Treffen am Petersdom: Winfried Kretschmann und die deutsche Vatikan-Botschafterin Annette Schavan, ehemals Landeskultusministerin. Foto: Deck
Von Bettina Grachtrup
Rom. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat dem Malteserorden eine Zusammenarbeit in der Flüchtlingsarbeit angeboten. Bei einem Gespräch mit dem Großkanzler des Souveränen Malteserordens, Freiherr Albrecht von Boeselager, am Donnerstag in Rom hob er den großen Erfahrungsschatz des Ordens hervor, von dem Baden-Württemberg profitieren könne. Von Boeselager zeigte sich dafür offen. Der Malteserorden leistet in vielen Ländern humanitäre Hilfe. Da er politisch neutral auftritt, wird seine humanitäre Hilfe von Boeselager zufolge in vielen Konfliktregionen akzeptiert.
Der Souveräne Malteserorden sieht sich als eine der ältesten Institutionen der christlichen Zivilisation. Seit 1113 ist er ein religiöser Laienorden der katholischen Kirche und zugleich ein souveränes Völkerrechtssubjekt, auch ohne eigenes Staatsgebiet. Der Malteserorden unterhält diplomatische Beziehungen zu mehr als 100 Staaten und zur EU.
Kretschmann führte zum Auftakt seiner Rom-Reise politische Gespräche, unter anderem mit der Bürgermeisterin von Rom, Virginia Raggi. Kretschmann sprach ihr sein Beileid aus angesichts der 70 Bürger aus Rom, die vor rund einer Woche bei dem schweren Erdbeben in Zentralitalien ums Leben kamen. Insgesamt starben mehr als 290 Menschen.
Raggi, die der eurokritischen Fünf-Sterne-Bewegung angehört, ist seit wenigen Wochen im Amt. Sie kündigte nach Angaben von Kretschmanns Regierungssprecher an, unter anderem auch die Bürgerbeteiligung in Rom vorantreiben zu wollen. Zudem will sie den Einzelhandel stärken, um dem Sterben von kleinen Geschäften in Rom Einhalt zu gebieten.
Kretschmann und Raggi tauschten sich zudem über Umweltprobleme in der italienischen Hauptstadt aus. Kretschmann äußerte seine Verwunderung darüber, dass die Stadt, die mit Müllproblemen kämpft, keine Müllverbrennungsanlage hat. Kretschmann verabschiedete sich mit den Worten: "Sofern wir katholisch sind, ist Rom unser aller Hauptstadt."
Am Freitag hat der Regierungschef eine Privataudienz bei Papst Franziskus. Seine rund 20-köpfige Delegation, zu der auch der evangelische Innenminister Thomas Strobl (CDU) zählt, ist seit Mittwoch in Rom. Am Donnerstagabend wollte sie im Petersdom an einer Messe zum Tag zur Bewahrung der Schöpfung teilnehmen. Zudem stand ein Besuch in den Vatikanischen Museen auf dem Programm.