Eklat beim Wahlkampf
In der Gemeinde Mauer im Elsenztal lösten Kandidaten der "Partei" einen Eklat aus. Bei der Kandidatenvorstellung zu der am Sonntag stattfindenden Bürgermeisterwahl entzog der Wahlausschuss drei der fünf "Partei"-Bewerber das Rederecht, was die rund 800 Zuschauer mit Applaus unterstützten. Das Publikum hatte zuvor die Reden der einheitlich in "Partei"-Uniform gekleideten Kandidaten immer wieder mit Buh-Rufen und Pfiffen unterbrochen. Eine Bewerberin setzte sich "angesichts der männerlastigen Veranstaltung" eine Brille mit einem Kunststoff-Penis auf die Nase. Ein Kandidat verunglimpfte nach Ansicht des Ausschusses den früheren Bürgermeister und ein weiterer wollte die abgebrochene Rede der Bewerberin weiter verlesen. Die fünf Kandidaten der "Partei" fielen auch negativ auf, weil sie während der Reden anderer Kandidaten lachten und Einhorn-Plüschtiere aufgestellt hatten.
Abstimmung über den Betriebshof
In Heidelberg sitzt seit der Kommunalwahl im Mai 2019 Björn Leuzinger für die "Partei" im Gemeinderat. Seine Stimme war bei der Abstimmung über die Verlagerung des Bus- und Straßenbahnbetriebshofs vom heutigen Standort auf den Großen Ochsenkopf die entscheidende Stimme. Bei der Abstimmung befragte Leuzinger das "Welde-Orakel": Wie zuvor angekündigt zog er den Kronkorken einer Bierflasche ab. Im Deckel stand das Wort "Ja", also stimmte er mit "Ja" – und erntete viel Unverständnis.
Spaß-Kampagnen
Björn Leuzinger wäre wohl nicht Stadtrat in Heidelberg geworden, wenn er die Oberbürgermeisterwahl in Weinheim gewonnen hätte. Im Juni 2018 warf er dort seinen Hut in den Ring. Vor allem sein Auftritt bei der Kandidatenvorstellung blieb in Erinnerung. Die "Partei" wolle Erstwähler, "nicht Letztwähler wie die CDU", erklärte er. Und er forderte, die Stadthalle künftig mit dem Bier einer lokalen Brauerei zu versorgen anstatt "Gesöff" aus Mannheim auszuschenken.
In Hirschberg trat Frederik Heil bei der Bürgermeisterwahl 2019 für die "Partei" an. Der damals 39-Jährige wollte sich für eine Zeppelin-Verbindung zwischen Hirschberg und Heidelberg einsetzen. Zudem forderte er eine Mauer zwischen Leutershausen und Großsachsen.
Tätigkeit im Europaparlament
Gegründet wurde die "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative" (PARTEI) 2004 von Martin Sonneborn. Der frühere Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic" sitzt seit 2014 als Abgeordneter im Europaparlament – seit 2019 zusammen mit dem aus der "heute-show" bekannten Kabarettisten Nico Semsrott. Beide wollen sich unter anderem für eine "Ossi-Quote in Führungspositionen" oder "Artenschutz für die SPD" einsetzen. In den Europawahlkampf startete die "Partei" mit dem Slogan "Für Europa reicht’s". Im November 2018 sorgte Sonneborn mit einer kurzen Rede für Aufsehen: "Ich muss mich entschuldigen, ich habe gar keine Rede vorbereitet. Ich habe die Redezeit nur beantragt, weil sie sonst an Udo Voigt von der NPD gefallen wäre”, sagte der Satiriker und erntete Beifall.