Die Handhabung der Kupferkessel wurde zur Millimeterarbeit. Foto: Pfeifer
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Die Biertanks sind da, auch die beiden Braukessel, in denen künftig Pils, Weizen- oder Festbier angesetzt werden können, stehen bereits. "Wir müssen jetzt abwarten, wann wir tatsächlich öffnen können", erklärt Thomas Brieden, der Geschäftsführer vom "Brauhaus Freihof" in Wiesloch.
Schon seit Monaten laufen die Vorbereitungen in dem historischen Gemäuer, das 1340 erstmals erwähnt wurde. Es wurde umgebaut, die Küche auf den neusten Stand gebracht, Leitungen verlegt und sogar im Außenbereich, dem Freisitz, liefen bereits Aktivitäten für die wärmere Jahreszeit. "Wir gehen mal davon aus, dass es Ostern wird, bevor wir hier bei uns die ersten Gäste begrüßen dürfen", befürchtet Brieden.
Eigentlich war die Eröffnung bereits für Dezember fest im Terminkalender vermerkt, wegen des Lockdowns jedoch gab es statt gemütlicher Kommunikation und leckerem Essen nur "Bier to go". Dieses war in einer befreundeten Brauerei in Karlsruhe hergestellt worden, denn die Anlieferung des eigenen Equipments für Wiesloch hatte sich verzögert. "Die Tanks und auch die Brauanlage selbst kamen aus China und dies per Zug nach München",
"Es war Millimeterarbeit"
berichtet Braumeister Kevin Roster. Zwischengelagert wurde die Gerätschaft zunächst in Waghäusel, um von dort per Lastwagen nach Wiesloch transportiert zu werden. Dies geschah in den vergangenen Tagen.
Die Anlieferung der Brauanlage zum Wieslocher Brauhaus Freihof gestaltete sich enorm aufwendig. Foto: PfeiferUm die insgesamt acht Tanks in den oberen Bereich des Anwesens zu bringen, wurde eigens ein Gerüst am Freihof angebracht. Schwieriger war da schon die Handhabung der beiden Kupferkessel, die im Eingangsbereich des Lokals aufgestellt wurden. Es war echte Millimeterarbeit, um die beiden Braukessel durch die Tür zu bringen. Mit einem Kran waren sie zuvor in Position gebracht worden. "So um den 22. Februar, wenn dann alle Anschlüsse angebracht sind, können wir mit dem Brauvorgang loslegen", informiert Roster. Dann dauert es etwa vier bis fünf Wochen, bis es dann heißen kann "Es ist angezapft".
"Wir haben inzwischen bereits mehr als 1500 Liter verkaufen können", schildert der Braumeister. Pils und ein dunkleres Festbier standen zur Verfügung und der "An-der-Tür-Verkauf" soll alsbald weitergehen, dann wird zunächst als Zwischenlösung erneut aus Karlsruhe angeliefert. Mittelfristig ist angedacht, neben dem klassischen Pils in der wärmeren Jahreszeit Weizen ins Angebot aufzunehmen, aber auch Rauchbier, Dinkelbier oder gar Kölsch können abwechselnd gebraut werden. Die Küche ist derzeit noch kalt, zwischendurch hatte man Speisen zum Abholen angeboten.
Geschäftsführer Thomas Brieden zeigte sich zufrieden. Foto: Pfeifer"Das werden wir wieder aufnehmen", verspricht Thomas Brieden. Auf der Karte sollen Produkte aus der Region vorherrschen, rustikal, gesellig, und gemütlich wird es nach seinen Vorstellungen dann in den unterschiedlichen Räumlichkeiten zugehen. Insgesamt stehen im Haus selbst und dem Freisitz mehr als 300 Plätze zur Verfügung und an mehreren Stellen im Haus sind jeweils eigene Zapfanlagen installiert.
Die beiden Inhaber Bernhard Zepf und Alex Schneider kehren nun in jenes Domizil zurück, in dem Zepf sich 1989 nach eigenem Bekunden "einen Jugendtraum" erfüllt hatte. Für Zepf und Schneider war dann Ende 1998 Schluss in Wiesloch. Die beiden hatten Jahre zuvor eine GmbH gegründet (Zepf & Schneider) und betreiben bis heute das Restaurant "Backmulde" in Heidelberg. Zepf selbst zog es nach seiner ersten Wieslocher Zeit nach Ettlingen, um dort im Hotel "Erbprinz" als Eigentümer und Geschäftsführer einzusteigen.
Eröffnung um Ostern?
Der Freihof in Wiesloch verfolgte ihn aber weiterhin. 2006 wurde Zepf vom damaligen Wieslocher Rathauschef Franz Schaidhammer gefragt, ob er den Freihof denn nicht kaufen möchte. "Die Entscheidung fiel schnell, ich sagte ja", so Zepf. Allerdings betrieb er das Haus nicht mehr selbst, es wurde verpachtet. Jedoch konnten nicht all jene, die sich dort versuchten, überzeugen. Die Folge: Der Freihof schloss 2017 seine Pforten und stand zum Verkauf. Interessenten gab es zwar, aber keiner war bereit, den geforderten Preis zu zahlen. "Und so haben Alex und ich im Vorjahr beschlossen, selbst wieder hier einzusteigen", erläutert Zepf.
Jetzt heißt es also abwarten, bis die Corona-Zahlen eine Eröffnung ermöglichen. Mit Essen zum Abholen "wollen wir Werbung in eigener Sache betreiben und die Zeit bis zum eigentlichen Start überbrücken", erklärt Geschäftsführer Thomas Brieden.