Klaus Frohn will "Problem Kermesbeere" im Hardtwald an der Wurzel packen
Eindringling den Kampf angesagt - Weitere Helfer gesucht

Von Rolf Kienle
Oftersheim/Sandhausen. Klaus Frohn ist unerbittlich: "Ich möchte meinem Enkel einen gesunden Wald zeigen." Doch er schätzt die Chancen schlecht ein, vor allem dann, wenn jetzt nichts passiert, sagt er. Frohn spricht über einen Eindringling der invasiven Art: Die amerikanische Kermesbeere. Vermutlich gibt es im Hardtwald bereits viele Millionen der Pflanze, und wenn sie sich weiter ausbreiten kann, dann wird sie womöglich bald jede andere Vegetation verdrängen. Auch der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, die einen Schwerpunkt der Kermesbeere in dem 3000 Hektar großen Wald sieht, ist klar, dass der Eindringling bereits "eine mächtige Samenbank" angelegt hat. Für Klaus Frohn heißt das jetzt: "Wir packen das Übel an der Wurzel." Mit Mitstreitern will er die Kermesbeere ausreißen.
Bei der Frage, wie man Mitstreiter findet, ging der Sandhäuser ganz pragmatisch vor: Er heftete Aufrufe an Waldbäume. Die Resonanz war überwältigend: Über 100 Menschen, die das Problem erkannten, meldeten sich bereits, um bei der Aktion zu helfen.

"Damit habe ich nicht gerechnet", gibt Frohn gern zu. Schon demnächst soll es losgehen, denn die Kermesbeere, die derzeit noch braun und welk zwischen Buchen und Kiefern steht, hat mit den neuen Austrieben das Frühjahr schon eingeläutet. Und wenn sie mal mit dem Wachsen begonnen hat, geht sie ziemlich rasant und rücksichtslos vor.
Die Wurzel, Fachleute sprechen von Rübe, die Klaus Frohn mit einem kleinen Spaten aus dem Boden wuchtet, hat die Größe eines Rugbyballs, die Ausläufer werden leicht bis zu fünf Meter lang, die Pflanze selbst bis zu drei Meter hoch. Aus ihren Wurzeln können jeweils mehr als zehn Sprosse austreiben. "Wegen ihrer geringen Ansprüche an Licht- und Nährstoffversorgung kann sie über die Jahre dschungelartig wirkende Reinbestände ausbilden," notierte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt.
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Das größte Problem sind ihre Blütenstände mit 80 weißen Blüten, die sich im Frühjahr mächtig ins Zeug legen: Die Samenmenge erreicht enorme Zahlen. Die Forstleute schätzen ihre Zahl pro Spross auf 32.000 Samen, was bei einem Hektar Hardtwald hochgerechnet 64 Millionen Samen ausmacht. Die weitere Verbreitung übernehmen dann die Vögel.
Als Klaus Frohn vor sechs Jahren erstmals auf die Invasion der Kermesbeere aufmerksam wurde, sah er sich um und informierte sich, sprach mit Fachleuten und machte sich an die Arbeit: Er schuf sich seine eigene kleine Testfläche, um zu sehen, ob man Herr der Plage werden kann, wenn man nur energisch genug vorgeht. Es funktionierte. Auf der Fläche von ein paar Hundert Quadratmetern grub er alle Kermesbeeren aus und entsorgte sie.
Auf der Fläche zeigen sich zaghafte kleine Kieferntriebe. Aber: Mehrere Millionen Pflanzen zu eliminieren, das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Frohns Hoffnung ist, dass sich noch weitere Mitstreiter finden, die sich an der Aktion beteiligen. Gottlob hat er schon ein paar engagierte Leute gefunden, die die Logistik übernehmen. Denn wie organisiert man in Corona-Zeiten einen gemeinsamen Arbeitseinsatz? "Ich weiß es nicht." Aber Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und andere engagierte Mitstreiter haben ihre Unterstützung zugesagt. Frohn appelliert noch an die Gemeinden rund um den Hardtwald, sich zu beteiligen: Zur Entsorgung der ausgegrabenen Pflanzen braucht man Container, die möglichst an den Waldwegen stehen. Denn ausreißen und dem Wald überlassen, das nütze nichts.
Info: Wer helfen möchte, der Kermesbeere den Garaus zu machen, kann sich per Mail unter Kermesbeere2021@ freenet.de melden.