Für mehr Artenreichtum will Walldorf den Rückbau von Schottergärten fördern und die Bürgerinnen und Bürger bei der Wiederbegrünung beraten. Symbolfoto: Carmen Jaspersen/dpa
Von Sebastian Lerche
Walldorf. Das Land hat Schottergärten verboten, sie gelten als lebensfeindlich, schlecht für die Artenvielfalt und auch das lokale Klima. Auf den Bestand hat das diesbezüglich geänderte Naturschutzgesetz keine Auswirkungen, jetzt dürfen nur keine Schottergärten mehr neu angelegt werden. Wer sich in Walldorf trotzdem entschließt, seinen Garten zu entsiegeln und zu begrünen, was aufwendig und teuer werden kann, erhält jetzt Unterstützung von der Stadt.
Die SPD-Fraktion im Gemeinderat hat beantragt, den Rückbau von Schottergärten zu fördern. Die Stadt verfügt bereits über ein Förderprogramm zur Entsiegelung von Flächen: Wenn Beton, Asphalt oder fugenloses Pflaster entfernt werden und Pflanzen an ihre Stelle treten, werden 15 Euro pro Quadratmeter, höchstens jedoch ein Viertel der nachgewiesenen Kosten, gedeckelt auf maximal 1300 Euro, ausgezahlt. Im Fall der Schottergärten lautete der Vorschlag – orientiert an einer Aktion der Stadt Bielefeld – auf eine Förderung von maximal 500 Euro, aber nur bei Flächen ab zehn Quadratmetern. Sie wird bei Schottergärten fällig, die zum Stichtag 31. August 2020 schon bestanden.
Die Grünen hatten Bedenken, weil sie diesbezüglich eine Rechtsunsicherheit wahrnahmen: So gebe es die Auffassung, dass Schottergärten schon seit den 1980er-Jahren gemäß Landesbauordnung verboten seien. Sie beantragten eine Vertagung. Nachdem die bei drei Ja- und 15 Nein-Stimmen abgelehnt worden war und nach einer kurzen Diskussion stimmte der Rat mit elf Mal Ja, vier Mal Nein und drei Enthaltungen zu. Die Verwaltung schlug auch vor, dafür zu werben und zu fördern, dass nur von Rindenmulch oder Holzhackschnitzeln bedeckte Gartenareale begrünt und belebt werden.
Wichtig, so Andrea Schröder-Ritzrau für die SPD, seien Begleitung und Beratung der Bürgerinnen und Bürger: Vorzugsweise sollte die Stadt Vorschläge machen, welche Bepflanzung geeignet sei. Dann werde es richtig gemacht und die Natur habe auch einen echten Mehrwert. Die Bürokratie sollte sich auch in Grenzen halten, ergänzte sie: Ein Förderantrag sollte nicht zuviel Aufwand bereiten – das meinte sie vor dem Hintergrund, dass Walldorf den Bestand an Schottergärten nicht erhoben hat, also auf schlüssige Angaben der Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist.
Uwe Lindner (CDU) meinte, es gebe viele Gründe, die "Steinwüsten wieder zu begrünen", doch müsse man auf Freiwilligkeit setzen, daher befürworte man den Antrag.
"Klar ist: Die Schottergärten müssen weg", sagte Maximilian Himberger (Grüne). Doch sollte das nicht gefördert werden. Er verwies auf die bereits vor dem expliziten Verbot gültige Landesbauordnung, die Schottergärten ausschloss, und das bereits seit Jahrzehnten. Man könne eine Rückbau-Förderung nicht befürworten, wenn doch die Schottergärten vorher bereits illegal gewesen seien und gar nicht hätten angelegt werden dürfen.
Ähnlich sah es Günter Willinger: Wenn sie doch vorher schon nicht rechtmäßig gewesen seien, müssten alle Schottergärten von den Eigentümern zurückgebaut werden. Anstatt einer finanziellen Förderung hielt Willinger Gutscheine für geeignete Pflanzen für sinnvoller.
Stadtbaumeister Andreas Tisch erläuterte, dass man es in Walldorf tatsächlich nicht beim Verbot belassen wolle: Man sei in Kontakt mit dem Naturschutzbund, um den Bürgerinnen und Bürgern Vorschläge für einen artenreichen Garten zu machen, etwa mittels einer Informationsveranstaltung im Frühjahr: Positive Beispiele sollten die Menschen inspirieren.
Bürgermeisterin Christiane Staab ergänzte, dass man den Rückbau rechtswidrig angelegter Schottergärten nicht fördern wolle. Daher werde man prüfen, ob ein bestehender Schottergarten schon gegen die Landesbauordnung verstoßen habe. Eigentlich falle das in die Zuständigkeit der Unteren Baurechtsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises – bisher, erinnerte sie, habe es aber bezüglich eines Schottergarten-Verbots einen Dissens zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium gegeben, auch in Walldorf "könnte es da Grauzonen geben".