Reisen macht glücklich
In diesen Städten fühlen sich Schleckermäuler wie im siebten Himmel.

Die Wiege der Schoggi
Zürich
Was Belgien für die Praline ist, ist die Schweiz für die Schokolade. Rund um den Globus verbindet man die Eidgenossen mit ihrer zart schmelzenden Schoggi. Sie ist ein fester Bestandteil der schweizerischen Esskultur, durchschnittlich 8,8 Kilogramm konsumiert jeder Schweizer pro Jahr. Zürich ist für seine feinen Schokoladenmanufakturen und -boutiquen wie Sprüngli, Honold, Läderach, Taucherli und Schober Chocolaterie bekannt.
Die Lindt Chocolate Factory ist ein wahres Mekka für Schokoladenfreunde, jede der unzähligen Sorten ist ein kleines Meisterwerk der Schweizer Handwerkskunst. Lindt wurde übrigens in Bern gegründet – in der Stadt, von der aus die berühmte Toblerone seit 1908 die Welt erobert hat. Ganz besonders lieben die Zürcher die heiße Schoggi, sommers wie winters. Ideale Plätze dafür sind das gerade frisch renovierte Traditionscafé Sprüngli am Paradeplatz und das "Café & Conditorei 1842" in der Napfgasse.
Die Stadt der Küsschen
Perugia
Ein Hoch auf Luisa Spagnoli und ihre "Baci Perugina"! Die in Silberpapier gehüllten Schokopralinen, mit dem wunderbaren Namen "Bacio" für Kuss, versüßen den Alltag, trösten bei Liebeskummer und vertreiben so manchen Alltagsfrust. Die Heimatstadt dieser süßen Offenbarung ist Perugia, die Hauptstadt Umbriens – sie und ihr hügeliges Umland ist nicht nur für "Bacianer" eine Reise wert. Schon Jahrhunderte, bevor Luisa Spagnoli 1922 aus den Abfällen ihrer Schokoladenproduktion die berühmten "Baci Perugina" kreierte, hatte in Perugia-Schokolade Tradition. Und die wird jedes Jahr im November während des internationalen Schokoladenfestivals "Eurochocolate", eines der größten Schokoladenfestivals Europas, verlockend süß gefeiert.
Frankreichs Schokoladenhauptstadt
Bayonne
Die wahre Schokoladenstadt Frankreichs ist nicht Paris, sondern Bayonne im Südwesten des Landes. Bereits im 17. Jahrhundert ließen sich portugiesische Juden auf der Flucht vor der Inquisition dort nieder und gründeten die ersten Schokoladenfabriken. Mittlerweile zählt die Region mehr als 200 Chocolatiers. Die Pralinen von Chocolat Cazenave in der Rue Port-Neuf, gegründet 1854, gehören zum Feinsten, was man in Frankreich finden kann. Ihre Schokolade wird aus Rohbohnen aus Südamerika und der Karibik hergestellt. Der nahe gelegene kleine Hersteller Daranatz ist ein Meister der Rocher-Praline und anderer süßer Spezialitäten wie Konfekt, Karamell und Torten. Eine Augenweide ist das Atelier du Chocolat mit angeschlossenem Museum in der Allée de Gibéléou. Für die beste heiße Schokolade geht es dann zurück zu Cazenave. Die Chocolat Mousseux, eine Mischung aus dunkler Schokolade, Zimt und anderen geheimen Zutaten, hat Suchtcharakter.
Piemonteser Schoko-Nuss-Kreationen
Turin
Turin ist weltbekannt für seinen Gianduiotto, eine italienische Nougat-Praline aus "Tonda Gentile delle Langhe"-Haselnüssen, einer Haselnusssorte aus dem piemontesischen Dorf Cravanzana bei Alba. Die Gianduiotti sind nach der Turiner Karnevalsfigur Gianduja benannt, einem listigen Bauern, der im Schauspiel das Wesen des zähen und praktisch denkenden Piemontesen symbolisiert.
Die besten Gianduiotti kann man in der berühmten Caffarel-Confiserie probieren, die 1826 gegründet wurde und eine der bekanntesten Schokoladenmarken Italiens ist. Auch der Chocolatier Guido Gobino hat sich auf die Piemonteser Besonderheit spezialisiert und nennt seine Kreation Giandujottini. Eine interaktive Ausstellung im Museo del Cioccolato (Schokoladenmuseum) erzählt anschaulich alles zur Geschichte und Herstellung von Schokolade. Bicerin heißt übrigens die Turiner Variante der heißen Schokolade mit Sahnehaube.
Gaudí, churros y chocolate
Barcelona
Von wegen nur Tapas und Crema Catalana: Barcelona hat eine lange Tradition in Sachen Schokolade. In der katalanischen Hauptstadt entstand um 1780 die erste maschinell hergestellte Schokolade der Welt. Sie ist die Heimat der renommierten Chocolatiers Enric Rovira und Simón Coll und bekannt für ihre avantgardistischen Schokoladenkreationen. Im Museu de la Xocolata können Besucher in die Geheimnisse der Kakaobohne zwischen Genussmittel und Arznei eintauchen und Xocolatl, das Kakaogetränk der Azteken, kosten. Auch Spaniens traditionsreichster Schokoladenfabrikant, der 1797 gegründete Chocolate Amatller, ist in Barcelona zu Hause. In einem Jugendstilbau am Prachtboulevard Passeig de Gràcia Nummer 41 gibt es ein Café und Geschäft mit liebevoll verpacktem Naschwerk. Die größte Dichte an Chocolaterias herrscht im Carrer de Petritxol im gotischen Viertel. Tipp: Unbedingt churros y chocolate probieren. Ein Biss von diesem länglichen, frittierten und in dickflüssige Schokolade getauchten Spritzkuchen und man fühlt sich wie im Schokoladenhimmel.
Das Schokoherz Europas
Brüssel
In der Schokoladenmetropole Brüssel mit mindestens zwölf renommierten Chocolatiers gibt es gleich zwei Museen, die zeigen, wie aus Kakao-Samen köstliche Schokolade entsteht. Nicht weit von Manneken Pis entfernt liegt die Choco-Story Brussels. Hier wird auf 200 Quadratmetern gezeigt, wie die berühmten belgischen Pralinen gemacht werden. Auf der "espace démonstration", der Bühne des Chocolatiers, wird mehrmals täglich die Kunst der traditionellen belgischen Pralinenherstellung zelebriert.
Das älteste Ausstellungsstück des Museums ist ein Mörser aus der Zeit um 3500 v. Chr. In einer ehemaligen Schokoladenfabrik im Brüsseler Stadtteil Koekelberg liegt das kleinere der beiden Schokoladenmuseen, das Belgian Chocolate Village. Hier wachsen in einem Tropengewächshaus auf einer kleinen Plantage tropische Pflanzen wie Kakaobäume, aber auch Bananen, Ingwer, Pfeffer und Vanille.
Geburtsort der Mozartkugel
Salzburg
Die Mozartkugel gehört zu Salzburg wie die Festspiele und die Festung Hohensalzburg. 1890 wurde die Schokopraline aus Marzipan mit Pistazien, Nougat und dunkler Schokolade vom Salzburger Konditor Paul Fürst erfunden. Heute werden etwa dreieinhalb Millionen Stück jährlich hergestellt, das sind 10 000 am Tag! Eine runde Sache?
Die Kugeln werden geformt, auf ein Holzstäbchen gesteckt und in Schokolade getunkt. Wenn die Schokoladenhülle trocken ist, wird das Stäbchen entfernt. Dabei entsteht ein Loch, das gefüllt werden muss. Et voilà: Ein "Nabel" bildet sich und deshalb ist die originale Mozartkugel nicht rund. Die unrunden Kugeln lachen aus unzähligen Schaufenstern der Altstadt, jeder hat so sein eigenes Rezept: das Café Habakuk in der Linzergasse, die Konditorei Schatz in einem Durchhaus der Getreidegasse, die Confiserie Holzermayr, Braunpunkt in der Judengasse, Hofbauer und auch Dallmann (St. Gilgen). Wer die Kugel vom Erfinder probieren möchte und die Produktion im Herzen der Altstadt schätzt, der genießt das Original in der Konditorei Fürst in der Brodgasse.
