Viel Geld lässt sich im Moment mit der Zuckerrübe nicht verdienen - das Denkmal steht vor der Firmenzentrale von Südzucker in Mannheim. Foto: vaf
Von Harald Berlinghof
Mannheim. "Diese Frage habe ich jetzt gar nicht gehört. Sie wissen, dass wir zu diesen Altlasten keine Stellung nehmen. Auch zu Rückstellungen gibt es in dieser Sache keinen Kommentar von uns". Damit war das heikle und unangenehme Thema des Vorwurfs von Preisabsprachen und den anhängigen Gerichtsverfahren für den Vorstandsvorsitzenden der Südzucker AG Wolfgang Heer erledigt.
Obwohl Südzucker in einigen Bereichen Gegenwind im abgelaufenen Geschäftsjahr verspürt hat, konnte man das Jahr erfolgreich abschließen. Die Umsätze im Zuckersegment, bei den Spezialitäten und bei CropEnergies (Bioethanol) konnte man steigern, im Segment Frucht stabil halten. Das Konzernergebnis lag mit 445 Millionen Euro sogar leicht über der im März veröffentlichten, vorläufigen Zahl. Die Dividende soll 45 Cent je Aktie betragen, womit 91,9 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Im Fokus der strategischen Ausrichtung des Konzerns standen für den Südzuckervorstand im abgelaufenen Geschäftsjahr (2017/2018) vor allem die geänderten europäischen Rahmenbedingungen für das Zuckergeschäft. "In den ersten sieben Monaten von März bis September 2017 galt noch das fast 50 Jahre andauernde europäische System mit Rübenmindestpreisen und Zuckerproduktionsquoten. Dann ab Oktober sind die Regelungen ersatzlos gefallen", erläuterte Heer.
Nach dem Wegfall der Mengenbegrenzung erreichte die Zuckerproduktion in Europa einen Rekordwert, was den Zuckerpreis durch ein Überangebot in Europa und weltweit durch neue Kapazitäten in Asien in eine Abwärtsbewegung versetzte. Ab Oktober wurde dadurch das Ergebnis von Südzucker erheblich belastet.
Insgesamt sprach Finanzvorstand Thomas Kölbl noch von einem "guten Jahrgang 2017/2018". Der Umsatz stieg im Konzern über alle vier Geschäftsbereiche (Zucker, Spezialitäten, CropEnergies mit Bioethanol und Frucht) hinweg auf sieben Milliarden Euro (plus 7,8 Prozent).
Bezogen auf den Umsatz bleibt Südzucker ein Zuckerkonzern. Beim operativen Ergebnis allerdings haben die Spezialitäten, zu denen auch die Tiefkühlpizza von Freiberger und seit Dezember 2017 auch der amerikanische Tiefkühlpizza-Hersteller Richelieu Food und der deutsche Konkurrent Hasa gehören, dem Zuckergeschäft den ersten Rang abgelaufen.
Das Zuckerergebnis lag während der regulierten Phase des Geschäftsjahres noch über Vorjahresniveau, rutschte dann aber im letzten Quartal unter die Zahlen des Vorjahres. "Die negative Ergebnisentwicklung beim Zucker wird sich auch im laufenden Geschäftsjahr fortsetzen", so Heer. Kölbl rechnet sogar mit zwei schwierigen Übergangsjahren und sieht deshalb im "sehr gut diversifizierten Portfolio" des Konzerns eine wichtige und positive Komponente.
"Aber wir glauben an Zucker", betont er. Der Zuckerverbrauch steige weltweit jährlich um ein bis zwei Prozent. "Das entspricht der halben Südzuckerproduktion", rechnet er vor. 90 Prozent der Zuckerproduzenten können mit den gegenwärtigen Weltmarktpreisen nicht wirtschaftlich produzieren, deshalb erfolge kaum ein Ausbau der Kapazitäten. Mit der Folge, dass der globale Mehrverbrauch die Preise wieder klettern lassen werde.
Auch wenn Zucker gegenwärtig in der öffentlichen Debatte als Bösewicht in unserer Ernährung ausgemacht ist, bleibt Südzucker ein Zuckerkonzern. "Ein einzelnes Lebensmittel verursacht isoliert betrachtet kein Übergewicht", glaubt Heer.