1899 Hoffenheim gegen Leipzig

Serge Gnabrys launige Galanummer und die Geduld der TSG

Gnabry macht die Rhein-Neckar-Arena mit einem "Tor des Jahres" zum Tollhaus

03.12.2017 UPDATE: 04.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Freudentanz: Serge Gnabry (l.) feiert sein Traumtor mit Dennis Geiger. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Am Samstagnachmittag um kurz nach halb fünf riss es die Tribünenbesucher in der Rhein-Neckar-Arena von ihren Sitzen - und Hoffenheims Trainerstab samt Reservisten und Betreuern von der Ersatzbank. Serge Gnabry, 22-jähriger U 21-Europameister und Leihgabe vom FC Bayern München, hatte gerade mit einem Heber aus knapp 45 Metern Leipzigs ungarischen Torwart Peter Gulacsi (27) überlistet. Keine Frage: Nicht nur ein "Tor des Monats", sondern ein "Tor des Jahres".

Der Kunstschütze gab sich nachher bescheiden. "War es ein Traumtor"?, meinte Gnabry lässig und beschrieb den Moment seines genialen Einfalls ziemlich emotionslos: "Ich habe kurz hochgeschaut und gesehen, dass der Torwart ein bisschen weit vorne steht. Da habe ich einfach mein Glück probiert." Ein glänzender Versuch, der die gesamte Arena zum Tollhaus machte.

Es waren die ersten beiden Treffer des schnellen, aber leider verletzungsanfälligen Stürmers, der bereits in der vergangenen Runde - damals noch bei Werder Bremen unter Vertrag - meist nicht einsatzfähig war und der erst sein fünftes Saisonspiel für die Kraichgauer bestritt. Endlich durfte er nun seine ersten beiden "Buden" für den neuen Tabellenfünften bejubeln.

Als "sensationell", befand 1899-Sportdirektor Alexander Rosen den magischen Moment. Gut nur, dass die TSG viel Geduld mit Gnabry bewies, der bereits beim letzten Heimauftritt gegen Eintracht Frankfurt das späte 1:1 durch Mark Uth mit einer tollen Einzelleistung famos vorbereitet hatte. "Wir wussten immer um die Qualität von Serge und haben uns bewusst dafür entschieden, ihn langsam aufzubauen und nicht sofort wieder reinzujagen", sagte Rosen.

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Trainer Julian Nagelsmann verriet, dass er über die ein oder andere Schwäche des Deutsch-Ivorers, der in Stuttgart geboren wurde, durchaus informiert war. "Ich habe vom Kollegen aus Bremen gehört, dass er auch mal einen Tritt in den Hintern braucht", gab Nagelsmann preis, um aber im selben Atemzug zu betonen, dass der Gefeierte alles tue, um seine wiederkehrenden Probleme bestmöglich in den Griff zu bekommen.

Der Grund für Gnabrys viele Auszeiten liegt verrückterweise gerade in seiner Stärke. Nagelsmann: "So ein schnellkräftiger Spieler ist immer verletzungsanfälliger als eine lahme Ente. Das ist eine Baustelle von ihm." Der TSG-Coach war nach dem vor allem in dieser Höhe unerwarteten Erfolg gegen die "Roten Bullen" verständlicherweise bester Laune.

Ob Gnabry über diese Runde hinaus für "Hoffe" stürmen könne? Nagelsmann kurz und knapp: "Er ist bis Sommer ausgeliehen, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich würde vieles gern. Ich hätte auch gerne Sebastian Rudy, aber haben wir auch nicht. Ich hätte auch gerne Messi, haben wir auch nicht." Ein paar kritische Worte gab es, die Gnabry als Ansporn dienen sollten. "Er ist noch lange nicht da, wo er hin will und wo er hin muss, wenn er bei dem Verein spielen will, dem er gehört." Bei den Bayern soll Gnabry, wenn denn irgendwann einmal Franck Ribéry und Arjen Robben in den wohlverdienten Ruhestand versetzt werden, nachfolgen. Große Fußstapfen. Doch daran dachte das Ausnahmetalent nicht. Einst war Gnabry mit blonder Haarpracht über den Rasen geflitzt. "Ich bin ein launiger Mensch. Deshalb habe ich sie abgemacht", beantwortete er die Frage nach seiner Frisur fast gelangweilt. Noch ein paar mehr launige Galanummern von ihm kann Hoffenheim gut gebrauchen.

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