Flüchtige Momente und magische Wesen
Die haben Petra Kaluza und Jörg Staudt in ihren Werken eingefangen, die bis 4. Mai in der Alten Apotheke in Walldorf zu sehen sind.

Walldorf. (RNZ) Nein, keine Drachen hausen beim Kunstverein Walldorf, wie einer der beiden Ausstellungstitel, "Hic sunt Dracones", vermuten lässt: Ausgewählte Werke von Petra Kaluza und Jörg Staudt aus Walldorf haben hier ihr Zuhause auf Zeit – bis 4. Mai – gefunden.
Hartmuth Schweizer, selbst bekannt als Kunstpädagoge und Künstler, begrüßte in Vertretung von Gerhard Baldes, dem Vorsitzenden des Kunstvereins, die Gäste der Vernissage: neben zahlreich erschienenen Gästen auch die mit dem Heidelberger Autorinnenpreis ausgezeichnete Lyrikerin Sophie Morin aus Wien, die jetzt bei Heidelberg lebt. Sie würdigte, ergänzend zu Schweizers Einführung, den prägenden Einfluss von Petra Kaluzas Gedichten auf ihr bildnerisches Werk.
Ein "eindrucksvolles, stilistisch und inhaltlich reiches Panorama des bildnerischen Schaffens der Künstlerin und des Künstlers empfängt Besucherinnen und Besucher der Ausstellung" in der Alten Apotheke, wie Schweizer darlegte.
Auf der einen Seite stehen Petra Kaluzas "fantastische, poetisch-magische, lyrikgesättigte Werke, denen die virtuose Malerei von Jörg Staudt dialogisch antwortet". Es sind laut Schweizer bei ihm sowohl erlebte, ihn umgebende als auch kraft seiner Vorstellung entstandene Landschaften, die er in "kontemplative, atmosphärisch dichte Lichtstimmungen" übersetzt. Im Gespräch sage Staudt, dass sich ihm immer die Frage stelle, wie wir Landschaft sehen, so der Referent: "Im Betrachten seiner weiten, tiefen Landschaftsräume beantworten die Bilder uns diese Frage." Sie machten Jörg Staudts Interesse an der Darstellung der Flüchtigkeit des Moments sichtbar, um gleichzeitig auf die Intimität des Augenblicks zu verweisen. "Der Betrachter wird von authentischen Farbeindrücken überrascht, ja überwältigt, wobei sich bei genauer Betrachtung der Bildgegenstände impressionistische Farbtupfer oder rasch aufgetragene Pinselspuren zeigen."
Auf diese Weise kann, wie Hartmuth Schweizer sagte, aus der Silhouette von Bergen, Hügeln oder Bäumen "die unverwechselbare Signatur einer Landschaft" werden und "der freie Pinselduktus entwickelt sich zu einer das Bild prägenden autonomen Form, die immer noch das Wesen der Landschaft, ihre Magie und Poesie, in sich trägt".
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Neben Jörg Staudts "Landscapes", so der Titel seines Ausstellungsteils, präsentieren sich Petra Kaluzas geheimnisvolle Mischwesen aus Tieren, Pflanzen und Menschen "als eine allegorische Verschmelzung von Mensch und Natur". Die Künstlerin zeichnet Schweizer zufolge von Hand oder mit einem bewusst einfachen Computerprogramm, "collagiert, kopiert, scannt ein, collagiert wieder und schneidet auseinander, bis das Ergebnis stimmig ist". Im kreativen Prozess werde immer die formale Harmonie auf der Fläche angestrebt, sage die Künstlerin. "Intuitiv suche ich eine Balance zwischen klar umrissenen Formen und abstrakter Auflösung", gab Schweizer Kaluzas Worte wieder: "Die in diesem Prozess entstehenden Wesen stellen sich gleichermaßen fragil wie erhaben den Herausforderungen ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft".
Petra Kaluza erschafft laut dem Referenten damit in den Serien "Hic sunt Dracones" und "Almost Human" eine eigene poetische Bildsprache, die intensiv von lyrischen Texten begleitet wird. Nach eigener Auskunft sei sie von der Hoffnung überzeugt, die im Poetisch-Magischen liegt: "Das früheste Erlebnis der Kunst muss ihr Erlebnis als Mittel der Beschwörung, der Magie gewesen sein" zitiere Kaluza die bekannte Kunst- und Kulturkritikerin Susan Sontag. Magisch waren zu allen Zeiten auch die Drachen, wie Schweizer erinnerte: "Vor ihnen wurde auf mittelalterlichen Seekarten mit dem Hinweis "Hic sunt Dracones" auf unerforschten Regionen gewarnt und Kaluza sagt, dass wir die Drachen unserer Zeit gut lokalisieren können, aber zu Recht nicht minder fürchten."
Info: Die Ausstellung "Hic sunt Dracones" von Petra Kaluzo und "Landscapes" von Jörg Staudt sind in der Alten Apotheke, Hauptstraße 47, bis 4. Mai sonn- und feiertags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 06227/2526 zu sehen.