"Bilfinger ist wieder stabil und erfolgreich"
Der neuer Chef Thomas Schulz blickt optimistisch in die Zukunft. Auch die Aktionäre sehen den Industriedienstleister auf einem gutem Weg.

Von Barbara Klauß
Mannheim. Die Zeichen stehen auf Neuanfang beim Mannheimer Industriedienstleister Bilfinger: Nicht nur, weil sich der neue Chef Thomas Schulz bei der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch erstmals den Aktionärinnen und Aktionären vorstellte und seine Ideen für die Zukunft skizzierte. Sondern auch, weil Bilfinger unter der Interims-Chefin und Finanzvorständin Christina Johansson etliche Altlasten beseitigen konnte und bei der Neuaufstellung ein großes Stück vorangekommen ist. "Bilfinger ist heute wieder stabil und erfolgreich", sagte Schulz.
Insgesamt habe sich das Bild deutlich aufgehellt, erklärte auch Mark Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in einer Video-Botschaft. Johansson attestierte er, eine gute Interims-Chefin gewesen zu sein. "Die Zahlen zeigen alle in die richtige Richtung", sagte er. Auch der Ausblick sei positiver als zuletzt – "vor allem wenn man bedenkt, woher wir kommen". Nun gelte es, zur richtigen Zeit die richtigen Dienstleistungen anzubieten.
Der neue Chef Thomas Schulz, der das Amt am 1. März übernommen hat, ist zuversichtlich, dass Bilfinger das gelingen wird. "Wir blicken optimistisch in unsere Zukunft", sagte er bei der Aktionärsversammlung – trotz all der Krisen und Herausforderungen, vor denen derzeit alle stünden. So sieht Schulz etwa im Thema Nachhaltigkeit großes Potenzial: Bilfinger könne seine Kunden dabei unterstützen, ihre Anlagen effizienter und nachhaltiger zu betreiben. Das eröffne langfristige und nachhaltige Wachstumsmöglichkeiten, so Schulz. "Technologie", davon sei er überzeugt, "ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit!"
Auch mit dem Start ins laufende Geschäftsjahr zeigte sich der Bilfinger-Chef zufrieden: So sei der Auftragseingang gestiegen, vor allem in Europa. Für 2022 rechnet das Management daher mit einem deutlichen Umsatzwachstum und einer erheblichen Ergebnisverbesserung in allen drei Segmenten.
Unsicherheiten bleiben vor allem wegen der Krisen, die derzeit die Welt erschüttern: Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie rechnet Schulz nicht mit nachhaltigen Auswirkungen aufs Geschäft. Probleme in Lieferketten seien bisher nur vereinzelt aufgetreten, sagte er. Und auch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, den der Vorstandsvorsitzende ausdrücklich scharf verurteilte, wirke sich kaum auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens aus. Zwar habe man seit Beginn des Krieges keine neuen Aufträge in Russland angenommen und lasse die bestehenden auslaufen, doch habe der Umsatz sowohl in Russland als auch in der Ukraine bislang nur jeweils 0,4 Prozent des Konzernumsatzes ausgemacht. Dennoch machten sich die Kosten für den Rückzug aus dem Russland-Geschäft bemerkbar.Das operative Ergebnis verharrte deshalb auf dem Niveau des Vorjahres.
Wie sich diese Krisen weiter auswirken – das ist aus Sicht des Bilfinger-Chefs nicht abschätzbar. An den Mittelfristzielen des Unternehmens hält er dennoch fest.
Der traditionsreiche Konzern blickt auf schwierige Zeiten zurück. Unzählige Zukäufe und Korruptionsskandale hatten Bilfinger ins Trudeln gebracht. Nach dem Verkauf des Tafelsilbers, des Bau- und Immobilienservices, hatte der letzte CEO Tom Blades einen tiefgreifenden Konzernumbau eingeleitet. Verlustbringende Geschäfte wurden verkauft, Stellen abgebaut. Das Sparprogramm zeigte Wirkung, Bilfinger kehrte zuletzt in die Gewinnzone zurück. Nun sprach der neue Chef davon, künftig auch wieder durch Zukäufe wachsen zu wollen.
"Bilfinger hat in den letzten Jahren bewiesen, dass das Unternehmen schnell und agil reagieren kann", so Schulz. In einer sich so schnell ändernden Welt, sei das eine wichtige Grundlage für den Erfolg.