Ab Januar kann es Streiks bei Bus und Bahn geben
Sind Überstunden günstiger als neue Kollegen? Warum Verdi jetzt höhere Zuschläge im Nahverkehr fordert – und was auf Bus- und Bahnfahrer in Baden-Württemberg zukommt.

Stuttgart. (dpa/lsw) Für Fahrgäste in Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) dürfte das Jahr turbulent beginnen: In sämtlichen Bundesländern stehen dann Tarifverhandlungen in der Branche an - in Baden-Württemberg sind sieben kommunale Nahverkehrsbetriebe mit 6500 Beschäftigten betroffen.
Die Friedenspflicht endet zum 1. Januar. Danach sind Arbeitskämpfe möglich. Bei den vorigen Tarifrunden legten Warnstreiks in vielen Bundesländern immer wieder den kommunalen Nahverkehr lahm, oft über mehrere Tage.
Welche Städte im Fokus liegen
Es geht um die Beschäftigten in Stuttgart, Karlsruhe, Heilbronn, Freiburg, Baden-Baden, Esslingen und Konstanz. Für sie verhandelt Verdi mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) im Südwesten.
Die Gewerkschaftsvertreter übergaben ihre Forderungen an die Arbeitgeberseite. Es geht um den sogenannten Manteltarifvertrag, der neu ausgehandelt wird, in dem die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten festgelegt ist. Verdi fordert unter anderem die Anhebung des Nachtzuschlags, des Sonntagzuschlags, Zulagen entsprechend der individuellen Entgeltstufe, eine Anhebung des Überstunden- sowie des Samstagszuschlags.
Nach Angaben der Gewerkschaft liegt aktuell der Stundenlohn für Überstunden ohne Zuschläge unterhalb des regulären Stundenlohns. Faktisch sei deshalb Mehrarbeit für die Arbeitgeber günstiger als zusätzlicher Personaleinsatz.
Verdi-Verhandlungsführer Jan Bleckert sagte, ein attraktiver ÖPNV brauche attraktive Arbeitsbedingungen, sonst breche das Personal weg. "Für geleistete Mehrarbeit braucht es auch wirklich mehr Bezahlung. Für zusätzliche Belastungen im Schichtdienst braucht es faire Zuschläge. Wenn der Ausnahmebetrieb zur Regel wird, machen die Zuschläge den Unterschied."



