Corona-Pandemie sorgt für Bauverzögerung beim Gemeindehaus
Erneute Prüfung der Landeskirche - Kirchbauverein hat schon rund 80.000 Euro Spenden gesammelt

Von Stefan Zeeh
Hirschberg-Leutershausen. "Wir brauchen noch sehr viel Geld für das Gemeindehaus", stellte der Vorsitzende des evangelischen Kirchbauvereins Leutershausen, Rolf Schumacher, zu Beginn der Mitgliederversammlung am Sonntag fest. Dabei konnte seit der Sanierung des Turmdaches vor rund drei Jahren einiges an Spendengeldern gesammelt werden. Das Guthaben auf den Konten des Vereins belief sich Ende vergangenen Jahres auf etwas mehr als 70.000 Euro.
"Davon konnten wir 65.000 Euro im April an die Kirchengemeinde für den Neubau des Gemeindehauses überweisen", erläuterte Schumacher den knapp 20 erschienenen Vereinsmitgliedern. Doch noch immer fehlten rund 185.000 Euro an Spendengelder.
Zwar kamen in diesem Jahr bereits wieder 11.000 Euro zusammen – alleine 2400 Euro davon konnten durch den Verkauf von Alltagsmasken bei "Raumausstattung Bock" eingenommen werden –, doch die Corona-Pandemie ist nicht gerade günstig, um weitere Gelder einzuwerben. "Wir wollen in diesen schwierigen Zeiten keine große Spendenwerbung machen", sagte der Vorsitzende. Er verwies auf die finanziell ungewisse Situation vieler Familien durch die Corona-Krise. Der Verkauf von Masken und Postkarten mit Motiven aus Leutershausen wird aber weitergehen. Dazu will man Tassen mit Bildern der Kirchenfenster demnächst zum Verkauf anbieten.
Warum die finanziellen Mittel für den Neubau des evangelischen Gemeindehauses nicht etwa von der Stiftung "Pflege Schönau" bereit gestellt werden, verdeutlichte der stellvertretende Vorsitzende des Kirchbauvereins, Hans Behrendt, anhand eines historischen Rückblickes. So sei in den vergangenen Jahrhunderten für die kirchlichen Gebäude der Lehnsherr verantwortlich gewesen. Mit dem Grafen von Wiser erhielt Leutershausen jedoch um 1700 einen Lehnsherr der katholischen Glaubensrichtung, und dieser habe daher kein Interesse an der evangelischen Kirche gehabt, so Behrendt. 1849 wurden zudem die allgemeinen Steuern eingeführt und der "Zehnt" als Steuer abgeschafft. Damit fiel die Verpflichtung der Grafen weg, für die kirchlichen Gebäude aufzukommen. "Seitdem ist die Kirchengemeinde in Leutershausen selbst für ihre Gebäude zuständig", erklärte Behrendt. Diese Historie sorge zugleich dafür, dass auch die Stiftung "Pflege Schönau", anders als in anderen Gemeinden in der Region, nicht für Leutershausen zuständig sei.
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Corona sorgt für eine Verzögerung beim Bau des Gemeindehauses, denn durch die Pandemie gehen die Kirchensteuereinnahmen zurück. Deshalb überprüfte die Landeskirche erneut, ob die Kirchengemeinde in der Lage ist, die benötigten finanziellen Mittel zu beschaffen. "Im Juli genehmigte die Landeskirche dann den Neubau", berichtete Pfarrerin Tanja Schmidt. Diese Genehmigung sei aber nur aufgrund der bereits vorhandenen Spendengelder erteilt worden. Kirchengemeinderatsvorsitzender Ulrich Schulz ging davon aus, dass sich der Fertigstellungstermin für das Gemeindehaus durch die erneute Überprüfung durch die Landeskirche um einige Monate verzögert. Einen genauen Termin wollte er angesichts der derzeitigen Unwägbarkeiten aber nicht nennen.
Einstimmig wählte die Versammlung zudem Sigrid Rathai zur neuen Kassenwartin, nachdem der bisherige Kassenwart Herbert Grundwald dieses Amt aus beruflichen Gründen niedergelegt hatte.