1899 Hoffenheim

Baumanns Betriebstemperatur und Demirbays Sahnetag

TSG besiegt Freiburg 4:2 - Angriff auf vordere Tabellenplätze soll gestartet werden

27.01.2019 UPDATE: 28.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Die artistische Einlage von Hoffenheims Pavel Kaderabek wurde nicht belohnt wurde. Foto: Imago

Von Nikolas Beck

Freiburg. Dass es Julian Nagelsmann am Ende sogar noch ein bisschen schlimmer machte als es eigentlich gewesen ist, war irgendwie bezeichnend: Es passt einfach nicht zum Selbstverständnis, das die TSG Hoffenheim seit zweieinhalb Jahren unter ihrem Erfolgstrainer zur Schau trägt, monatelang auf einen Sieg zu warten. Von einer "Serie von sieben Unentschieden und einer Niederlage gegen Bayern München" sprach Nagelsmann irrtümlicherweise am Samstagabend im kuschligen Mediencontainer des Freiburger Schwarzwald-Stadions. Tatsächlich waren es vor dem misslungen Rückrundenauftakt gegen München nur sechs Remis, seit die TSG Anfang November letztmals ein Bundesligaspiel gewonnen hatte.

Julian Nagelsmann durfte sich erstmals seit November wieder über einen Sieg freuen. Foto: APF

Weil es aber das einzige Mal an diesem Nachmittag war, dass die Rechnung des TSG-Coaches nicht aufging, ist Hoffenheim mit einem 4:2 (1:1) im Badenderby gegen den SC Freiburg in die Erfolgsspur zurückgekehrt. "Das sind einfach nicht wir, so viele Spiele ohne Sieg - das hat sich nicht gut angefühlt", berichtete Alexander Rosen von "großer Erleichterung". Hoffenheims Manager hatte "in Anbetracht unserer Situation einen sehr, sehr guten Auftritt" gesehen.

Doch Manager und Trainer wussten auch, bei wem sie sich zu bedanken hatten: Oliver Baumann. Der ehemalige SC-Spieler, der in Breisach am Rhein, rund 20 Kilometer von Freiburg entfernt, geboren wurde, und seit 2014 das TSG-Tor hütet, war in seiner Heimat mal wieder ein gefragter Mann. "Die Finger sind warm", schmunzelte der sympathische 28-Jährige, "vom Hände schütteln - und vom Bälle halten."

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Zweimal geschlagen und doch ein Sieggarant. Das Sonderlob vom Trainer hatte er sich verdient.

Kaderabek: Hatte auf "Hoffes" rechter Abwehrseite seine liebe

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Einzelkritik

Baumann: Zweimal geschlagen und doch ein Sieggarant. Das Sonderlob vom Trainer hatte er sich verdient.

Kaderabek: Hatte auf "Hoffes" rechter Abwehrseite seine liebe Mühe.

Vogt: Konzentrierter Auftritt des Kapitäns, brachte aber vor allem bei Ecken keine Ordnung in die Abwehrreihe.

Hübner: Siehe Vogt.

Schulz: Mal wieder Dampfmacher über links. Clever und abgezockt, als er den Elfmeter gegen Stenzel herausholte.

Grillitsch: Bärenstarker Spielgestalter, der sich im Aufbau immer wieder ganz tief zwischen die Innenverteidiger fallen ließ.

Demirbay: Vorlage, Tor, eins mit Sternchen.

Geiger: Vor allem zu Beginn mit guten Ansätzen, aber noch lange nicht der Alte.

Joelinton: Machte viel fürs Spiel, nicht nur sein Tor zum 1:0. Wieder mal richtig gut.

Kramaric: Eiskalt beim Elfmeter, routiniert bei seinem zweiten Treffer. Auch sonst ständiger Unruheherd. Stark.

Szalai: Unauffälligster Angreifer. Dem Ungarn täte ein Tor mal wieder gut.

Posch: Kam für Szalai, um den Sieg ins Ziel zu bringen. Job erfolgreich erledigt.

Amiri: Spät für Geiger im Spiel.

Brenet: Durfte die letzten Minuten anstelle von Schulz mitwirken. nb

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Ein freundlicher Klaps am Spielfeldrand, ein Küsschen samt Umarmung in den Stadionkatakomben - Baumann, der insgesamt 14 Jahre lang in Freiburg spielte, trifft dort nach wie vor auf viele bekannte Gesichter. Es sei für ihn immer noch ein "besonderes Spiel". Diesmal war es eins, bei dem er lange kaum gefordert war, Hoffenheim durch Tore von Joelinton (19.) sowie zweimal Andrej Kramaric (59./Foulelfmeter; 72. ) zugeschlagen hatte, der SC aber dank zweier Tore nach Eckbällen durch Höler (42.) und Niederlechner (77.) im Spiel blieb.

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Stimmen zu Freiburg: Nagelsmann: "Sind sehr glücklich, dass wir die drei Punkte mitnehmen"

Und urplötzlich war Baumann im eisigen Breisgau doch schnell auf Betriebstemperatur. "Das waren innerhalb von 74 Sekunden vier Abschlussaktionen von Freiburg, in denen das 3:3 fallen kann", ließ Nagelsmann die wohl entscheidenden Momente Revue passieren: "Da waren wir froh, dass Oli immer seine Hand dazwischen gebracht hat."

Kerem Demirbays Traumtor kurz darauf (85.) wischte letztlich alle Zweifel am ersten "Hoffe"-Sieg in Freiburg seit November 2009 beiseite. Nagelsmann, der ein unterhaltsames und von beiden Teams intensiv geführtes Duell beobachtet habe, sprach von einem verdienten Sieg. Ins Resümee des 31-Jährigen schlichen sich aber auch Formulierungen wie "erlösend", "Gott sei Dank" und "sehr glücklich, dass wir drei Punkte mitnehmen dürfen". Der "Hoffe"-Coach und sein Team waren eben durchaus unter "Ergebnisdruck" gestanden.

Zwar habe man die vielen Punkteteilungen davor "einigermaßen verkraften können", so Nagelsmann, weil die Leistungen immer ansprechend gewesen seien. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Champions-League-Teilnehmer bei einer Niederlage beim Außenseiter bis auf Rang elf abgestürzt wäre. So schoben sich die Kraichgauer erst einmal wieder auf Rang sechs - und hoffen, der Sieg könne eine Initialzündung für den neuerlichen Sturm auf die Europapokalplätze sein.

"Ich glaube, dass wir noch unter die ersten Sechs kommen", hatte TSG-Mehrheitseigner Dietmar Hopp kürzlich erklärt. Auch Manager Rosen strahlt ein unerschütterliches Vertrauen in die eigene Stärke aus. Er wolle zwar nicht sagen, es sei ein Witz gewesen - weil das überheblich klänge - dass die TSG die Hinrunde mit nur 25 Punkten abgeschlossen hatte. Der 39-Jährige erinnerte aber exemplarisch an die Partien gegen Dortmund und Gladbach, in denen herausragende Leistungen nicht mit einem Sieg belohnt wurden. Rosen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass es in der zweiten Saisonhälfte mehr Punkte werden."

Kerem Demirbay erwischte einen Sahnetag. Foto: APF

Kerem Demirbay, der am Samstag nicht nur aufgrund seines Tores überragende Akteur, wollte zwar eigentlich keine Fragen zu einem möglichen Angriff auf die vorderen Tabellenplätze beantworten - doch kündigte dann genau diesen an: "Wir sind keine Mannschaft, die mit Mittelmaß zufrieden ist", so der Linksfuß, "sondern gut genug, um nächstes Jahr wieder mindestens in der Europa League zu spielen."

In den Worten des 25-Jährigen zeigte sich einmal mehr: Zu der TSG Hoffenheim passen im Jahr 2019 "Kampfansagen" einfach besser als sechs - oder sieben - Unentschieden und eine Niederlage gegen Bayern München.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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