Krisengipfel: Waldhof-Kapitän Marcel Seegert mit Trainer Patrick Glöckner. Foto: Imago
Von Daniel Hund
Mannheim. Die Tür war zu. Gefühlt zehn Minuten lang ging keiner rein und raus. Dass nach Heimspielen des SV Waldhof die Kabine als Rückzugsort dient, in der unmittelbar nach Spielende analysiert und reflektiert wird, ist nichts Ungewöhnliches. Doch diesmal zog sich der Plausch wie Kaugummi.
Was genau gesprochen wurde, ist nicht überliefert, aber es dürfte am späten Dienstagabend ein wenig ungemütlich geworden sein. Denn das 1:4 gegen die SpVgg Unterhaching war kein Spiel, das man einfach so abhaken kann. Es hat Spuren hinterlassen.
Draufhauen war trotzdem nicht angebracht, eher aufmuntern, schließlich gehen die "Buwe" sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch.
Kapitän Marcel Seegert, bekannt für klare Worte, sagt es so: "Natürlich laufen wir auf der Felge. Woher soll die Frische nach so vielen Englischen Wochen auch kommen, wir können bei unseren vielen Ausfällen kaum wechseln."
Das Erschreckende gegen Unterhaching: Man hatte nie das Gefühl, dass der SVW auch nur den Hauch einer Chance hatte, dieses Spiel zu gewinnen. Gut, die ersten zehn Minuten machten Mut, doch spätestens nach dem 0:1 in der 13. Minute war es ein Himmelfahrtskommando. Keine Zuordnung, keine Struktur, keinerlei Zugriff. Haching, das bislang wahrlich keine überragende Saison spielt, kombinierte sich wie im Training durch die Mannheimer Hälfte und tauchte so immer wieder gefährlich vor dem Tor auf.
Was Hoffnung macht? Derzeit nicht viel. Irgendwie halbwegs schadlos ins Winter-Päuschen – bereits am 8. Januar geht’s zuhause gegen Verl weiter – retten, lautet das Motto.
"Noch einmal aufrappeln"
Das Problem: Am Samstag wartet beim Halleschen FC die nächste hohe Hürde. Schlimmes ist zu befürchten. Seegert weiß das: "Am Samstag müssen wir wieder aufstehen und alles irgendwie mobilisieren, und uns jetzt noch einmal aufrappeln."
Hört sich stark nach Durchhalte-Parolen an. Und genau die sind es auch. Die Party-Stimmung ist verflogen, Fußball-Feste werden derzeit durch Trauerspiele ersetzt. Aussagen wie: "Wenn wir so spielen wie heute, kann uns kaum einer schlagen", sind erst ein paar Wochen alt. Klingen mittlerweile aber wie Statements aus einer längst vergessenen Zeit.
Fakt ist: Es geht die Angst um, noch nicht vor dem Abstieg, aber davor, dass man irgendwann doch mit dem Rücken zur Wand stehen könnte. Seegert hat die Zeichen der Zeit erkannt.
Der Anführer der Blau-Schwarzen: "Jammern gibt es nicht. Im Moment ist es eine schwere Situation, aber der Verein hat schon so viele schwere Situationen überstanden." Und weiter: "Da werden wir auch diesmal wieder zusammen raus kommen."
Themenwechsel: In Sachen Rassismus-Vorfall im Heimspiel gegen Türkgücü München herrscht mittlerweile Klarheit. Der SVW muss 2 500 Euro an den DFB zahlen und 2 000 Euro zur Finanzierung präventiver Maßnahmen gegen Rassismus. Zur Erinnerung: Am 3. Oktober wurde Türkgücüs Yi-Young Park von einem einzelnen Fan rassistisch beleidigt.