Neuer Pächter für Vereinslokal "Friedrichshof" gesucht
Petra und Manfred Müller ziehen sich ab dem 29. November aus dem "Friedrichshof" zurück. 2024 soll die Gaststätte aber wieder öffnen.

Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Der "Friedrichshof" ist nicht nur irgendeine Gaststätte am Ort, sondern eine Institution, die sich für viele Menschen – auch von außerhalb – ein bisschen wie Heimat anfühlt. Hier kann man kommen, sich umschauen, wer so da ist, um sich dann ganz unkompliziert einen Stuhl an einen der Tische zu ziehen. Sofern natürlich Platz ist.
"In welchem Lokal kann man sich eben mal so einen Stuhl woanders hinstellen?", fragt Wirt Manfred Müller. Eine rein rhetorische Frage, denn normalerweise geht das eher nicht. Es sei denn, es handelt sich um eine Kneipe im besten Sinn wie den "Friedrichshof". Die werden aber immer weniger. Und die Zeiten ändern sich nun auch im Vereinsheim der Sängereinheit 1867 Edingen, denn die Wirtsfamilie zieht sich ab 29. November zurück, neue Pächter werden gesucht.

"26 Jahre Wirtschaft, das langt und der Manfred wird jetzt 65. Es reicht", findet Petra Müller. Sie und ihr Mann haben die Gaststätte in der Anna-Bender-Straße vor 20 Jahren übernommen. Davor war Müller sechs Jahre lang Wirt in der Viktoria-Gaststätte in Neckarhausen. In Edingen hätten sie schöne Jahre gehabt mit guter Kundschaft, sagt Manfred Müller. Sehr freundlich und sehr freundschaftlich sei es immer zugegangen. Wie es ohne sie weitergeht, ist noch unklar.
Die Sängereinheit führt Bewerbungsgespräche mit Interessenten und möchte gerne, dass die Wirtschaft ab 1. Januar 2024 wieder mit einem guten Nachfolger geöffnet wird. Auf der Homepage des Vereins kündet der Satz "Wir suchen einen neuen Pächter für unser Vereinslokal, und ganz Edingen sucht einen neuen Wirt für die Gaststätte ,Friedrichshof’ im Herzen der Gemeinde", davon, dass der Verein um den Wert dieser Institution weiß. Ein Gast sagt: "Ich weiß, dass es nicht mehr so wird wie früher. Aber wenn es zu 80 Prozent wieder so wird, bin ich zufrieden."
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"Hier kann sich jeder irgendwo hinsetzen und kommt mit Freunden ins Gespräch – das macht die Gemütlichkeit aus", findet Müller. Wie viele Stammtische es im "Friedrichshof" gibt, weiß er gar nicht. Denn es sind viele. Bei zweien ist er selbst dabei, spielt Karten und serviert dazu kleine Speisen. Dazu kommen Stammtische von Sportlern, von Freunden, Verwandten und Gleichgesinnten. Neben den Stammtischen kommt eine erkleckliche Vielzahl an Stammgästen aus einem Umkreis von Hockenheim bis Lampertheim. Vor allem, wenn Schlachttag oder Hähnchentag ist, kann sich das Ehepaar vor Bestellungen und Reservierungen kaum retten.
Das Gasthaus sei gut über die Corona-Zeit gekommen, sagt Müller. Sieben Monate lang war zwar der Gastraum geschlossen, doch hielt sich der "Friedrichshof" mit seinem Abholservice gut über Wasser. "Und nach Corona kamen immer mehr Gäste", sagt Manfred Müller. Seit vielen Jahren werden er und Ehefrau Petra von deren Schwester Jutta und Schwager Erwin Stefan unterstützt. Nicht selten sind die drei Servicekräfte am Rennen, wenn oben der kleine Saal, unten das Nebenzimmer und der vordere Gaststättenbereich proppenvoll sind. Das kommt durchaus vor, denn der "Friedrichshof" ist zugleich auch Edingens wichtigster bewirteter Treffpunkt für Jahreshauptversammlungen und andere größere Veranstaltungen.
"Der Friedrichshof ist eben eine richtige Ortswirtschaft, in die jeder gehen kann, auch ohne etwas essen zu müssen", meint Manfred Müller. Dabei ist das Essen der absolute Hit. "Wir haben Leute, die kommen aus Mutterstadt, um bei uns ein Rumpsteak zu essen", schildert der Wirt. Weil es so etwas heute kaum mehr gebe. Oder man es nicht mehr bezahlen könne. Wobei die Preissteigerungen ein Thema sind, bei dem der Wirt sauer wird. "Das ist wirklich extrem und ärgert mich sehr." So habe sich allein der Preis für Rapsöl mehr als verdreifacht.
"Dabei wird es hier produziert und muss noch nicht mal importiert werden." Und auch Hähnchen seien nun fast doppelt so teuer im Einkauf. Unter der Woche bietet er eine kleinere Speisekarte, am Wochenende ergänzt durch einige Schmankerl. "Damit kommen wir gut zurecht", meint er.
Der 64-Jährige hat ursprünglich einen handfesten Handwerksberuf erlernt. "Aber das Kochen liegt in der Familie Müller", stellt seine Frau lächelnd fest. Er gehe schon mit einem weinenden Auge, gibt Manfred Müller zu. "Wir wünschen uns, dass es bald weitergeht, denn die Kundschaft ist da."