"Brutaler Tag" - SV Sandhausen ist abgestiegen
Bis zuletzt hat der SVS auf den Verbleib in der 3. Fußball-Liga gehofft. Doch nach dem 0:3 geht es zurück in die Viertklassigkeit.

Von Christoph Offner
Sandhausen. Um 15.54 Uhr war es amtlich: Der SV Sandhausen steigt aus der Dritten Liga ab. Nach der 0:3 (0:0)-Niederlage der Kurpfälzer am Samstagnachmittag gegen Hansa Rostock ist auch die rechnerische Chance, die Klasse doch noch zu halten, passé. Selbst ein Sieg hätte nicht gereicht, weil der VfB Stuttgart II, der den ersten Nichtabstiegsplatz belegt, einen 2:1 (2:0)-Sieg gegen Alemannia Aachen einfuhr.
"Für uns ist es ein brutaler Tag", seufzte Interimstrainer Dennis Diekmeier. Der Abstieg, so die Vereins-Ikone, "tut mir enorm weh. Für die Fans, die alles geben. Für die Mitarbeiter, die jetzt vor einer unsicheren Zukunft stehen." Doch nicht jeden fasste der Absturz in die Viertklassigkeit so an, wie Diekmeier.
Ebenso pflichtschuldig wie die Profis den Gang zu den Fans antraten, stellten sie sich den Fragen der Journalisten. "Schlecht", fühle sich der Abstieg an sagte Torwart Nikolai Rehnen, Kapitän Jakob Lewald sprach von einer "nicht zufriedenstellenden Saison"…
Immerhin: Der Dorf-Klub verabschiedete sich – nach 18 Jahren Profi-Fußball – mit Anstand. Gegen den Ostsee-Klub boten die Schützlinge von Diekmeier und Gerhard Kleppinger – zumindest bis zum ersten Gegentor – eine ordentliche Leistung. "Dieki" und "Kleppo" setzten auf ein 4-2-3-1-System, Besar Halimi und Jeremias Lorch ersetzten Patrick Greil und Alexander Fuchs, die beide kurzfristig ausfielen. David Otto hatte die ersten Möglichkeiten für die Schwarz-Weißen.
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Zuerst scheiterte der Stürmer nach einem Ballgewinn von Jeremias Lorch tief in der Hansa-Hälfte mit seinem Schuss vom Strafraumrand an Keeper Benjamin Uphoff (8. Minute). Dann verzog er – von Besar Halimi mit einem schönen Flugball bedient – aus 17, 18 Metern deutlich (21.). Von der "Kogge" sah man wenig – dafür sorgten auf der Tribüne die rund 3000 mitgereisten Rostock-Fans für Heimspiel-Atmosphäre.
Der Sandhausen-Block, der auf einem großen Banner Kritik an der Führung äußerte ("Vereinsstruktur professionalisieren") blieb – wohl aus Protest – dagegen das ganze Spiel über stumm. Auf dem Feld war der SVS weiter tonangebend. Sebastian Stolze konnte Uphoff aus kurzer Distanz nicht per Kopf überwinden (26.), die folgende Ecke zog Stanislav Fehler gefährlich direkt aufs Tor (27.), ehe Marco Schikora im Eins-gegen-Eins am Hansa-Keeper scheiterte (33.).
So ging es am Hardtwald torlos in die Kabinen. Auch nach der Pause blieb das Diekmeier-Team am Drücker, Fehler setzte seinen Schlenzer knapp neben das Tor (48.). Eine Führung wäre da längst verdient gewesen. So kam es, wie es kommen musste.
Einen Chipball in den Sechzehner von Adrien Lebeau verlängerte Sigurd Haugen per Kopf – Edvinas Girdvainis blockte per Hand, Schiedsrichter Richard Hempel zeigte zu Recht auf den Punkt (50.). Lebeau trat nach kurzer Diskussion mit dem Ex-Sandhäuser Christian Kinsombi an. Der Franzose, der 2023/2024 eine Saison für den SV Waldhof spielte, verlud Rehnen, setzte den Ball in die Mitte (52.).
Der Treffer zeigte Wirkung. Einmal mehr ließen die Spieler des einstige Spitzenreiters die Schultern hängen. Tim Krohn, der nach seiner Einwechslung keine Minute auf dem Platz stand, legte nach. Der 19-Jährige ließ Rehnen mit einem strammen Schuss ins lange Eck keine Chance (62.).
Danach passierte bis auf zwei Abseits-Tore – zuerst wurde Haugen (67.) zurückgepfiffen, dann hatte Dominic Baumann in der verbotenen Zone gestanden (73.) – nicht mehr viel. Fünf Minuten vor Schluss traf Jan Mejdr zum Endstand: Der aufgerückte Rechtsverteidiger überwand Rehnen nach einer Hereingabe von Nils Fröling aus elf Metern.
Sandhausen: Rehnen – Zander (64. Kreuzer), Girdvainis, Lewald, Ehlich – Schikora, Lorch (79. Simnica) – Stolze (64. Butler), Halimi (64. Baumann), Fehler (79. Iwe) – Otto.
Rostock: Uphoff – Pfanne, Gürleyen, Rossipal – Mejdr (89. Gebuhr), Dietze (81. Harenbrock, Schuster, Ruschke – Kinsombi (60. Fröling), Haugen (81. Suso), Leabeau (60. Krohn).
Schiedsrichter: Richard Hempel (Großnaundorf); Zuschauer: 4862; Tore: 0:1 Lebeau (52., Handelfmeter), 0:2 Krohn (61.), 0:3 Mejdr (85.).