürlich gibt es immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten, aber nichts was man nicht klären könnte. Von Anfang an war es nicht komisch für uns, einen Gast im Haus zu haben – oder Gast zu sein. Wir sind alle zufrieden, den Schritt gegangen zu sein," so der Tenor bei Familie Stricker und ihrem Schützling.

Dass die Zeit bei einer Gastfamilie nicht die schlechteste Auswirkung auf die eigene Karriere haben kann, zeigen Namen wie Jeremy Toljan, Steffen Haas und Nicolai Rapp. Für Elias Ludwig, der nach Knieproblemen im kommenden Jahr noch einmal in der U19 angreifen will, mit Sicherheit nicht die schlechteste Motivation.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.