Erstes Training mit Kuranyi: Hoffenheim erweitert den Horizont

Mit dem weit gereisten und erfahrenen Neuzugang Kevin Kuranyi kommt mehr internationales Flair in den Kraichgau

31.07.2015 UPDATE: 01.08.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Der prominente TSG-Neuzugang erfüllte geduldig die Wünsche der kleinen und großen Fans. Foto: vaf

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Kevin Kuranyi hat seine Bundesliga-Rückkehr nach einem fünfjährigen Abenteuer in Russland sehr genossen. "Ich habe immer gesagt, dass ich zurückkommen möchte", berichtete Kuranyi am Freitag nach seinem ersten Mannschaftstraining im Hoffenheimer Trikot. Der 53-malige Nationalspieler will es sich und der großen Fußballgemeinde hierzulande noch einmal beweisen und machte aus seinem Führungsanspruch in einem jungen Kollektiv (Durchschnittsalter 23,9 Jahre) keinen Hehl. "Ich fühle mich wie ein großer Bruder, der die Toptalente hier heranführen soll", sagte Kuranyi.

Und man bekam unweigerlich den Eindruck: Dieser Multimillionär und sehr erfahrene Profi drischt keine Phrasen, sondern meint es ernst und nimmt die für ihn vorgesehene Aufgabe total an.

Die knapp 300 Fans auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen bereiteten dem groß gewachsenen Mann, der durchtrainiert wirkt, einen warmherzigen Empfang. So viel Hype um einen Spieler gibt es beim Kraichgauklub selten. Chronisten erinnerten sich an ähnliche Verhältnisse beim Abgang von Trainer Ralf Rangnick und bei der Verpflichtung von Tim Wiese. Viele Fans hoffen bei "Hoffe", dass dem Verein ein Reinfall wie seinerzeit beim Torhüter aus Bremen erspart bleibt. "Wenn der vorne so viel rein macht wie der Wiese hinten rein gelassen hat, dann ist er gut", frotzelte ein kritischer TSG-Anhänger, der den Hype um Kuranyi fotografisch dokumentierte.

Hoffenheims Verantwortliche sind vom prominenten Neuzugang von Dynamo Moskau überzeugt. "Die ganze Konstellation bietet ungleich mehr Chancen als Risiken", konstatierte Manager Alexander Rosen, "wir hatten den Abgang von erfahrenen Spielern zu verkraften, Kevin kann ein Eckpfeiler in der Mannschaft werden."

Das Zeug dazu hat der 33-Jährige allemal. Seine Erfolgsquote beim VfB Stuttgart und bei Schalke 04 war sehr beachtlich: In 261 Partien gelangen ihm 111 Tore. Chapeau! Rosen räumte am Freitag im Dialog mit 30 Medienvertretern ein, dass "der Umbruch in der Tat größer als gedacht" ausgefallen sei. In der wirtschaftlich herausragenden Transfer-Periode bewegt sich "Hoffe" Richtung 60-Millionen-Euro-Marke, allein schon durch den Rekordverkauf von Roberto Firmino zum FC Liverpool.

Ganz klar: Cheftrainer Markus Gisdol und Rosen hatten das Szenario, ein Stück weit mehr Routine und Kaltschnäuzigkeit in den Kader zu bringen, schon länger im Kopf. Keiner der letztjährigen drei Stoßstürmer (Anthony Modeste, Adam Szalai und Sven Schipplock) vermochte so richtig zu überzeugen. Zusammen kam das Trio auf 14 Saisontreffer. "Kevin ist die Antwort auf die veränderte Mannschaftsstruktur, dessen fußballerische Vita für sich selbst spricht", sagte Rosen. "Noch dazu ist er ein unheimlich positiver Typ und herzlicher Mensch."

Davon konnte sich die RNZ überzeugen. Kuranyi kommt sympathisch und authentisch rüber. Ohne jegliche Starallüren. "Es tut einfach gut, wieder Bundesliga-Luft zu schnuppern. Das ist ein Traum", sagte Kuranyi und wiederholte gebetsmühlenartig, wie glücklich und froh er darüber sei, "ganz nahe von meiner Heimat" zu sein. Vater Kont Arpad Kuranyi, ein Bruder und ein Neffe waren aus Stuttgart angereist, um hautnah dabei zu sein. "Weite Wege stressen oft", sagte der leutselige Vater, der abwechselnd in Stuttgart und in Petrópolis nördlich von Rio de Janeiro wohnt.

Die Kuranyis sind Kosmopoliten. Kevin hat in Brasilien, Panama, Deutschland und Russland gelebt. "Ich passe mich überall schnell an", sagt er augenzwinkernd. Es ist kein Fehler, dass einer den Horizont in der nordbadischen Provinz erweitert und für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt. Auf dem Weg zum ersten Hoffenheimer Training wurde Kuranyi an einer Tankstelle erkannt, was nicht unbedingt bei allen Hoffenheimer Protagonisten der Fall sein dürfte.

Kuranyi kennt keine Berührungsängste, geht ungezwungen und offen mit seinen Mitmenschen um. Somit hat er das Potenzial zum Hoffenheimer Publikumsliebling, erst recht, wenn seine Erfolgsquote stimmt. Im heutigen Testspiel gegen Premier-League-Neuling AFC Bournemouth (16 Uhr, Rhein-Neckar-Arena) wird er sicherlich etwas Spielpraxis erhalten. Kevin Volland hatte ihm gleich vermittelt, dass der gestrige Tag mit den vielen TSG-Kiebitzen etwas Besonderes ist. Zu Kuranyis Einstieg liefen die beiden Kevins Seite an Seite auf den Platz - ein Bild mit Symbolcharakter.

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