Uniklinik öffnet sich zur Stadt hin
Die Jury kürte den Siegerentwurf für die "Neue Mitte". Der erste Bauabschnitt soll noch in den Zwanziger-Jahren abgeschlossen sein,

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Lange Wege für Patienten, Ärzte, Pfleger und Besucher, ein unübersichtliches Gewirr an Häusern, die ihre besten Tage hinter sich haben: So sieht es aus auf dem Gelände des Mannheimer Uniklinikums. Das wird sich mit dem Bau der "Neuen Mitte" ändern. Zwei Tage lang sichtete eine 19-köpfige Jury unter dem Vorsitz des Wissenschaftlers und Architekten Professor Ludwig Wappner ("Wir haben heiße Diskussionen geführt") in der SAP-Arena die auf unzähligen Stellwänden angebrachten Entwürfe von 15 Planern für das Großvorhaben. Am Dienstagmorgen legte sich das Preisgericht fest und kürte Ludes Architekten zum Sieger. Ein Blick auf die Referenzliste zeigt, dass das Büro bundesweit über reichlich Erfahrung beim Bau von Kliniken und Operationszentren verfügt.
Die Pläne für die "Neue Mitte" erinnern an andere Bauten aus dem Portfolio der Münchner: lang gezogene, rechteckige und lichtdurchflutete Häuser mit klaren Konturen. Derer drei – gleich groß und miteinander verwoben – bilden künftig das Herz des Klinikums. Sogenannte Pflegepavillons werden quer auf die Häuser gesetzt. Eine Magistrale schmiegt sich an das Gebäudeensemble mit seinen Holz-Beton-Fassaden, lädt zum Verweilen ein und eröffnet eine schöne Aussicht auf Rasenflächen und Bäume. Denn auch das ist neu: Die "Zentrale" verschiebt sich vom Neckarufer in die Mitte, wie ja bereits der Name verheißt, und wird vom Klinikpark umschlungen. Den gibt es bereits, er soll aber in den kommenden Jahren aufgewertet werden.
Oberbürgermeister Peter Kurz, zugleich Jurymitglied und Aufsichtsratschef des Krankenhauses, nennt die "Neue Mitte" eine "kleine Stadt" und das größte Bauprojekt Mannheims in den nächsten Jahren, noch deutlich vor der Sanierung des Nationaltheaters. Es sei keineswegs "nur schön anzuschauen", sondern dringend notwendig. Schließlich gehe es für das wirtschaftlich angeschlagene Haus auch darum, Kosten zu sparen, was in der bisherigen Konstruktion nicht möglich sei.
Laut Freddy Bergmann, Kaufmännischer Direktor des Klinikums, könnte der Premieren-Spatenstich 2025 erfolgen und der erste von zwei Abschnitten noch in den Zwanzigerjahren abgeschlossen sein. "Sofern die Lieferketten nicht mehr unterbrochen sind und das Baumaterial rechtzeitig beschafft werden kann", schränkt er ein. Kurz schätzt die Kosten für Abschnitt eins wie bisher auf 500 bis 600 Millionen Euro, das Land hat sich in einem Eckpunktepapier zur "Neuen Mitte" bekannt und wird einen großen finanziellen Batzen tragen.
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Zugleich haben mehrere betroffene baden-württembergische Ministerien versprochen, mit dem Ende der ersten Etappe in konkrete Gespräche über eine Fusion der Uniklinika Mannheim und Heidelberg einzusteigen. Bis dahin sollen zwei der drei Gebäude entstanden sein, das dritte ist bis 2035 geplant. Um Platz für die "Neue Mitte" zu schaffen, müssen das Haus 22 (Institut für Klinische Chemie), später auch das Patientenhaus abgerissen werden, so Bergmann. Im Gegenzug wird die Apotheke in Haus 25 aufgestockt.
Wie der Medizinische Geschäftsführer Professor Hans-Jürgen Hennes ergänzt, erfolgt der Umzug von Notaufnahme, Ambulanzen oder der Radiologie erst, wenn die ersten beiden Häuser fertiggestellt sind und nicht bei laufendem Baubetrieb. "Wir wollen dann, dass die Patienten recht schnell von der neuen Struktur profitieren", gibt er als Ziel aus.
Da die "annähernd klimaneutral" funktionierende Klinik der Zukunft mit neuen Haupteingang vom Fluss näher an die Stadt und die Röntgenstraße rückt, ändert sich auch etwas an der dortigen Zufahrt. Die kann nun auch von Besuchern genutzt werden, für die eine zweite Tiefgarage – allerdings mit beschränktem Platzangebot – gebaut wird. Kranken- und Rettungswagen tauchen ebenfalls ab. Dadurch, und das gilt auch für das Klinikinnere, kreuzen sich nicht mehr die Wege zwischen dem Personal und Notfallpatienten auf der einen und den Gästen auf der anderen Seite.
Stärker verzahnt werden dagegen Krankenversorgung, Wissenschaft, Lehre und Wirtschaft. Durch eine Unterführung gelangt man vom Klinikgelände auf die gegenüberliegende Seite zum "Mannheim Medical Technology Campus". Dort ist im ehemaligen und denkmalgeschützten Kesselhaus des Krankenhauses der Mittelpunkt der Medizinischen Fakultät Mannheim der Uni Heidelberg vorgesehen. In unmittelbarer Nachbarschaft haben bereits Firmen aus dem Bereich Medizintechnologie in einem Gründerzentrum ("Cubex One") die Arbeit aufgenommen.