Mehr Strom von Walldorfs Dächern
Der Gemeinderat beschließt ein Förderprogramm für Fotovoltaikanlagen. Die Stadt stellt dafür zwei Millionen Euro bereit.

Von Anja Hammer
Walldorf. Darauf haben viele Walldorfer gewartet: Das Förderprogramm für Fotovoltaikanlagen steht. Jeder Bürger, der neuen Sonnenstrom an seinem Zuhause produziert, bekommt Geld aus der Stadtkasse. Am Dienstagabend zurrte der Gemeinderat das Förderpaket samt aller Details fest. "Mit diesem Förderprogramm setzen wir Maßstäbe", zeigte sich Bürgermeister Matthias Renschler überzeugt.
Schon Ende Januar ließ eine Entscheidung des Kommunalparlaments viele Häuslebauer und Wohneigentümer aufhorchen: Denn im Haushaltsplan stellte der Rat zwei Millionen Euro für die sogenannte "Solaroffensive" bereit. "Viele haben mit Investitionen auf ihren Dächern gewartet, als sie von dem Programm erfahren hatten", berichtete Klaus Brecht, Fachbereichsleiter für Ordnung und Umwelt. Doch eben nicht alle. "Wir erleben eine dynamische Marktentwicklung mit steigenden Preisen und Lieferzeiten", wusste Brecht. "Deswegen haben manche trotzdem schon einen Auftrag erteilt." Diejenigen sollen keinen Nachteil haben: Das Förderprogramm wurde rückwirkend zum 1. April beschlossen. "Förderanträge, die davor gestellt wurden, prüfen wir im Einzelfall", ergänzte Rathauschef Renschler.
"Die derzeitige Marktlage bereitet uns Sorgen", sagte Andrea Schröder-Ritzrau (SPD). Handwerker seien ausgebucht, die Rohstoffe seien knapp. Da fürchtete nicht nur Mathias Pütz (CDU), dass dies den "positiven Anreizen" der Solaroffensive entgegenwirke. Dabei sei diese wichtig: Bei der bisherigen Belegung der Walldorfer Dachflächen sei bislang noch kein "befriedigender Stand" erreicht, so Pütz weiter. Eine Beobachtung, die die Grünen teilen: "Es gibt noch genug Flächen für Fotovoltaikanlagen", meinte Manfred Wolf. "Mit dem Förderprogramm wollen wir mehr als einen Denkanstoß geben." Besonders lobte der Grünen-Politiker, dass nicht nur diejenigen profitieren würden, die ein eigenes Dach hätten. "Balkonanlagen fördern wir auch", so Wolf.
Das Förderprogramm sei "umfassend und reizvoll", urteilte auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Günter Lukey. Mit Blick auf den andauernden Krieg in der Ukraine betonte er, dass jede Kilowattstunde Sonnenstrom dazu beitrage, sich von der Abhängigkeit mancher Staaten loszulösen. Ratskollegin Schröder-Ritzrau war überzeugt: "Das Förderprogramm wird sicher zum Fotovoltaik-Ausbau in Walldorf führen." Doch allein auf diese Hoffnungen wollte die Sozialdemokratin nicht setzen. Im Namen ihrer Fraktion bat sie die Verwaltung um einen ausführlichen Bericht im Herbst, damit der Rat zu den Haushaltsberatungen verlässliche Zahlen habe, wie das Programm angenommen werde.
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Letztlich überraschte es nicht, dass das städtische Förderprogramm zum Ausbau von Fotovoltaikanlagen bei einer Enthaltung einstimmig verabschiedet wurde. Als befangen erklärt hatte sich zu Beginn der Diskussion SPD-Rat Christian Schick. Auf RNZ-Nachfrage erläuterte er: "Ich habe selbst eine Fotovoltaikanlage und könnte von der Batterienförderung profitieren." Eben diese sah seine Fraktion übrigens kritisch: "Batteriespeicher bringen keine Kilowattstunde mehr Sonnenstrom", so Schröder-Ritzrau.