Aglasterhausen

Täglich mehrere Beschwerde-Anrufe wegen Glasfaser-Baustellen

Licht schließt keinen Graben: Der Glasfaserausbau ist noch längst nicht abgeschlossen.

10.06.2023 UPDATE: 10.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Der Leiter des technischen Bauamts in Aglasterhausen, Michael Uibelhör, verdeutlicht der Auszubildenden Julia Fohs an diesem Schotterstreifen in Michelbach, wo die Arbeiten für den Glasfaserausbau in der Gemeinde noch nicht ganz abgeschlossen sind. Foto: H. Schattauer

Von Heiko Schattauer

Aglasterhausen. Nicht wirklich übereinstimmen können Bürgermeister Stefan Kron und der Leiter des technischen Bauamts, Michael Uibelhör, mit dem, was die RNZ dieser Tage zum Thema Glasfaserbauausbau in der Region berichtete. "Dass Aglasterhausen komplett am Licht ist, stimmt einfach nicht", sagt Kron, der sich aber nicht nur über die von der BBV übermittelte (und offenbar inkorrekte) Statusmeldung zu Anschluss und möglicher Nutzung ärgert. Vielmehr verweisen der Verwaltungschef und sein technischer Bauamtsleiter auf etliche "offene Baustellen", die verdeutlichen, dass der Glasfaserausbau im Hauptort eben ganz und gar nicht so abgeschlossen ist, wie sich aus der BBV-Angabe "vollständig am Licht" ableiten lasse.

Im November 2021 startete in der Zentralgemeinde des Kleinen Odenwalds der Ausbau, die Tiefbauarbeiten in Aglasterhausen markierten den Auftakt für den angestrebten flächendeckenden Ausbau im Neckar-Odenwald-Kreis. In den ersten Ausbauabschnitten im Hauptort finden sich aber auch gut eineinhalb Jahre später noch unfertige Stellen, provisorische Übergänge, Fräskanten, Gehwege und Straßenrandstreifen ohne Deckschicht. "Damit kann man durchaus mal eine Weile leben", sagt Michael Uibelhör, um dann aber auch unmissverständlich nachzuschieben: "Aber irgendwann ist auch gut. Und es sollte halt einfach fertiggestellt werden."

Fräs- und Stolperkanten wie diese finden sich in Aglasterhausen noch einige. Foto: H. Schattauer

Mehrere Anrufe täglich erreichen den Leiter des technischen Bauamts, in deren Verlauf sich Bürgerinnen und Bürger darüber beschweren, was eben noch nicht fertig ist. Zwar seien gewisse Verzögerung zu erklären und auch zu vermitteln. Etwa, dass über Winter der Einbau einer Deckschicht kaum möglich ist und auch die Mischwerke fürs Material erst ab Frühjahr wieder ihren regulären Betrieb aufnehmen. Inzwischen gehen die nachvollziehbaren Argumente in den allermeisten Fällen aber aus. "Außerdem sind wir ja nicht dazu da, um die Leute zu vertrösten", stellt Uibelhör klar. Die offenen Baustellen, also wo noch was zu tun wäre, habe man regelmäßig und meist mehrfach weitergegeben. An die BBV bzw. die bauausführenden Unternehmen. Allein: Deren Abarbeitung lässt vielfach auf sich warten.

Um greifbar zu machen, wo die Probleme (im wahrsten Wortsinn) liegen, nimmt uns Michael Uibelhör mit auf eine kleine Ausbau-Tour durch die Gemeinde. Im Eichmühlweg in Aglasterhausen zeigt er uns einige Zentimeter tiefe Stolperkanten, die sich am Straßenrand entlang ziehen. Warnbaken gibt’s inzwischen ein paar. Der Gemeindemitarbeiterin, die hier umgeknickt, gestürzt und aufgrund der dabei zugezogenen Verletzungen einige Wochen ausgefallen ist, nutzen sie nicht mehr allzu viel.

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Im Ortsteil Michelbach steuert der Bauamtsleiter die Friedhofstraße an. Dort hat sich der Schotter, mit dem man nach Verlegung der Leerrohre für die Glasfaserkabel die Gräben verfüllt hat, inzwischen über die Straße verteilt. Unschön und nicht ungefährlich. "Das ist jetzt seit November so der Zustand", sagt Uibelhör und erklärt, dass das Auffüllen mit Schotter (der sich auch in den Gehwegen drumherum findet) noch nicht mal als Provisorium gelte.

Den Bauamtsleiter verwundert der – trotz Aufforderungen von Gemeindeseite zur Behebung – nach wie vor gegebene Zustand vor allem auch deshalb, da in Michelbach dieses Frühjahr bereits an anderer Stelle (und von der gleichen Baufirma) gearbeitet wurde. Apropos Baufirma: "Seit Beginn des Ausbaus hatten wir es mit vier verschiedenen Generalunternehmern und mehreren Subunternehmen für die jeweilige Bauausführung zu tun", skizziert Bürgermeister Stefan Kron.

Michael Uibelhör ergänzt, dass auch bei der BBV inzwischen Koordinator Nummer vier in der Verantwortung ist. Mit dem wiederum laufe der Austausch aktuell gut und da, wo tatsächlich nachgearbeitet werde, sei das Ergebnis in Ordnung, relativiert der technische Bauamtsleiter. Die Kommunikationswege scheinen dennoch nicht immer oder eben zu selten zielführend.

Zumal es offenbar ein weiteres Problem gibt: So habe man von Gemeindeseite zur (schnelleren) Problembehebung auch immer wieder die jeweils bauausführende Firma direkt kontaktiert. Und dabei soll mehrfach auf ausstehende Zahlungen vonseiten der BBV verwiesen worden sein. Darauf angesprochen, habe der BBV-Koordinator allerdings zugesichert, entsprechende Leistungsvergütungen angewiesen zu haben.

So oder so: Für Uibelhör, Kron und die Anwohner der vom Glasfaserausbau noch tangierten Straßen bleibt ein unbefriedigender, unfertiger Zustand. Der Leiter des technischen Bauamts bringt es auf den Punkt: "Licht schließt keinen Graben!" Soll heißen: Selbst wenn aus den nach Uibelhörs Einschätzung derzeit etwa 60 Prozent von Aglasterhausen "am Licht" zeitnah 100 werden (also alle Verteilerkästen und Hausanschlüsse scharf geschalten sind), sind damit die baulichen Arbeiten längst nicht abgeschlossen.

Den großen Haken dahinter können und wollen die Gemeinde-Verantwortlichen erst dann machen, wenn alle Gefahrenstellen und Provisorien beseitigt, alle Gräben verfüllt und verdichtet, alle Deckschichten aufgebracht und alle zugehörigen Dokumentationen eingegangen sind. Vollständig fertig dauert wohl noch ein wenig ...

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