Renault Clio bald unter Strom
Fünfte Auflage des französischen Kleinwagens setzt auf hochwertiges Ambiente

Der Clio wurde nachgeschärft: Die ansteigende Seitenlinie ist charakterstark. Foto: Busse
Von Axel F. Busse
Evora/Portugal. Der neue Renault Clio kommt daher wie ein Großer: Die 5. Generation des französischen Kleinwagens strahlt Reife und Hochwertigkeit aus, besticht die Kunden mit erlesener Innengestaltung und vielen Assistenzsystemen. Aber wie häufig ist der Gewinn auch mit Verzicht verbunden: Einen "Grandtour" genannten Kombi und Dieselaggregate wird es in Deutschland nicht mehr geben.
Als Alternative zu den Selbstzündern steht eine Hybridversion in den Startlöchern, die Anfang 2020 auf den Markt kommen soll. Die Entscheidung, beim Clio künftig ohne Dieselmotoren auszukommen, ist aus Renault-Sicht zwingend: Im Jahr 2018 entfielen bei den deutschen Neuzulassungen weniger als neun Prozent auf diese Motorvariante. Allerdings soll für eingefleischte Dieselkunden die vierte Clio-Generation mit Selbstzünder noch eine Weile im Angebot bleiben. Einen Verkaufsanteil in ähnlich magerer Größenordnung konnten die Kombis aufweisen.
Hintergrund
TECHNISCHE DATEN
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,79 x 1,44
Radstand (m): 2.58
Motor: R3-Benziner, 999 ccm, Turbo
Leistung: 74 kW / 100 PS bei 5000
TECHNISCHE DATEN
Länge x Breite x Höhe (m): 4,05 x 1,79 x 1,44
Radstand (m): 2.58
Motor: R3-Benziner, 999 ccm, Turbo
Leistung: 74 kW / 100 PS bei 5000 U/min
Max. Drehmoment: 160 Nm bei 2750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,8 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 4,4 Liter
CO2-Emissionen: 100 g/km (Euro 6d Temp)
Leergewicht / Zuladung: min. 1178 kg / max. 425 kg
Kofferraumvolumen: 391-1096 Liter
Max. Anhängelast: 900 kg
Preis: ab 12.990 Euro
Ab 21. September können die deutschen Interessenten auf den neuen Clio zugreifen, der zunächst mit zwei verschiedenen Motoren in vier Leistungsstufen zu ihnen rollt. Basisantrieb ist ein Dreizylinder mit 65 PS. Er dürfte in Flotten zum Einsatz kommen, etwa bei mobilen Pflegediensten, beim Pizza-Service oder anderen Dienstleistern. Privatkunden, so vermutet man bei Renault, dürften in der Mehrzahl zu der 100-PS-Version greifen, die dank eines Turboladers immerhin 160 Newtonmeter Drehmoment erzeugt und im Fahrbetrieb ein durchaus ansehnliches Temperament erkennen lässt. Geschaltet wird das serienmäßige Fünfgang-Getriebe dort mit einem knackig-kurzen Stummelhebel.
Die 130-PS-Topmotorisierung ist dagegen mit einem siebengängigen Doppelkupplungsgetriebe verbunden, das auch manuell über Schaltpaddel bedient werden kann. Außerdem schöpft der Motor seine Kraft aus vier Zylindern. Das neu entwickelte Aggregat hat 1,33 Liter Hubraum und gibt maximal 240 Newtonmeter Drehmoment an die Kurbelwelle ab. Das soll laut Hersteller für einen Sprint in neuen Sekunden von Null auf 100 km/h reichen und für 200 km/h Endgeschwindigkeit. Damit könnte der Clio auf der Überholspur schon ordentlich auftrumpfen. Leistungshungrige Kunden werden aber sicher noch auf eine "RS"-Version warten, mit der fest gerechnet wird.
Man muss schon genau hinsehen, um die rundum geschärften Karosserielinien zu erkennen. Die ansteigende Seitenlinie ist charakterstark, es blieb wie beim Vorgänger bei den am Scheibenwinkel der C-Säule senkrecht angebrachten hinteren Türgriffen. Das Design-Team um Laurens van den Acker hat die Frontpartie markanter gestylt und mit ihrem bogenförmigen Tagfahrlicht dem Familiengesicht angepasst. Einen Ausstattungsakzent gegenüber den Wettbewerbern setzt Renault mit Voll-LED-Scheinwerfern, die schon beim Basismodell zur Serienausstattung gehören.
Mit der Golfklasse mithalten kann auch das Kofferraumvolumen, das auf 391 Liter wuchs. Der Vorgänger konnte nur 330 Liter bieten. Um die Nähe zu den "Großen" glaubwürdig zu dokumentieren, gibt es für den Clio ein komplettes Angebot an Komfort- und Assistenzsystemen. Mit dem hochkant stehenden 9,3 Zoll-Monitor für das Multimediasystem nähert sich der Clio der bereits bei den Modellen Espace und Talisman geübten Praxis an. Per SIM-Karte ist das Auto ständig online und kann daher die in der Umgebung geltenden Spritpreise mit roter Unterlegung für "teuer" und grüner für "günstig" abbilden.
Der 100-PS-Dreizylinder tat sich bei der Testfahrt durch eine für diese Motorenart untypische ruhige Gangart hervor. Er baut zügig Drehmoment auf, sollte aber lieber mit einem Sechsgang-Getriebe kombiniert werden, damit man niedrigere Drehzahlen erreichen kann. Der 130-PS-Benziner spielt seinen Leistungsvorteil willig aus, während das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geschmeidig schaltet und im Sportmodus angemessen hoch ausdrehen lässt. Ohne Dynamikeinbußen ließe sich der Dreizylinder mit knapp über fünf, der Vierzylinder mit 6,2 Litern, hochgerechnet auf 100 Kilometer bewegen.
So selbstbewusst die Renault-Verantwortlichen die Eigenschaften des neuen Clio priesen, so verschwiegen gaben sie sich, wenn es um die Preise geht. Die Preisliste beginnt nun bei 12.990 Euro.



