Ludwigshafen

BASF erwartet weiter schwache Nachfrage

Direkt Auswirkungen sind nach Angaben des Unternehmens zwar begrenzt. Dennoch spüren die Ludwigshafener die Folgen des Konflikts.

30.07.2025 UPDATE: 30.07.2025 03:33 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Chemische Industrie
Weltgrößter Chemiekonzern BASF: Zölle haben indirekte Auswirkungen. (Archivbild)

Von Barbara Klauß

Ludwigshafen. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF stellt sich angesichts der trüben Weltkonjunktur auf anhaltend schwache Geschäfte ein. Trotz der Einigung zwischen den USA und der Europäischen Union im Zollstreit rechnen die Ludwigshafener weiterhin mit einer schwachen Nachfrage. "Die Verunsicherung in der Wirtschaft wird nicht so schnell verschwinden", sagte BASF-Chef Markus Kamieth am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal. Seiner Ansicht nach liegt das auch daran, dass viele Einzelheiten im Abkommen zwischen den USA und der EU noch offen seien.

Die direkten Auswirkungen der Zölle auf den Konzern seien zwar begrenzt, sagte Kamieth, da das Unternehmen lokal für die jeweiligen Märkte produziere. Doch gilt die Chemiebranche – und mit ihr der Branchenprimus BASF – als Seismograf für die Wirtschaft, da ihre Produkte in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Und im Moment ist die Unsicherheit in der verarbeitenden Industrie und bei den Konsumenten wegen der Handelskonflikte groß.

Noch im Frühjahr hatte die Branche, die schon länger unter einer Nachfrageschwäche und gesunkenen Preisen leidet, auf eine leichte Erholung gehofft. Nun aber geht die gesamte Branche trotz der Zolleinigung von einer weiteren Verschlechterung aus, wie eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands VCI zeigt. Die BASF hatte schon Mitte Juli vorläufige Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt und das Jahresziel für den operativen Gewinn gesenkt.

Beim Chemieriesen laufen bereits umfangreiche Sparprogramme. Die beschleunigt der Vorstand noch: Bis Ende 2025 erwarte das Unternehmen nun jährliche Einsparungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro, wie Finanzchef Dirk Elvermann am Mittwoch sagte. Das sind 100 Millionen Euro mehr als zuletzt angepeilt. "Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, bis Ende 2026 jährliche Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro zu erreichen", so Elvermann.

Im Fokus steht vor allem das Stammwerk in Ludwigshafen – der größte Verbundstandort und das größte Sorgenkind des Konzerns. Das Werk ist nicht ausgelastet und seine Wettbewerbsfähigkeit zu gering. Einige Anlagen, etwa die TDI-Fabrik und eine der beiden Ammoniak-Produktionen, wurden bereits stillgelegt. Weitere Stilllegungen schloss Konzernchef Kamieth erneut nicht aus.

Teil der Sparprogramme ist auch der Abbau von Stellen. Konkrete Zahlen nennt der Vorstand hierzu nicht. Ende 2024 waren im Stammwerk noch 33 370 Menschen beschäftigt – 843 weniger als ein Jahr zuvor. Wie viele es aktuell sind, dazu gibt es keine Angaben.

Allerdings verhandeln Unternehmen und Betriebsrat derzeit über einen neuen Standortsicherungsvertrag für das Stammwerk, der die Beschäftigten vor betriebsbedingten Kündigungen schützen und Investitionen in das Werk festschreiben soll. Der alte Vertrag läuft am Jahresende aus.

Zudem plant der Konzern, Geschäftsteile zu verkaufen und die Agrarsparte an die Börse zu bringen. Man habe zahlreiche Angebote von Finanzinvestoren und strategischen Investoren für die gesamten Coatings-Aktivitäten erhalten, sagte Konzernchef Kamieth. Der Prozess laufe wie geplant. Zu diesem Geschäft gehören unter anderem Fahrzeuglacke, Autoreparaturlacke und Oberflächentechnik. Auch bei den Börsenplänen für das Agrochemiegeschäft kommt das Unternehmen voran. "Wir streben weiterhin an, bis 2027 alle internen Vorbereitungen für einen erfolgreichen Börsengang abgeschlossen zu haben", erklärte Kamieth.

Trotz der Rückgänge gehörte die Aktie des Konzerns am Mittwochmittag mit einem Plus von rund eineinhalb Prozent zu den Gewinnern im Dax. Im bisherigen Jahresverlauf hinkt das Papier aber mit einem Plus von knapp fünf Prozent dem Leitindex deutlich hinterher. Dieser zog um mehr als ein Fünftel an. Noch schlechter sieht die Zehn-Jahres-Bilanz aus. Seit dem Sommer 2015 fiel der Kurs des Unternehmens um mehr als 40 Prozent. Wegen der schwachen Entwicklung liegt BASF mit einem Börsenwert von rund 40 Milliarden Euro nur noch im Mittelfeld der 40 Dax-Titel. Vor zehn Jahren gehörte BASF mit mehr als 70 Milliarden noch zu den Top Ten.

Eine Information dürfte das Interesse der Anlegerinnen und Anleger am Mittwoch noch geweckt haben: Der Chemiekonzern kündigte an, dass die Hauptversammlung in den kommenden vier Jahren jährlich abwechselnd in Präsenz und virtuell stattfinden soll. In diesem Jahr hatte BASF für das Aktionärstreffen zum ersten Mal das virtuelle Format genutzt.