Die beiden grauen Gebäude der Inter Versicherung im Vordergrund sollen ab Juni entkernt und um ein Stockwerk erhöht werden. Auch die Fassade wird erneuert und soll eine Sandsteinverkleidung erhalten. Foto: vaf
Von Thomas Veigel
Mannheim. Die Inter Versicherungsgruppe ist kein Billigheimer und zahlt auch keine exorbitant hohen Provisionen an Makler. Aber sie kann auf eine treue Kundschaft - Mediziner und Handwerker - zählen. Nach dem Sparprogramm der Jahre 2010 und 2011, als die Zahl der Mitarbeiter um 20 Prozent schrumpfte, hat das Unternehmen im vergangenen Jahr eine stabile Konsolidierung erreicht. Das Neugeschäft lag vor allem in der Lebensversicherung unter den Erwartungen, insgesamt lagen die Zahlen leicht unter dem Vorjahr.
"Aber wir müssen keine Aktionäre glücklich machen", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Thomas gestern bei der Vorstellung der Bilanz. "Das Geld bleibt im Hause oder kommt den Mitgliedern zugute." Die Konzernmutter Inter Krankenversicherung ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, Mitglieder des Vereins sind die Versicherten. Die Inter hat insgesamt 836 000 Kunden. Zum Konzern gehören eine Lebensversicherung, eine Sachversicherung, eine Krankenversicherung für die hessische Polizei und die Feuerwehr, die Bausparkasse Mainz sowie zwei kleinere polnische Versicherer.
Vom Gewinn nach Steuern, 109 Millionen Euro, fließen 80 Prozent in die Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung. Wer ein Jahr lang keine Leistungen in Anspruch nimmt, bekommt bis zu sechs Monatsbeiträge erstattet. Am Jahresanfang bekommen die Versicherten eine Mitteilung, bis zu welchem Betrag es sich lohnt, Arztrechnungen selbst zu zahlen. 20 Prozent des Gewinns werden zur Stärkung des Eigenkapitals verwendet.
Eine Renaissance erwartet Peter Thomas für die Lebensversicherung. Es gebe zwar 90 Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland, aber durchschnittlich würden nur 1000 Euro pro Jahr einbezahlt. "Das dürfte für die notwendige private Zusatzversorgung im Alter nicht reichen." Dazu sei die negative Sicht auf die geförderten Produkte wie die Riester-Rente nicht sinnvoll. Deren Möglichkeiten, so das stellvertretende Vorstandsmitglied Holger Tietz, seien noch längst nicht ausgeschöpft. "Unter Rendite-Aspekten ist Riester super." In der Lebensversicherung werde es immer schwieriger, die hohen Garantien der Altverträge zu erwirtschaften. Für 2012 zahlt die Inter eine Überschussbeteiligung von 3,6 Prozent. Da sei sie im Marktdurchschnitt gut positioniert.
Man brauche, so Finanzvorstand Matthias Kreibich, eine geschickte Anlagetaktik, um die notwendige Rendite zu erwirtschaften. Hauptprodukt seien Pfandbriefe. Bankanleihen seien spürbar abgebaut worden, Staatsanleihen habe man kaum im Portfolio. Im laufenden Jahr werde die Inter den eingeschlagenen Weg weitergehen, sagte Peter Thomas. Sparmaßnahmen seien nicht wahrscheinlich, eher werde verstärkt investiert. Zwei der vier Inter-Gebäude in der Mannheimer Oststadt sollen ab Juni entkernt und um ein Stockwerk erhöht werden - man will die Mitarbeiter aus dem Souterrain ans Licht holen.