Internationale Erfahrung einbringen

Heimkehr des verlorenen Sohnes Hansi Flick nach Hoffenheim

Flick wird ab 1. Juli neuer Geschäftsführer Sport bei der TSG

23.05.2017 UPDATE: 24.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Gute Freunde kann niemand trennen: Hansi Flick und Dietmar Hopp beim TSG-Spiel gegen Bayer Leverkusen im Oktober 2013. Foto: Imago

Von Achim Wittich

Sinsheim. Was seit Wochen längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde, ist nun Gewissheit. Hansi Flick (52), in Heidelberg geboren und in Bammental wohnhaft, wird neuer Geschäfstführer Sport beim Champions-League-Qualifikanten 1899 Hoffenheim. Am Dienstagnachmittag meldete die TSG den Vollzug der Personalie. Gegenüber einem Boulevard-Magazin hatte zuvor Dietmar Hopp (77), Mehrheitseigner der Spielbetriebsgesellschaft, die Rückholaktion bestätigt. Damit kehrt der verlorene Sohn heim. Von 2000 bis 2005 trainierte Flick die Kraichgauer und feierte mit dem damaligen Regionalligisten einen historischen Pokalcoup, als 1899 im Achtelfinale des DFB-Pokals den Bundesligisten Bayern Leverkusen mit 3:2 aus dem Wettbewerb warf.

Hintergrund

Kommentar von Frank Enzenauer

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Kommentar von Frank Enzenauer

Viele Köche verderben den Brei, sagt der Volksmund, der nicht unbedingt Blödsinniges von sich gibt, nur weil er unakademisch drauflosredet. Der Volksmund spricht aus Überlieferung und Lebenserfahrung. Also ist Skepsis erlaubt, ob eine Doppelspitze die richtige Waffe ist, damit sich die TSG Hoffenheim künftig auch international behaupten kann. Oder fühlt sich Profifußballdirektor Alexander Rosen vergrätzt und in seinem Elan gebremst, weil ihm Hansi Flick als Geschäftsführer Sport vorgesetzt wird? Und: Wer entscheidet letztlich über Spielertransfers?

Auffallend verhalten reagierten bislang Rosen und Trainer Julian Nagelsmann auf den Plan von Klubchef Dietmar Hopp, Flick mit einem Top-Job zurückzulocken. Freilich ist ein angenehmes Klima im Unternehmen möglich, weil weder Rosen noch Flick zur eitlen Selbstdarstellung neigen und branchenuntypisch besonnen agieren. Eifersüchteleien, Machtkämpfe oder gar Intrigen, alles leistungsmindernde Faktoren, sind demnach nicht zu befürchten. Andererseits: Die Zusammenarbeit könnte nur von kurzer Dauer sein, Rosens Vertrag endet im Juni nächsten Jahres.

Fachlich ist Flick über jeden Zweifel erhaben, seine beim DFB erworbenen Kontakte sind gewiss hilfreich, obendrein ist er als Kind der Region ein ausgezeichneter Repräsentant für einen Klub, der um Bodenständigkeit bemüht ist, aber trotz erfrischenden Fußballs und Champions-League-Qualifikation außerhalb des Kraichgaus immer noch gegen Imageprobleme anzukämpfen hat.

Neben dem sozial kompetenten, allseits beliebten Erfolgstrainer Nagelsmann dürfte Flick die Außendarstellung der TSG zum Besseren wenden. Hoffenheims Kommunikationsstrategen sollten für freundliche Unterstützung dankbar sein.

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Hopp hätte den späteren Assistenten vom Bundes-Jogi und Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund seinerzeit am liebsten mit einem "Vertrag auf Lebenszeit" ausgestattet. Daraus wurde zwar nichts, weil Flick im November 2005 entlassen wurde und sich sein späterer Nachfolger Ralf Rangnick den Durchmarsch in Deutschlands Elite-Liga anheften darf. An der Freundschaft von Hopp zu Flick änderte der Rauswurf allerdings nichts. "Ich halte ihn für einen der besten Fußball-Fachleute hierzulande. Und er ist ein ausgesprochen angenehmer Mensch", wird Hopp zitiert.

Damit liegt der "größte TSG-Fan", so Sportdirektor Alexander Rosen im vergangen Sommer Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen über den Mäzen, sicher nicht falsch. Doch ergeben sich durch die Installation des heimatverbundenen Flick, der aus "persönlichen und familiären Gründen" Mitte Januar seinen Rückzug vom DFB-Posten bekannt gegeben hatte, auch einige durchaus heikle Fragen. Vor allem der exakte Aufgabenbereich und die Zusammenarbeit mit Alexander Rosen, der gemeinsam mit Coach Julian Nagelsmann im Sommer 2016 bei jeder Spielerverpflichtung ins Schwarze getroffen hat, werden nicht nur bei den TSG-Fans heiß diskutiert.

Nagelsmann hatte sich am vergangenen Wochenende nach dem torlosen Remis gegen den FC Augsburg so geäußert: "Ich kümmere mich um die Mannschaft. Alles andere sollen die entscheiden, die es entscheiden dürfen, und das bin nicht ich als Cheftrainer. Ich habe jedes Wochenende 26 Entscheidungen zu treffen." Auch Rosen hatte bedacht auf die Inthronisierung von Flick reagiert. Drei Tage später haben die zuständigen Entscheider Nagelsmann beim Wort genommen.

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In einer Pressemitteilung, die gestern um 17.02 Uhr Uhr die RNZ-Redaktion erreichte, äußert sich Flick so: "In Trainer Julian Nagelsmann und Direktor Profisport Alexander Rosen habe ich die besten Partner an meiner Seite, die man sich nur wünschen kann. Die jüngste Entwicklung der TSG ist ganz eng mit Julian und Alexander verbunden." Und weiter: "Vor dem Hintergrund der Teilnahme am europäischen Wettbewerb kann ich zudem auch meine internationale Erfahrung mit einbringen."

Im Geschäftsführer-Trio liegt die Verantwortung für den Profi- sowie Nachwuchsbereich laut Vereinsverteiler in Flicks Verantwortung. Peter Görlich, bisher für Innovation und Marketing zuständig, soll sich zukünftig auch um die "immer wichtiger werdenden Felder Internationalisierung und Digitalisierung kümmern." Frank Briel (Finanzen, Organisation und IT) wird zudem den Bau des neuen "Research Labs" im Dietmar-Hopp-Sportpark organisieren.

Die TSG 1899 Hoffenheim stellt sich also, europäisch angekommen, in der sportlichen Führung noch breiter auf. Über die Vertragslaufzeit von Hansi Flick, dem auch Anfragen mehrerer anderer Erstligisten vorgelegen haben sollen, machte der Verein keine Angaben.

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