Hintergrund Heilbronn Weindorf Auslese Moria

11.09.2020 UPDATE: 11.09.2020 06:00 Uhr 57 Sekunden

Heilbronn und das Flüchtlingsdrama auf Lesbos

Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel sprach in seiner Eröffnungsrede zur "Weindorf-Auslese" auch das derzeitige Flüchtlingselend auf der Insel Lesbos an: "Unsere Verantwortung endet nicht an der eigenen Grundstücksgrenze oder irgendwelchen Ländergrenzen. Was in diesen Tagen im Flüchtlingslager Moria passiert, lässt uns – lässt auch mich – nicht unberührt. Ich appelliere dringend an die Bundesrepublik, mit einer humanitären Geste voranzugehen und den notleidenden Flüchtlingen unbürokratisch und schnell zu helfen: Wir in Heilbronn sind bereit dafür, unseren Beitrag zu leisten."

In der Diskussionsrunde nahm Holger Gayer den hier zugespielten Ball auf und fragte Hans-Joachim Fuchtel, wie man in dieser Situation "dem hohen C im Parteinamen" nachkäme. Der CDU-Staatssekretär war jahrelang als "Griechenland-Beauftragter" der Bundesregierung vor Ort gewesen. Doch statt einer konkreten Aussage bevorzugte er diplomatische Floskeln. Unter anderem mit dem Hinweis, dass dies eine Gemeinschaftsaufgabe der EU sei. Konkreter war zuvor der Heilbronner Bundestagsabgeordnete Alexander Throm (CDU) geworden: "Forderungen nach einseitigem Handeln von Deutschland zur Flüchtlingsaufnahme sind auch jetzt nicht der richtige Weg. Es braucht ein konzertiertes Handeln der EU-Staaten. Ich erwarte, dass die Kommission von Ursula von der Leyen jetzt schnell handelt. Die Menschen in Griechenland brauchen jetzt Hilfe."

Zeitgleich mit der Aussage Mergels zur Aufnahmebereitschaft von Flüchtlingen in Heilbronn machte ein Brief Schlagzeilen, in dem zehn deutsche Städte das gleiche Angebot an die Bundeskanzlerin richteten. Wäre die Absicht für dieses Anschreiben in Heilbronn bekannt gewesen, so heißt es auf Nachfrage, hätte es Mergel auch unterzeichnet. (bfk)