Eine Galerie für die, die sonst nicht ausstellen
Neckarort "Iqbal-Ufer" zeigt Werke von jungen Kunstschaffenden.
Von Hannes Huß
Heidelberg. Im Vorfeld von "It’s not that deep – Ausstellung von jungen Menschen, die Kunst machen" musste Kim Herbstrieth viel Überzeugungsarbeit leisten: "Ich musste den anderen ständig sagen, dass ihre Kunst gut genug ist, ausgestellt zu werden." Denn in der von Herbstrieth initiierten und kuratierten Ausstellung im Container des Neckarorts am Iqbal-Ufer haben Menschen mitgewirkt, die ansonsten nicht ausstellen. Sechs Kunstschaffende hat Herbstrieth dazu eingeladen, alle Flinta-Personen, also Frauen, Lesben, Inter-, nicht-binäre, Trans- und Agender-Personen.
Bedingungen, wovon die Kunst handeln soll, hatte Herbstrieth nicht. Sie wollte den anderen Kunstschaffenden einfach die Möglichkeit geben, ihre Werke auszustellen. "Das ist schon ein anderer Blick auf die eigene Kunst, wenn diese ausgestellt ist." Themen oder Kunstformen hat sie ihnen keine vorgegeben, die Werke mussten auch nicht spezifisch für diese Ausstellung entstanden sein. So stehen am Neckarort Gemälde, Videokunst und auch Nähwerke nebeneinander. Herbstrieth selbst beschäftigt sich vor allem mit dem Blick auf den weiblichen Körper, Pernilla Bandick hat gar kein übergeordnetes Thema für ihre zwei ausgestellten Werke.
Bandick, die ihr Studium an einer Kunsthochschule abbrach, weiß die entspannte Atmosphäre der Ausstellung besonders zu schätzen. "Selbst an der Hochschule ist es wahnsinnig schwierig, in die Kunstszene reinzukommen", erzählt sie. Dort gebe es auch eine strenge Hierarchisierung von Werken, ihre reproduzierbaren Linoldrucke wären zum Beispiel "nicht gut angekommen". Jetzt außerhalb der Hochschule ihre Werke präsentieren zu können, "das ist einfach was anderes, als die nur zu Hause an der Wand zu sehen", sagt Bandick.
Um die Ausstellung möglichst niedrigschwellig zu halten, haben Herbstrieth und die weiteren Kunstschaffenden auch genau darauf geachtet, ihre Begleittexte verständlich zu halten. So werden Begriffe wie "Flinta" oder "Feministischer Kampftag" erklärt.
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Für Katrin Rulffes von den "Neckarorten" ist "It’s not that deep" auch eine willkommene Neuerung im Programm des Vereins. Zuletzt hatten sie 2021 eine große Ausstellung, wenn es um Konzerte geht, ist der Verein in Heidelberg schon weiter etabliert. Musiker können sich einfach einen der "Neckarorte" für einen Auftritt reservieren. "Wir würden das auch gerne für Kunstschaffende erweitern", so Rulffes. Vor allem der Container am Iqbal-Ufer biete sich dafür an. Generell ist sie voll des Lobes für die Ausstellung: "Genau solchen Aktionen wollen wir einen Raum geben, wo Menschen zeigen, was und wer sie sind."
Info: Die Ausstellung am Neckarort "Iqbal-Ufer" in Bergheim ist immer samstags und sonntags von 12 bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt in den Container ist kostenfrei.