Weinheim

"Rose"-Wirt dokumentiert Einbruchsversuch

Aufnahmen zeigen zwei vermummte Gestalten. Sie wollten die Überwachungstechnik abdecken.

28.06.2022 UPDATE: 28.06.2022 21:44 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Für einen kurzen Moment konnte die Kamera die Augen eines Einbrechers erfassen. Foto: zg

Weinheim-Oberflockenbach. (web) Die Aufnahmen sind gerade mal 49 Sekunden lang. Und doch haben sie etwas Gespenstisches. Zu sehen sind zwei fast in Gänze vermummte Gestalten, die sich dem Gasthof "Zur Rose" von der Gebäuderückseite her nähern. Ihr Ziel: Bewegungsmelder und Kamera. Einer hat ein Stück Pappkarton in der Hand. Mithilfe eines Gartenstuhls und einer "Räuberleiter" – er klettert auf die Schultern seines Komplizen – erreicht er das Gerät, das am Haus angebracht ist. Dann deckt er es mit dem Stück Karton zu, es ist nur noch braune Pappe zu sehen. Die mitlaufende Kamerauhr zeigt an, dass es der frühe Morgen des vergangenen Sonntags ist, genauer gesagt: 2.13 Uhr.

"Rose"-Inhaber Jens Schmitt hat die Aufnahmen auf der Facebook-Seite seines Gasthofs geteilt. Er hofft, dass die Bilder dabei helfen, die mutmaßlichen Einbrecher zu schnappen. Dass es sich um ein Missverständnis handelt, schließt er angesichts der eindeutigen Aufnahmen aus. Vielmehr geht er davon aus, dass die Einbrecher die "Rose" schon früher in der Nacht im Visier hatten. "Wir wohnen im Gebäude nebenan und haben einen Hund", berichtet er. Das Tier habe in der Nacht auf Sonntag ungewöhnlich heftig gebellt: "Zunächst dachte ich, dass es an Gästen in unseren Zimmern liegt, die kennt unser Hund ja nicht." Doch gegen 0.15 Uhr wurde der Bewegungsmelder zum ersten Mal aktiviert. "Die Kamera erfasste einen mit einer Sturmhaube vermummten Mann, der rasch davonlief, als das Licht anging", so Schmitt. Er habe das Polizeirevier in Weinheim angerufen, um den Vorfall zu melden. Außerdem informierte er seine ebenfalls in der Nähe befindliche Mutter. "Ich dachte aber, dass nun Ruhe ist."

Doch knappe zwei Stunden später habe seine Mutter, die ebenfalls Zugriff auf Kamera, Bewegungsmelder und Alarmanlage hat, bei ihm angerufen: "Nun rückten sie zu zweit an und versuchten, die Technik außer Gefecht zu setzen." Schmitt rief erneut die Polizei an. "Ich wollte wissen, was ich tun soll." Alarm auslösen? Auf die Polizei warten? Nach dem Rechten sehen? Die Entscheidung lautete: keine Risiken! Die Polizei musste ja noch nach Oberflockenbach kommen. Schmitt aktivierte den Alarm und sprach in das Mikrofon seiner Überwachungsanlage: "Die Polizei ist informiert!".

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Mit einem Bekannten, der noch im Ort unterwegs gewesen war, und einem Angestellten der "Rose" schaute er dann aber doch nach. Wenige Momente später rückte die Polizei mit mehreren Streifenwagen an. Ein Polizeisprecher bestätigte den Einsatz. Doch es war niemand mehr zu finden. Schmitt und seine Schwester Susanne betonen, dass sie bei Weitem nicht die einzigen Oberflockenbacher sind, die "Besuch" bekommen haben. Neben Privatleuten waren zum Beispiel schon die Grundschule und der Kindergarten Ziele von Einbrechern.