Ein spannender Abend im Rathaus

Heidelberg. (shy) Die Anspannung im großen Rathaussaal um kurz nach 18 Uhr ist mit Händen zu greifen. Rund 200 Menschen haben sich versammelt, um die Wahlergebnisse auf der großen Leinwand zu verfolgen, bei Häppchen, Sprudel, Apfelschorle. Das bunteste Unterstützerteam mit der besten Laune hat Sofia Leser mitgebracht, samt einem halben Dutzend Kinder. Ein Halbkreis aus Buggys bildet sich vor der Leinwand, es wird fotografiert, gelacht, umarmt.

Dann ist der erste Wahlbezirk im Stadtteil Boxberg ausgezählt, und um 18.17 Uhr brandet auch der erste zarte Jubel auf: 99 Stimmen für Eckart Würzner, 13 für Theresia Bauer, 17 für Sören Michelsburg. Inzwischen sind auch die meisten Kandidaten im Rathaus angekommen – ausgerechnet Eckart Würzner und Theresia Bauer fehlen aber noch. Vor dem Rathaus verfolgen derweil rund 150 Menschen die Auszählung vor dem großen Bildschirm auf dem Marktplatz. Die meisten sind eher zufällig hier, sie kommen etwa vom Martinsumzug, die wenigsten bleiben lange.

Fünf Wahlbezirke sind ausgezählt, Würzner steht bei 63 Prozent, Bauer bei 19. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Erste Ergebnisse aus Altstadt und Bahnstadt sind da, Würzner liegt auch hier knapp vorne. "Das ist kein Wunder. Die Bahnstädter haben Theresia Bauer nicht gewählt, weil sie gemerkt haben, dass sie nicht hinter dem Stadtteil steht", kommentiert eine Zuschauerin. "Und da ist ihre negative Art, Wahlkampf zu machen", eine andere. Dann holt Würzner im Pfaffengrund weit über 50 Prozent, zum ersten Mal wird im Rathaus laut applaudiert.

Es ist 18.31 Uhr. Als hätte er auf diesen Moment gewartet, betritt der amtierende OB mit seiner Frau den Rathaussaal. Sekunden später wird das erste Ergebnis aus Ziegelhausen eingeblendet: 62 Prozent für Würzner. Jetzt ist es rappelvoll, rund 300 Menschen drängen sich im Saal. "Dabei rechnet doch heute niemand mit einem Ergebnis", sagt eine Frau. Sie habe fest mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. In diesem Moment scheint ein Direktsieg Würzners tatsächlich möglich. Sören Michelsburg bekommt derweil rote Rosen und weiß nicht so recht, wohin damit. Sofia Lesers Fans bejubeln lautstark jeden Prozentpunkt.

Die letzten Wahlergebnisse lassen auf sich warten, dass Würzner weit vorne liegt, ist indes längst klar. "Eine schöne Überraschung – das hätte ja auch hauchdünn sein können", kommentiert eine Zuschauerin zufrieden.

Theresia Bauer fehlt noch immer. Es ist schon beinahe 19 Uhr, als sie ins Rathaus kommt, nahezu unbemerkt. Die Fotografen und Kameraleute haben sich im Halbkreis um Eckart Würzner und seine Frau postiert. Irgendwann macht Bauer ein paar zaghafte Schritte an Würzners Seite. Jetzt schickt auch die SPD-Fraktionschefin Anke Schuster Sören Michelsburg vor die Kameras. Und plötzlich stehen sie alle dort – teils Arm in Arm – und bilden das schönste Bild des Abends. Trotzdem bleiben einige enttäuscht zurück. "Ich hätte mir wirklich mehr Stimmen für Theresia erhofft", sagt eine Frau seufzend.