Gran Canaria

Mehr als Strand und Sonne

Gran Canaria überrascht abseits der Küste und zeigt sich vielfältig. Ein blühendes Hinterland erwartet Wanderer im Frühling.

31.05.2025 UPDATE: 01.06.2025 04:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Einstieg in den Camino Real bei Fataga. Ziel ist die Fortleza de Ansite – die letzte Bastion der Ureinwohner bis die Spanier kamen. Foto: Kura

Von Karin Kura

Weißer Natternkopf, grüne Wolfsmilch, und die Füße umschmeichelt ein Meer kleiner gelber runzeliger Rapsdotter. So viele Farbtöne auf einmal betören die Augen. Besonders intensiv wirkt es, wenn man im Frühling von der kargen Küste Gran Canarias ins Inselinnere kommt – und wenn man zu Fuß unterwegs ist. Eine rund sieben Kilometer lange Wanderroute liegt im Tal von Mogan, das sich hinter dem gleichnamigen Küstenort im Südwesten erstreckt. Die Route führt zu den Stauseen Salto del Perro und Presa de las Niñas. Auf steinigem Pfad geht’s an Höhlen vorbei, und manchmal bietet sich ein Blick auf den Roque Nublo, ein 1813 Meter hoher, einsam emporragender Wolkenfels – ein Kultort der Canarios, der Ureinwohner Gran Canarias. Der Roque Nublo zählt zu den "Heiligen Bergen", diese spektakuläre Felsenlandschaft im Herzen der Insel erklärte die Unesco im Jahr 2019 zum Welterbe der Menschheit.

Vom harten Basaltstein wechselt der Weg über auf weichen, erdigen Boden entlang der von Mauern eingefassten Stauseen. Blumenwiesen verzieren den Grund, bloß ein paar Pfützen sind übrig. Im Winter hat es nicht viel geregnet.

Noch kaum bekannt ist Gran Canaria als Wanderziel. Mehr als vier Millionen Touristen besuchen die Insel pro Jahr. Sie genießen Sonne, Strände und das Meer in einem ganzjährig angenehmen Klima. Im Süden liegen die Tourismuszentren Playa del Inglés und Maspalomas mit seiner geschützten Dünenlandschaft, lange Sandstrände schließen sich an.

Die drittgrößte Kanareninsel wird auch als Miniaturkontinent bezeichnet: Von den Sanddünen im Süden zu einer zerklüfteten Steilküste im Norden, dann das gebirgige Hinterland mit Vulkangipfeln und Kratern, es gibt tiefe Schluchten, Pinienwälder, Palmenhaine und fruchtbare Täler. Etwas mehr als vierzig Prozent der Inselfläche ist geschützt.

Ein Projekt, um den Wandertourismus zu fördern, sind die Caminos Reales. Dabei handelt es sich um alte Verbindungswege zwischen den Dörfern und der Küste, angelegt zur Zeit der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert. Die Pfade heißen auch Königswege, weil sie einst aus der Königskasse bezahlt wurden. In den vergangenen Jahren hat man sie rekonstruiert, mit Holzschildern bestückt, mit Steinmännchen markiert. Insgesamt soll das Wanderwegenetz 700 Kilometer umfassen. Allerdings sind noch längst nicht alle Routen fertiggestellt.

Die Stausee-Runde im Tal von Mogan ist einer dieser Caminos Reales, ein weiterer führt in die Inselmitte, nördlich von Maspalomas zur Fortaleza de Ansite. Startpunkt ist das Bergdorf Fataga, ein hübscher Ort mit weiß gestrichenen Häusern, die rote Ziegeldächer bedecken. Zunächst geht der Pfad steil bergan, vorbei an Kandelaber-Wolfsmilch, eine Sukkulentenart, die gerne in Gruppen zusammensteht und ihre langen grünen Arme in den Himmel streckt. Von rund 750 Metern Höhe führt der Weg über einen Bergkamm hinunter in ein fruchtbares Tal. Kleine Natursteinhäuser liegen geduckt zwischen Palmenhainen, Orangen- und Zitronenbäumen, kniehohe Mäuerchen flankieren Kakteen mit roten Früchten.

Unübersehbar thront über der Tirajana-Schlucht die Fortaleza de Ansite. Ein beeindruckendes Basaltmassiv mit Höhlen, in denen früher die Menschen lebten. Einst Kultplatz, Wohn- und Grabstätte, ist es heute eine bedeutende archäologische Fundstelle Gran Canarias. Und es war die letzte Bastion der Ureinwohner gegen die Spanier im 15. Jahrhundert. Eine Legende besagt, Häuptling Bentejui und sein Schamane stürzten sich von der senkrechten Klippe in den Tod, um der Gefangenschaft zu entgehen.


Informationen: 

> Anreise: Mehrere Airlines fliegen ab Frankfurt oder Stuttgart nach Gran Canaria, etwa Condor, TUIfly, Lufthansa oder Eurowings. Die Flugzeit beträgt rund 4,5 Stunden.

> Übernachtung: Im Portal Gran Canaria Natural & Active findet man Landhotels und Ferienhäuser:
www.grancanarianaturalandactive.com  

> Essen und Trinken: Kanarische Spezialitäten kann man beispielsweise in Santa Lucía de Tirajana kosten, im Restaurant Rincon Casa Antonio, C. Maestro Enrique Hernández González, in Santa Lucía de Tirajana, Tel.: (0034) 928798063

> Wandern: Gran Canaria ist ein Ganzjahresziel, wobei es in den Sommermonaten heiß werden kann. Im Frühjahr blüht das Hinterland, dabei kann das Wetter in den Bergen schnell wechseln, es ist kühler als an der Sonnenküste. Eine mittlere Kondition und Trittsicherheit passt zum Wandern im Gebirge. Auf die Beschilderung ist leider kein Verlass.

> Tipp: Ein Wander-Festival findet vom 23. bis 26. Oktober 2025 auf der Insel statt: www.grancanariawalkingfestival.com 

Auf die Spuren der Ureinwohner begibt man sich im kleinen Museum Centro de Interpretación, geöffnet Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Eintritt vier Euro, Kinder zwischen fünf und zwölf Jahre zahlen zwei Euro: www.lafortaleza.es 

> Weitere Infos: www.grancanaria.com und www.spain.info