Heilbronn

Neue Chancen und mehr Tempo am Lerchenberg

Die Stimmung und die Chancen für das Projekt "Erlebnisweg" steigen. OB Mergel und Stadträte informieren sich vor Ort.

13.12.2021 UPDATE: 14.12.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Wolf Theilacker (li.) und Helmuth Etzler sprachen mit Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (r.) über das Potenzial eines „Erlebniswegs Lerchenbergtunnel“ und über das weitere Vorgehen. Foto: Brigitte Fritz-Kador

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Auch wenn es um die Zukunft Heilbronns als Radfahrer-Stadt ging, es war auch eine Reise in die Vergangenheit, zu der der Verein "Erlebnisweg Lerchenbergtunnel" den Gemeinderat eingeladen hatte. Oberbürgermeister Harry Mergel, einige wenige Stadträte und auch Aktive des Vereins waren dann, trotz des nasskalten Wetters, doch der Einladung des Vereins gefolgt und zum Treffpunkt in Sontheim gekommen. Von dort aus sollte vorgeführt werden, was der Verein als sein Ziel schon seit Jahren verfolgt: Das fehlende Bindeglied der Trasse der ehemaligen Bottwartalbahn auszubauen, für einen Radweg, der dann, im verwirklichten Idealfall, von Marbach am Neckar bis zum Lerchenberg im Heilbronner Osten oder sogar bis zum Pfühlpark gehen könnte.

Der Weg würde nicht nur Heilbronner Stadtteile auf zwei Rädern verbinden, samt Hochschule und Freizeiteinrichtungen, sondern sicher auch touristisch einiges bieten. Ein Teil der Trasse (vom Südviertel bis zum Silcher-Karree im Osten) ist schon ausgebaut und wird von Radfahrern wie Fußgängern gut angenommen. Das Ende, am ehemaligen Bahnübergang Silcherstraße und an der Einfahrt in den Lerchenbergtunnel, muss er aber dort nicht haben. Vereinsvorstand und Grünen-Stadtrat Wolf Theilacker sagte schon vor einem Jahr: "Die Menschen, nicht nur am Südbahnhof, fragen sich zu Recht, warum der Weg abrupt am Silcher-Karree endet, obwohl die Trasse bis zum Pfühlpark weitergeführt werden könnte. So könnte den Städtern gleichzeitig ein Stück Natur wieder zugänglich gemacht werden."

Dass der Verein nach jahrelangem Bemühen jetzt so aufs Tempo drückt, hängt damit zusammen, dass die Zeichen für die Verwirklichung der Pläne gerade günstig sind, aber auch Zeitdruck herrscht. Theilacker schätzt, dass man, dank gerade noch laufender Subventionen (EU-Mittel), 80 bis 90 Prozent der Kosten abdecken könnte. An der Stadt würden, Stand heute, ungefähr noch 400.000 Euro hängen bleiben.

Der Verein setzt sich auch schon seit Längerem für die Aufnahme des "Erlebnisweg Lerchenbergtunnel" in das Mobilitätskonzept 2030 ein, also für die Anmeldung der Bottwarbahn-Trasse zur Förderung als sicherer Fuß/Rad-Direktverbindung fernab vom Autoverkehr und nah an der Natur (Sontheimer Landwehr – Rathenauplatz) und damit auch für den Erwerb des Tunnels (von der Deutschen Bahn) mit dem Ziel der Nutzung als Fuß- und Radweg. Der würde dann von der Silcherstraße bis zur Jägerhausstraße, den Pfühlpark und zum Literaturhaus führen. Damit würde auch der kulturhistorische und stadtgeschichtliche Aspekt zum Tragen kommen, denn auch die Einbindung des Industriedenkmals "Lerchenbergtunnel" in den Erlebnisweg würde diese Bezeichnung rechtfertigen.

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Überdies könnte der Weg auch Heilbronner Industriegeschichte nacherlebbar gemacht werden, führt er doch am Gelände von Knorr vorbei und entlang der Schienen, auf denen früher Material angeliefert wurde, auch für die Seifenfabrik Flammer, oder die Rüben für die frühere Zuckerfabrik am Rosenberg. Rainer Hinderer, Fraktionsvorsitzender der SPD, und auch sein Kollege Dr. Albrecht Merkt (CDU) halten es für nicht unwahrscheinlich, dass sich hier doch etwas bewegt, auch wenn CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Randecker vergangenes Jahr noch von einem "Luftschloss" sprach.

Das 700 Meter lange Streckenteil, um das es bei der Vervollständigung geht, ist fast vollständig im Besitz der Stadt, wenngleich Teile davon "privat" akquiriert wurden, etwa um eine Art "Containerterminal anzulegen oder sein Gärtchen etwas zu vergrößern. Entlang der Strecke besteht die Bebauung zu einem großen Teil aus Einfamilienhäusern, ein Parkplatz dort bringt der Stadt Mieteinnahmen.

Doch auch dann, wenn der Großteil der Strecke, freundlich formuliert, eine Mischung aus Biotop und Müllhalde ist, liegen Helmuth Etzler und Theilacker nicht falsch, wenn sie diese Strecke als einen "Schatz" bezeichnen, der noch gehoben und gestaltet werden muss. Im Hinblick auf die Förderung müsste dies bis zum September geschehen. Für eine fachmännische und gutachterliche Untersuchung des Lerchenbergtunnels selbst sind ja bereits 120.000 Euro bewilligt worden.

OB Mergel dämpfte die Hoffnungen etwas: Er verwies auf die Entscheidungsbefugnis des Gemeinderates und auch auf "dringlichere Aufgaben" der Stadt. Der Haushaltsplan wird zurzeit erarbeitet, man wird sehen, ob das Projekt hier eine Rolle spielt. Denn eines ist auch nicht zu übersehen: Der politische Druck ist da. Der OB-Wahlkampf steht unmittelbar bevor; Wahltermin ist der 6. Februar. Bei der Begehung war auch Mergels bisher einziger Gegenkandidat dabei, Dr. Raphael Benner, Fraktionsvorsitzender der AfD, unterstützt von weiteren AfD-Stadträten.

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