Rheinauer See: Hüben hui, drüben pfui

Der privat bewirtschaftete Teil des Rheinauer Sees hat eine ausgezeichnete Wasserqualität, der öffentliche eine ziemlich schlechte

05.06.2014 UPDATE: 05.06.2014 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Der private Eigentümer von mehr als 80 Prozent der Wasserfläche ist sauer, weil oft dem ganzen See eine mangelhafte Wasserqualität zugeschrieben wird. Dabei gelte dies nur für den der Stadt gehörenden Abschnitt. Foto: Gerold
Von Harald Berlinghof

Der südlich von Mannheim gelegene Rheinauer See hat in der Vergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt, weil die Wasserqualität mit "mangelhaft" bewertet wurde. Solch schlechte Noten erhielt kein anderes Badegewässer in der Region. "Das stimmt aber so nicht", sagt jetzt Peter Lindenberger, privater Eigentümer von 82 Prozent der Wasserfläche des Sees und Betreiber einer Wasserski- und Wakeboardanlage.

Der Zugang zum See ist auf der Seite des privaten Inhabers mit einem Zaun abgesichert. Nur wer Eintritt bezahlt, kann das bewirtschaftete Badegelände nutzen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ist allerdings ein rund 300 Meter langer Strandabschnitt im Besitz der Stadt Mannheim und frei zugänglich. Dort, und nur dort, sollen während der Badesaison 14-tägig Stichproben entnommen worden sein, die dem See 2012 eine "ausreichende" und 2013 eine "mangelhafte" Wasserqualität bescheinigten. Auf der Seite mit privater Nutzung dagegen sind die Ergebnisse in der höchsten Qualitätsstufe angesiedelt und als "ausgezeichnet" angegeben.

"Das ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen", meint Lindenberger. "Auf unserer Seite ist der See bis zu 30 Meter tief, drüben gibt es eine große Flachwasserzone. Bei uns darf kein Hund ins Wasser, und Vögel dürfen nicht gefüttert werden. Beide verunreinigen durch Kot das Gewässer mit schwer abbaubaren Kolibakterien. Und unsere Wasserski-Anlage mit einer Rundumlänge von etwa 800 Metern sorgt zusätzlich für einen Sauerstoffeintrag von 25 Tonnen jährlich." Das führt unter anderem zu einer Sichttiefe von sechs Metern. Lindenberger wirft der Stadt Mannheim vor, die von der Kommune selbst erlassene "Rechtsverordnung über den Gemeingebrauch am Rheinauer See und über das Verhalten im Seeuferbereich" nicht durchzusetzen.

In einem innerstädtischen Bereich führe das zwangsläufig zu Problemen, meint er. Die Stadt argumentiert, man mache durch zusätzliche Schilder die Nutzer des Strandabschnitts auf die Problematik aufmerksam. "Es wird auch kontrolliert", so Dr. Peter Schäfer vom Mannheimer Gesundheitsamt. In der Badegewässerkarte Baden-Württemberg ist der Rheinauer See schon längst getrennt bewertet. Der "Rheinauer See privat" erhält drei Sterne (ausgezeichnete Wasserqualität), der "Rheinauer See öffentlich" gar keinen Stern (mangelhafte Wasserqualität). Eine solche getrennte Bewertung eines Gewässers soll laut Landesgewässerordnung möglich sein.

In den Medien allerdings wurde gelegentlich der Badegewässerbericht der Europäischen Umweltagentur zitiert und dort war von einer schlechten Wasserqualität des gesamten Rheinauer Sees berichtet worden. "Fälschlicherweise", wie Lindenberger immer wieder betont. Bis heute wurde der Eintrag nicht korrigiert. Und der Seebesitzer, dem zehn von zwölf Hektar Wasserfläche des Sees gehören, geht noch weiter. "Die schlechte Wasserqualität von dort drüben kommt nicht zu uns und vermischt sich auch nicht mit der sauberen Seeseite", sagt er bestimmt.

Seine Wasserskianlage, die täglich zwölf Stunden in Betrieb ist, erzeuge eine kreisförmige Oberflächenströmung und drücke das schlechte Wasser des flachen Uferbereichs in die dortige Bucht zurück. "Es bildet sich ein Kehrwasser, welches das belastete Wasser in der öffentlichen Badebucht festhält", erklärt Lindenberger.

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