Hoffenheim gegen Schalke

Der Beste gegen den Zweitbesten

Beim gemeinsamen Trainerlehrgang mit Julian Nagelsmann hatte Domenico Tedesco die Nase vorn

22.09.2017 UPDATE: 23.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden

Zwei Dirigenten: Julian Nagelsmann ...

Von Tobias Schächter

Sinsheim. Die Unterschiede zwischen Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco? Dirk Mack überlegt kurz und sagt: "Der größte Unterschied ist der, dass Julian mit der Hoffenheimer U19 deutscher Meister geworden ist und Domenico nicht." Doch dass meint der Direktor Nachwuchs der TSG eher scherzhaft, viel lieber spricht der 49-Jährige ohnehin über das Verbindende als über das Trennende dieser beiden Trainer. Heute spielt die TSG Hoffenheim in der Bundesliga gegen den FC Schalke. Gecoacht werden die Teams von den jüngsten Trainern der Liga, Julian Nagelsmann, 30, trainiert seit Februar 2016 die TSG,

Domenico Tedesco, 32, seit Juli den FC Schalke. Beide verdienten sich vorher ihre Meriten im Hoffenheimer Nachwuchs, Tedesco war Nagelsmanns Nachfolger nach dessen Berufung zum Chefcoach der Profis. Und beide haben zusammen den gleichen Fußballlehrerlehrgang absolviert, Tedesco schloss als Bester ab, vor Nagelsmann. "Da hat es vielleicht den ein oder anderen Flachs gegeben", erinnert sich Mack, aber so wichtig sei das keinem der beiden gewesen. Zumal Nagelsmann im Endspurt der Trainerausbildung schon mit der TSG im Abstiegskampf der Bundesliga steckte. "In den letzten anderthalb Monaten war ich vielleicht noch drei Mal in Hennef, ich hatte andere Probleme", erinnert sich Nagelsmann. Das Aufeinandertreffen der beiden jüngsten Trainer provoziert die Frage nach einem Generationenwechsel in der Bundesliga. Auch in Mainz trainiert in Sandro Schwarz, 38, ebenso ein Trainer, der aus der eigenen Nachwuchs kam, nun die Profis, wie in Bremen Alexander Nouri, 38. Hannes Wolf, 36, einst Talente-Coach bei Borussia Dortmund, ist in der zweiten Saison Cheftrainer des VfB Stuttgart. Vorreiter war 2009 Thomas Tuchel, der in Mainz plötzlich erfolgreich von Nachwuchs- zum Profitrainer befördert wurde. Und ähnlich wie Tuchel damals erwies sich Nagelsmann durch den Klassenerhalt und dem folgenden Erreichen der Europa-League schnell als Versprechen auf eine große Trainerlaufbahn.

Vor den Champions-League-Spielen gegen den FC Liverpool im August wollten die englischen Journalisten von Nagelsmann wissen, ob er sich als Vorreiter einer neuen, jungen Generation deutscher Trainer sehe. Der ebenso schlagfertige wie reflektierte Oberbayer gab zu bedenken, dass seine Geschichte anders geschrieben worden wäre, sei die TSG im Frühjahr 2016 abgestiegen. Zuerst sei die mutige Entscheidung der TSG Hoffenheim gestanden, ihm die Chance zu geben. Und die ähnlich jungen Kollegen, die nun in der Bundesliga arbeiteten, seien aufgrund ihrer Qualitäten berufen worden - und nicht wegen ihm.

Hoffenheims Nachwuchschef Dirk Mack glaubt indes schon, dass "Julian die Tür geöffnet hat für die anderen Jungen in der Bundesliga". Und er glaubt auch nicht, dass dieser Trend so schnell abebbt: "Die Tendenz geht, glaube ich, weiter dahin, dass man eher einen jungen Trainer sucht, der schon Erfahrungen gesammelt hat, als einen Trainer, der ein erfolgreicher Spieler war. Wobei das aber nicht ausgeschlossen werden sollte." Junge Trainer seien durch ihre in einem jungen Alter oft schon große Trainererfahrung früher reif, als dies Trainer früher gewesen seien: "Diese Nagelsmänner und Tedescos kommen ja nicht aus dem Nichts", sagt Mack. Zumal die U19-Trainer von heute viel näher am Profifußball dran seien wie noch vor 25 Jahren.

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Tedesco kam vom VfB Stuttgart zur TSG und blieb nur zwei Jahre, bevor er Erzgebirge Aue vor dem Abstieg in die dritte Liga rettete und ihn dann kurz darauf der Ruf aus Schalke ereilte. Die Mission in Aue hätte auch schief gehen können. Aber weder Nagelsmann noch Tedesco scheuen das Risiko. "Beide haben Gemeinsamkeiten in der Spielphilosophie: Beide wollen agieren, nicht reagieren. Und beide reagieren sofort im Spiel, wenn ihnen etwas auffällt. Das ist eine Besonderheit, die nicht viele Trainer haben", sagt Mack, der natürlich auch die Unterschiede kennt und sie vorsichtig so beschreibt: "Wenn Julian im Haus war, hat das aufgrund des Geräuschpegels immer jeder sofort mitbekommen. Bei Domenico musste man hingegen nachschauen, ob er gerade in seinem Büro saß."

Mack glaubt, dass Tedesco der Ehrgeiz antrieb, dorthin zukommen, wo andere aus seinem Trainerlehrgang schon waren, bevor er in Aue anheuerte: Nagelsmann in Hoffenheim, Kenan Kocak in Sandhausen, Nouri in Bremen. Aber nicht jeder schafft den Weg in den grell ausgeleuchteten Profibereich, die Engagements von Konrad Fünfstück in Kaiserslautern oder Marc-Patrick Meister in Karlsruhe beispielsweise blieben Episode.

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