Eppingens Torwart Volker Gebhard ist in dieser Szene schneller als der Neckarelzer Angreifer Gerd Slavetinsky. Foto: privat
Von Hubert Waldenberger
Mosbach/Buchen. Es gibt Spiele, die Fußballer ihr Leben lang nicht vergessen. Und vielleicht geht es den Besuchern solcher Partien genauso. Im Fall der SpVgg Neckarelz und des FV Laudenberg hängt die Besonderheit zweier Begegnungen mit dem nahezu hochmütig rübergekommenen Selbstbewusstsein der jeweiligen Gegner zusammen, die jedoch Überraschungen erlebten.
In der Saison 1974/75 fand sich die SpVgg Neckarelz als Aufsteiger in der der 1. Amateurliga Nordbaden ein. Neulinge haben es meist schwer. So ging es auch den Neckarelzern in der damals höchsten nordbadische Amateurklasse. Anfangs unterlagen sie zum Beispiel dem Karlsruher FV mit 0:7 oder verloren beim VfB Eppingen 2:8. Letztlich belegten die Neckartäler jedoch den siebten Tabellenplatz, Eppingen beendete die Saison als Meister.
Aufgrund des Vorrundenresultats und beflügelt durch den Erfolg im Pokalspiel gegen den Hamburger SV am 26. Oktober 1974 kreuzten die Eppinger siegessicher zur Rückrundenpartie im Elzstadion auf, in dem fast 4000 Zuschauer auf den Anpfiff warteten. Eingefleischte Fans der SpVgg hatten die Schefflenzer Jugendkapelle engagiert, die mit schmissiger Musik für Stimmung sorgten. Und auf dem Rasen gab die Truppe des Neckarelzer Spielertrainers Wolfgang Platz den Ton an. Für den entscheidenden Paukenschlag sorgte Wolfgang Ruschek, er markierte den Treffer zum 1:0-Erfolg der Neckartäler. Danach wurde kräftig gefeiert. Freilich feierten nur die heimische Mannschaft und deren Fans. Derweil machten sich die Eppinger HSV-Bezwinger etwas bedröppelt auf den Heimweg in Richtung Kraichgau.
Als der FV Laudenberg als Meister der Landesliga Odenwald erstmals in die Verbandsliga aufstieg, stand die Zahl 1980 auf dem Kalender. Allerdings tanzte der FV nur eine Spielzeit auf der nordbadischen Fußballbühne. Von der Zurückversetzung in die Landesliga ließen sich die Fußballer aus dem Limbacher Teilort jedoch nicht entmutigen, sondern unterstrichen in der Saison 1982/83 erneut ihre Qualität: Landesligameister und Aufsteiger in die Verbandsliga – "nebenbei" auch Kreispokalsieger.
Wie zuvor unter der Spielertrainer-Regie des "Dauerbrenners" Gerhard Noe schickten die Laudenberger auch unter Trainer Roman Andres eine starke Mannschaft in den Kampf um Verbandsligapunkte. Dass es nach wiederum nur einer Spielzeit erneut abwärts ging, hing mit den ungleichen Rahmenbedingungen zusammen, die besonders den Vereinen aus den Ballungsgebieten Rhein-Neckar und Karlsruhe zum Vorteil gereichten.
Garantiert hat sich jedem damaligen Akteur und auch Zuschauer eine spezielle Partie ins Gedächtnis eingegraben. Im Januar 1984 stand für den FVL das Heimspiel gegen die SG Heidelberg-Kirchheim auf dem Programm. Aus dem Umfeld der Elf aus dem Heidelberger Stadtteil, die später zum Meister und Oberligaaufsteiger avancierte, waren despektierliche Äußerungen über den FV nach Laudenberg durchgedrungen. Bestes Motivationsmaterial für die Odenwälder.
Jedenfalls zeigten die Laudenberger auf ihrem vom Schnee geräumten Sportplatz den Heidelberger Vorstädtern, wo der Bartl den Most holt. Endergebnis FVL gegen SG HD-Kirchheim: 1:0. "Wir haben gekämpft, jeder hat alles gegeben, wobei uns die Platzverhältnisse entgegenkamen", berichtete Walter Herkert dieser Tage am Telefon. Dass bei dem technisch versierten sowie mit Spieleleganz ausgestatteten FV-Libero und inzwischen pensionierte Lehrer dieses Match noch immer ein Schmunzeln verursacht, war sogar am Telefon wahrnehmbar.
Ein ebenfalls außergewöhnliches Fußballspiel liegt nur etwas mehr als ein Jahr zurück. Am 10. März 2019 empfing der FV Mosbach den Stadtrivalen Türkspor Mosbach zum Landesliga-Lokalderby. Der Spruch, wonach Lokalderbys ihre eigenen Gesetze haben, ergo stets Überraschungen möglich sind, bewahrheitete sich. Der stadtinterne fußballsportliche Kräftevergleich mündete in eine "Goal-Orgie", denn sage und schreibe 13 Mal wurde der Ball über die Torlinien bugsiert.
Mit 7:6 hatte der MFV letztlich das bessere Ende für sich, obwohl Türkspor zur Halbzeit 4:1 führte. Dass es in der Endphase der Partie innerhalb von sieben Minuten Schlag auf Schlag ging, zeigt die Chronologie: 6:5 Dominik Schneider (MFV, 81.), 6:6 Belmin Saljic (TS, 86.), 7:6 Amer Almousa (MFV, 88.). Tore sind das Salz in der Fußball-Suppe. Doch im Gegensatz zu einer Suppe auf dem Esstisch kann die Fußball-Suppe nicht versalzen werden. Im Gegenteil: Je mehr Salz, desto schmackhafter.