Von Claus Weber
Sandhausen. Nachdem Besar Halimi in der 15. Minute zum 0:1 getroffen hatte, rannte er schnurstracks zur Sandhäuser Bank. Alle Spieler folgten ihm, herzten sich mit Betreuern und Reservisten, freuten sich über die Führung – und vermittelten ein Gemeinschaftsgefühl, das man so in dieser Saison noch nicht gespürt hatte. Und nach der Partie standen die Spieler eng umschlagen im Kreis zusammen. "Man hat gemerkt, dass eine Riesen-Aufbruchsstimmung da war", sagte Dennis Diekmeier, "genau mit dieser positiven Energie müssen wir weiterarbeiten."
Wer dem Kapitän nach Spielschluss zuhörte, hätte den Eindruck gewinnen können, der SV Sandhausen habe im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga endlich die Trendwende geschafft. Dabei hatten die Kurpfälzer gerade mit 1:2 (1:1) auch das zehnte von bislang elf Auswärtsspielen verloren und zum siebten Mal eine Führung nicht über die Zeit gebracht. Und weil Braunschweig am Freitagabend Regensburg 2:0 schlug, fielen sie zudem auf den 17. Tabellenrang zurück.
Dennoch machte die Partie ein bisschen Hoffnung. Weil die Sandhäuser aggressiver waren als sonst, leidenschaftlicher, weil sie fast die ganze Zeit sehr konsequent verteidigten und sich etliche Möglichkeiten erspielten. Das Gefühl, ein gutes Spiel gesehen zu haben, bestätigte sich mit einem Blick in die Statistik: Die Nordbadener hatten die bessere Zweikampf-Quote (60:40), sie liefen mehr und sprinteten häufiger, hatten viel mehr Flanken und Einwürfe sowie ein Plus an Chancen und Torschüssen.
Und trotzdem standen sie am Ende mit leeren Händen da – wieder mal.
"Es ist schade, zumindest ein Unentschieden hätten wir verdient", seufzte Präsident Jürgen Machmeier, "aber leider sind wir auf eine Mannschaft getroffen, die eine super Qualität hat."
Drei Schüsse brachte der Tabellenzehnte aufs Tor, zwei waren drin. Weil beim Anschlusstreffer durch Dennis Srbeny (36.) Aleksandr Zhirov zu spät versuchte einzugreifen und Nils Röseler geblockt wurde. Und weil Diego Contento Christopher Antwi-Adjei (74.) beim Siegtor viel zu viel Platz ließ.
Es ist der einzige Vorwurf, den man den Interimstrainern Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits machen kann: Sie haben (zu) spät gewechselt. Das Pressing, das ständige Anlaufen, die vielen Zweikämpfe haben Kraft gekostet. Frische Spieler hätten die Konzentration womöglich hoch halten können.
"Die Mannschaft ist geknickt", sagte Kleppinger, "doch wir haben uns hier sehr gut präsentiert." Man habe nach der Entlassung von Chef-Coach Michael Schiele versucht, ein bisschen was zu verändern, wollte hoch angreifen und über das Lauf- und Zweikampfverhalten erfolgreich sein. "Das ist uns lange Zeit gelungen", meinte Kleppinger.
Dem Chef hat’s – bis auf die Gegentore – gefallen. Vorerst wird es mit "Kleppo" und "Kulo" weitergehen. "Die beiden haben vieles richtig gemacht", sagte Jürgen Machmeier, "es gibt keinen Grund, zu wechseln."
Immerhin hat die Mannschaft nach dem ersten Gegentor nicht sofort das zweite kassiert, ist nicht auseinandergefallen, wie in Regensburg, Darmstadt und zuletzt beim 2:3 gegen Karlsruhe, das Michael Schiele den Job gekostet hat.
Kevin Behrens (79. und 81.) sowie Patrick Schmidt (89.) hätten Sandhausen am Ende noch einen Punkt retten können, doch erst klärte Torwart Zingerle, dann flog der Ball über den Kasten und schließlich stand ein Abwehrbein dazwischen. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch mit diesem Trainerduo alles raushaut, sich in den Dreck und in die Bälle schmeißt", lobte Sportchef Mikayil Kabaca, "die Niederlage ist sehr bitter."
In den Kellerduellen am Sonntag gegen den Tabellen-15. Osnabrück und eine Woche drauf in Braunschweig (16.) muss neben dem Erlebnis endlich auch das Ergebnis stimmen, sonst ist der Klassenverbleib fast nicht mehr zu schaffen.
Paderborn: Zingerle – Ananou (46. Dörfler), Hünemeier, Schonlau, Collins – Schallenberg – Thalhammer (59. Michel), Ingelsson (46. Vasiliadis) – Führich (83. Pröger), Srbeny (70. Owusu), Antwi-Adjei.
Sandhausen: Kapino – Nauber, Röseler, Zhirov – Diekmeier, Bachmann (88. Kister), Contento (78. Rossipal) – Halimi (78. Keita-Ruel), Linsmayer (88. Paurevic) – Behrens, Esswein (74. Schmidt).
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen); Tore: 0:1 Halimi (15.), 1:1 Srbeny (36.), 2:1 Antwi-Adjei (74.).
Update: Sonntag, 21. Februar 2021, 15 Uhr
Paderborn. (dpa/run) Auch die Trainer-Trennung hat beim SV Sandhausen vorerst nicht zur Wende geführt. Der stark abstiegsbedrohte SVS verlor am Samstag in der 2. Fußball-Bundesliga beim SC Paderborn mit 1:2 (1:1). Besar Halimi (15. Minute) erzielte zwar die Führung für Sandhausen, dann aber drehten Dennis Srbeny (36.) und Christopher Antwi-Adjej (74.) die Partie.
Paderborn steht im Mittelfeld der Tabelle mit reichlich Vorsprung zur Abstiegszone und deutlichem Rückstand zu den Aufstiegsplätzen. Der SVS rutschte auf Abstiegsrang 17 ab. Am Montag hatte sich Sandhausen nach nicht einmal drei Monaten vom bisherigen Chefcoach Michael Schiele getrennt. Seine Aufgabe übernahmen die beiden Interimstrainer Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits.